Erfolgsrezept "auf Augenhöhe"
Hebelschule als Best-Practice-Beispiel beim Kultusministerium
Bretten (ger) Längst sind die Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg als wertvoller Bestandteil der Schullandschaft anerkannt. In Baden-Württemberg wurden zum Schuljahr 2012/13 die ersten Schulen dieser Art in 42 Städten genehmigt. Jetzt, elf Jahre später, gibt es im Ländle insgesamt 316 Gemeinschaftsschulen. Zurecht ist Schulleiter Wolfgang Halbeis daher stolz, dass die Johann-Peter-Hebelschule (JPH) aus Bretten eine von zehn Gemeinschaftsschulen ist, die vom Kultusministerium am Montag, 11. November, zu einem Fachtag eingeladen wurde.
Besonderheiten in Workshops präsentiert
Als Best-Practice-Beispiel stellte die fünfköpfige Abordnung der JPH im Hospitalhof in Stuttgart das Konzept der Schule im Hinblick auf Berufs- und Studienorientierung vor. Die 21 Schulämter im Südwesten hatten je eine Schule aus ihrem Bezirk vorschlagen dürfen. „Als das Schulamt sich bei uns gemeldet hat, musste ich nicht lange überlegen“, bekennt Halbeis mit einem Augenzwinkern. Unter der Überschrift „Qualitative Weiterentwicklung des Ganztags an Gemeinschaftsschulen“ präsentierten die zehn ausgewählten Gemeinschaftsschulen dann in Workshops ihre Besonderheiten unter dem Tenor „was wir gut hinbekommen“.
Acht- bis 16-Jährige diskutieren mit Studenten
Schulleiter Halbeis, Konrektorin Sandra Lamberger-Glaser und die Schülerinnen Nele Furrer und Shirin Yüksel waren zusammen mit Claudia Keller von der Pädagogischen Hochschule (PH) Karlsruhe im Zug nach Stuttgart gereist. Keller hat das KinderCouncil ins Leben gerufen. Bei diesem Projekt diskutieren Schüler von der dritten bis zur zehnten Klasse der JPH mit Lehramtsstudierenden über gesellschaftsrelevante Themen aller Art auf Augenhöhe. Das Format ist nicht nur bei den Schülern sehr beliebt: Über 40 Studierende haben sich in diesem Semester für das KinderCouncil gemeldet.
Vorträge im "ScienceLab"
„Auf Augenhöhe“ ist auch die pädagogische Zutat für das Erfolgsrezept der Berufs- und Studienorientierung an der JPH, so Rektor Halbeis im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Tools, die an der Hebelschule zur Differenzierung und Begabtenförderung zum Tragen kommen, zielen über das Schulleben hinaus. Neben dem KinderCouncil gibt es, ebenfalls unter der Leitung von Claudia Keller, das „ScienceLab“ an der JPH. Fachleute aus Kultur, Politik, Sport und Wissenschaft kommen an die Schule und halten vor den Schülern Vorträge zu ihren Themen. Die Finanzierung läuft über den Förderverein. Außerdem pflegt die Hebelschule auch den Austausch mit der Hochschule in Tel Aviv.
Frühe Einblicke in Berufe und Studienfächer
So bekommen die Kinder und Jugendlichen schon früh einen Einblick in Berufe und Studienrichtungen. An der Hebelschule werden Kinder bis zum zehnten Schuljahr unterrichtet, das sie mit der Mittleren Reife oder dem Hauptschulabschluss beenden. Weitermachen können sie dann beispielsweise auf den Beruflichen Schulen oder sie können, eine Besonderheit, mit einem entsprechenden Zeugnis auf ein allgemeinbildendes Gymnasium wechseln.
"Keine Angst, etwas falsch zu machen"
Der Ansatz an der Hebelschule ist keineswegs nur akademisch. „Wir gehen davon aus, dass jedes Kind begabt ist“, erläutert Halbeis. Die JPH hat eine ganze Reihe von Kooperationen auch mit Handwerkern und Gastronomie. Die Angebote sind untereinander vernetzt, zur Schulgemeinschaft gehören alle Partner. „Wir schaffen bewertungsfreie Räume, in denen sich die Schülerinnen und Schüler, der Handwerker, der Hochschuldozent und die Lehrkräfte auf Du und Du begegnen. Keiner braucht Angst zu haben, etwas falsch zu machen“, so Halbeis weiter.
Im Steinofen werden Brot und Rahmflecken gebacken
Als neuestes Projekt wurde beispielsweise vom Förderverein der Hebelschule ein professioneller Steinofen im Wert von rund 7.000 Euro angeschafft, den der Landschaftsgärtnermeister und Leiter der Schulgarten-AG Markus Mohr im Schulgarten in den kommenden Wochen installieren wird. Bäckermeister Friedbert Stiefel, Leiter der Schüler-Bäckerei, und Ana Bautz, Gastronomin des Löwenthors Gondelsheim, werden dort fortan mit den Schülern des Cateringteams Brot und Rahmflecken zubereiten.
Auch für andere Gemeinschaftsschulen gedacht
So war es auch für die Abordnung der JPH ein rundum schöner Fachtag. Nele Furrer aus der vierten Klasse und Shirin Yüksel aus der siebten Klasse standen im Workshop selbstbewusst Rede und Antwort, sozusagen „als Garanten dafür, dass alles stimmt, was wir Erwachsene erzählt haben“, formuliert es Halbeis. Und ganz klar habe er seinen Wunsch an das Regierungspräsidium adressiert, die Formate KinderCouncil und ScienceLab auch an anderen Gemeinschaftsschulen zu integrieren.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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