Leib des Herrn
Gemeinsame Fronleichnamsprozession
Bretten-Bauerbach. -roal- Die Fronleichnamsprozession ist für Katholiken ein öffentliches Bekenntnis des Glaubens; sie bekunden, dass Gott sie auf ihrem Weg begleitet, und bitten ihn um seinen Segen.
Am 30. Mai führten sie die Pfarreien St. Peter Bauerbach, Heilig Kreuz Büchig und St. Mauritius Neibsheim gemeinsam in Bauerbach durch.
Fronleichnam, was ist das?
Am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag wird das Hochfest des Leibes und Blutes Christi gefeiert - Fronleichnam. Das Wort leitet sich von mittelhochdeutschen Begriffen ab: 'vron' (Herr) und 'lichnam' (lebendiger Leib) und bedeutet 'lebendiger Herr'. Gefeiert wird die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Altarsakrament. Nach der Messfeier am Morgen in der Kirche wird an diesem Tag das Allerheiligste, die Hostie, eine geweihte Oblate, in einer Monstranz, einem kostbaren Schaugefäß, durch die Dorfstraßen getragen, gebetet und gesungen. An Straßenaltären wird Halt gemacht, die Gläubigen hören Texte und die Musikkapelle spielt.
Fronleichnam ist ein offizieller Feiertag in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Saarland und in einigen Gemeinden in Sachsen und Thüringen.
Nachbarschaftsgeschwisterliche Zusammenarbeit.
"Bicha, Neibsa, Bethlehem, Bauerbach Jerusalem" ist und war ein beliebter Spottspruch. Seinen Ursprung hat er in der Reformation. Diese drei Dörfer blieben im Brettener Melanchthonland stets katholisch. Sie gehörten dem Domkapitel Speyer. Das hat sie durchaus geprägt. Das Ordinariat Freiburg nahm dieses Wissen vor vielen Jahren zum Anlass, mit den Dreien zu 'trainieren', wie eine Zusammenarbeit künftig aussehen könnte, lange bevor der Begriff 'Seelsorgeeinheit' gängig geworden ist. Vielleicht spielte auch eine gewisse Rolle, dass der damalige leider früh verstorbene Wolfram Hartmann Pfarrer in Neibsheim war. Als gebürtiger und durchaus 'kerniger' Philippsburger war er allem Neuen aufgeschlossen. Ein Ausfluss daraus ist heute noch die abwechselnd durchgeführte Fronleichnamsprozession der von ihm betreuten Pfarreien. Dieses Jahr war Bauerbach an der Reihe.
Die Straßenaltäre
Frühmorgens kommt Leben ins Dorf. Frauen und Männer bauen drei Straßenaltäre auf und schmücken sie mit Ornamenten und Blumen, die sie zuvor in ihren Gärten und in der Natur gesammelt hatten, nämlich in der Kapelle zur schmerzhaften Mutter Gottes, im Schulhof und am ältesten Straßenkreuz in der Kronenstraße. Auf letzteren wurde dieses Jahr in Folge des Regenwetters frühmorgens verzichtet. Ältere erinnern sich: Früher standen vor jedem Haus Heiligenbilder und Figuren, umrahmt von Blumensträußen und -gestecken. Der Prozessionsweg war mit Gras bestreut, an den Hofeingängen waren Birken- oder Buchenweddel befestigt. Das Dorf war feierlich geschmückt. Die Zeiten sind vorbei, ganz eingeschlafen ist der Brauch noch nicht. An einigen Häusern flatterten Fähnchen und Schleifen in den Kirchenfarben gelb-weiß, die Flaggen mit dem Dorfwappen waren gehisst und auch Marienbilder und Heiligenfiguren standen auf den Gehwegen.
Der Ablauf
Nach dem Gottesdienst formiert sich die Prozession. Voraus die Kirchenfahnen, Blüten streuende Kindergartenkinder, die Musikkapelle, geleitet von Simon Bechtold, und gefolgt von etwa 200 Gläubigen. Dazwischen der 'Himmel', ein von vier Männern getragener Baldachin, unter welchem Priester Wolfgang Streicher und Diakon Robert Austen abwechselnd die Monstranz getragen haben.
Vor dem Segen rief Streicher die Bibelstelle "Macht euch die Erde untertan" in Erinnerung. Darunter verstehe man den Auftrag Gottes, sich um die Welt zu sorgen. Er befahl den Menschen, die Welt zu pflegen, zu bebauen, zu bewahren, zu gestalten und zu schützen, sagte der Priester. Seinen Gedanken liegt die Erkenntnis zugrunde, dass der Mensch ohne Tiere und Pflanzen nicht sein kann. Wenn kein Baum mehr atmen kann, keine Biene zum Bestäuben mehr lebt, wird auch der Mensch nicht mehr sein. Der biblische Schöpfungsauftrag aus dem alten Testament war und bleibt bedeutsam: „Bebaue und bewahre!". Als Lektoren trugen Rita Liebhauser, Karin Becker, Kurt Dickemann sowie zwei Erzieherinnen vom Kindergarten Gedanken und Gebete vor. Den Kindern selbst wurde für einen Liedvortrag mit Beifall gedankt. Für Sicherheit sorgte die Feuerwehr.
Der Abschluss
Zur vierten Station versammelte sich die Gemeinde wieder im Gotteshaus. Nach dem lateinisch gesungenen "Tantum ergo sacramentum" und dem Lied der Lieder "Großer Gott wir loben dich" spendete der Priester den feierlichen Segen mit der Monstranz. In seine Dankesworte für alle Vorbereiter, Mithelfer und Teilnehmer baute er auch einen Aufruf an die Gläubigen ein: "Der Wind bläst uns ins Gesicht. Wir werden weniger. Verstecken brauchen wir uns aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Halten wir an unserem Nimbus als Traditionalisten fest und pflegen unser Bräuche weiter", rief er die Gemeinde auf.
...demnächst?
Am 23. Juni findet in Bauerbach wieder die Pferdeprozession statt. Der Tag beginnt um halb zehn mit einem Gottesdienst in der Kirche. Reiter und Gespanne ziehen dann durch das Dorf zur Mehrzweckhalle. In einer kurzen Andacht werden dort Tiere und Menschen gesegnet. Und dann wird gefeiert. Für Speis und Trank sorgt der Sportverein FV Bauerbach.
Autor:Kirche St. Peter Bauerbach aus Bretten |
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