Pia musste eine tückische Krankheit bekämpfen
"Für uns ist sie eine ganz große und mutige Heldin"

Pia hat den Kampf gegen die „Aplastische Anämie“ gewonnen. | Foto: privat
  • Pia hat den Kampf gegen die „Aplastische Anämie“ gewonnen.
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Bretten-Rinklingen (swiz)  „Für mich ist unsere Tochter eine ganz große und mutige Heldin“, sagt Simone Mayer aus dem Brettener Stadtteil Rinklingen, wenn sie auf die zurückliegenden rund eineinhalb Jahre blickt. Denn in dieser Zeit hat ihre Tochter Pia den schwersten Kampf ihres noch jungen Lebens gegen die tückische Krankheit „Aplastische Anämie“ geführt. Bei der Erkrankung kommt es zu einem drastischen Rückgang der blutbildenden Stammzellen im Knochenmark, was wiederum zu einer Verminderung sämtlicher Blutzellen und somit zu einer Blutarmut führt.

"Ich wusste, dass da etwas nicht stimmt"

Doch bis zu dieser Diagnose, so erzählt die Mutter im Gespräch bei der Brettener Woche, hatte es lange gedauert. Kurz vor Weihnachten 2021 hatten sie und ihr Mann bei ihrer Tochter blaue Flecken und kleine Einblutungen an den Armen entdeckt. „Ich wusste, dass da etwas nicht stimmt und bin dann mit Pia zum Kinderarzt“, erinnert sich Mayer. Dieser untersucht Pia und meldet sich noch am Abend bei der Familie. „Dann hieß es, wir sollen sofort zu weiteren Untersuchungen mit unserer Tochter ins Krankenhaus. Da malt man sich dann ja schon die schlimmsten Szenarien aus“, so Simone Mayer. Nach weiteren Untersuchungen wird zunächst ausgeschlossen, dass Pia an Leukämie erkrankt ist. Ein kurzer Moment der Erleichterung für die vierköpfige Familie. Doch im neuen Jahr verschlechtern sich die Blutwerte des Mädchens weiter und nach einer erneuten Knochenmarkpunktion folgt dann die erschütternde Diagnose: Die damals Neunjährige hat eine schwere aplastische Anämie.

Medikamente müssen Immunsystem schwächen

Danach geht es schnell. Pias Eltern recherchieren zu Behandlungsmöglichkeiten und Experten auf diesem Gebiet und entscheiden schließlich, Pia zur europaweit führenden Spezialklinik nach Freiburg zu bringen. Dort beginnt das Mädchen mit einer immunsuppressiven Therapie. Dabei handelt es sich um eine Behandlung, bei der Medikamente eingesetzt werden, um das Immunsystem zu schwächen oder zu unterdrücken. So soll verhindert werden, dass das Immunsystem den eigenen Körper angreift, wie es bei bestimmten Autoimmunerkrankungen der Fall sein kann.

"Drei- bis fünfmal in der Woche nach Freiburg und zurück"

"Für diese Therapie und regelmäßige Bluttransfusionen haben wir Pia drei- bis fünfmal in der Woche nach Freiburg und wieder zurückgefahren. Hinzu kamen stationäre Aufenthalte aufgrund von Infekten", erinnert sich ihre Mutter. Und gibt zu: "Irgendwann konnten wir einfach nicht mehr." Auch weil die Therapie damals nicht wie gewünscht anschlägt. Im Gegenteil: Durch den Einfluss der starken Medikamente, die während der Behandlung verabreicht werden, leiden zunehmend die Nieren des kleinen Mädchens. Im Juni/Juli des vergangenen Jahres ist dann klar: Pia braucht einen Stammzellenspender.

Initiative "Gemeinsam für Pia" gegründet

Freunde, Bekannte und andere Unterstützer von Pias Familie hatten bereits im Frühjahr gemeinsam mit der Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) die Initiative "Gemeinsam für Pia" ins Leben gerufen. Mit vereinten Kräften wollte die Gruppe um die Familien Vollmer, Blomenkemper, Bendrich und Haas den "genetischen Zwilling", also einen passenden Stammzellenspender, für sie finden. „Zu Anfang hatten wir ja noch alle gehofft, dass es alles nicht so schlimm ist“, erinnert sich Nachbar und Freund Lars Vollmer. Als die Diagnose dann aber feststand, habe man unbedingt helfen wollen. Und Christina Bendrich ergänzt: „Wir wollten unbedingt Hoffnung schaffen“. Und das geschah nicht nur mit dem Aufruf, sich für die DKMS registrieren zu lassen. „Wir haben zum Beispiel für Pia einen ganzen Kinosaal in Mühlacker gemietet, um ihr und ihrer Familie damit eine Freude zu machen und auch ein wenig Ablenkung in dieser schweren Zeit zu schenken.“ Aber auch sie seien sich nicht immer sicher gewesen, ob das, was man da tue, wirklich richtig ist, sagt Bendrich. „Wir haben uns auch hilflos gefühlt, aber man muss sich dann einfach trauen zu handeln.“

"Wir sind unendlich dankbar"

Das bestätigt auch Simone Mayer: „Mit aufmunternden Nachrichten kann man nichts falsch machen. Ich habe vielleicht nicht immer auf alle geantwortet, aber für unsere ganze Familie war es wunderbar zu sehen und zu erleben, wie viele Menschen an uns und Pia denken.“ Auch für die viele und unermüdliche Arbeit der Initiative seien sie „unendlich dankbar“, so Mayer. Zumal die Geschichte um Pia ein Happy End hat. Gleich mehrere Spender wurden für die lebensrettende Stammzellentransplantation gefunden. Im August des letzten Jahres war es dann soweit. „Ab da waren wir bis Mitte November in der Klinik in Freiburg untergebracht“, erinnert sich Simone Mayer. Es war eine Zeit, so die zweifache Mutter – Pia hat noch eine jüngere Schwester -, die viele Spuren hinterlassen habe. „Man funktioniert einfach nur noch.“ Die Klinik in Freiburg sei dabei zum Alltag geworden.

Nach 180 Tagen zurück ins Leben

180 Tage nach der erfolgreichen Transplantation durfte Pia dann wieder zurück in die Schule, zurück ins Leben. Und das, so ihre Mutter, genieße ihre Tochter in vollen Zügen. „Man merkt jeden Tag, dass Pia hungrig auf Leben ist und alles wieder ausprobieren will.“ Und deswegen, fügt sie mit ganz viel Stolz in der Stimme hinzu, „habe ich so einen riesengroßen Respekt vor ihr“.

Registrierung bei der DKMS kann Leben retten

Die schlimme Krankheit und die anschließende Heilung habe ihr aber auch klargemacht, wie wichtig eine Registrierung bei der DKMS sei. „Das kann schlicht Leben retten“, so Mayer. Darüber hinaus habe sie in der Zeit in Freiburg gelernt, wie dringend auch dort Blutspenden benötigt würden. „Man denkt bei Blutspenden meistens nur an Unfallopfer, aber gerade auch in der Krebstherapie sind diese Blutkonserven immens wichtig. Daher kann ich nur jeden dazu aufrufen, zu spenden.“

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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