Familienzentrum in Bretten leistet wichtige Arbeit und wünscht sich einen neuen Standort in zentraler Lage
„Hilfe zur Selbsthilfe“

Ulrike Stromberger gründete das Familienzentrum 1992. ger
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Bretten (ger) In Bretten gibt es eine ganze Reihe von Angeboten für alle, die soziale Unterstützung benötigen oder einfach nur Austausch möchten, im Familienzentrum des Vereins FAM liegt das Augenmerk dabei auf Familien. Dort wird wertvolle soziale Arbeit geleistet, doch der Standort am Rande von Gölshausen in der alten baufälligen Grundschule ist nicht optimal und es ist unklar, wie lange die Räume noch nutzbar sind. Doch ein neuer Standort, wie er eigentlich vorgesehen war, ist in weite Ferne gerückt.

"Für alle Menschen"

Corona hat das soziale Miteinander eingeschränkt, die soziale Arbeit wurde gar empfindlich ausgebremst. Familien und Kinder waren von Schul- und Kitaschließungen besonders betroffen, auch Vereins- und viele andere Freizeitangebote waren ausgesetzt. Bei niedrigen Inzidenzzahlen kehrt nun das Leben zurück, es ist wieder möglich, sich zu treffen und an Kursen teilzunehmen. Das Familienzentrum des Vereins FAM („Für Alle Menschen“) wurde von Ulrike Stromberger gegründet und ist an die beiden Kindertageseinrichtungen des FAM angegliedert, steht aber allen Familien aus Bretten und den Stadtteilen offen. Niederschwellige Angebote ermöglichen zwanglose Kontakte unter Eltern und Kindern, bieten Informationen oder bilden durch Kurse weiter.

"Den Eltern hat ganz klar der Austausch gefehlt"

Vor der Pandemie konnten Ulrike Stromberger und ihr Team in ihren Kursen und Angeboten rund 500 Besuche pro Monat verzeichnen. Die Pandemie-Zeit haben sie mit Online-Angeboten wie dem virtuellen Elterncafé überbrückt, das, so Stromberger, überraschend gut angenommen wurde. Ein Spieleverleih sorgte für Abwechslung in den Familien während des Lockdowns, außerdem haben die Ehrenamtlichen und die pädagogischen Kräfte Beschäftigungsangebote für die Kinder verschickt und eine telefonische Elternsprechstunde angeboten. „Den Eltern hat ganz klar der Austausch gefehlt“, konstatiert Stromberger. Sie ist froh, dass manche Angebote langsam wieder anlaufen, wie zum Beispiel die Familienbesuche, ein Beratungs- und Unterstützungsangebot für frischgebackene Eltern, das FAM im Auftrag der Stadt Bretten anbietet. Das beliebte Elterncafé mit Frühstück sei jedoch noch nicht wieder möglich, dafür träfen sich die Familien vermehrt draußen, zum Beispiel auf dem Spielplatz.

"Hilfe zur Selbsthilfe"

„Hilfe zur Selbsthilfe“ umschreibt Stromberger ihr Konzept. „Egal ob es um Durchschlafen geht oder ums Essen, vielen Eltern hilft es schon zu hören, dass sie mit ihren Problemen nicht allein dastehen“, sagt die ausgebildete Pädagogin, die auf eine ganze Reihe an Zusatzqualifikationen verweisen kann. Familienzentren nehmen in ihren Augen zunehmend die Rolle ein, die früher die Großfamilie innehatte. „Inzwischen sind Familien und Großeltern durch räumliche Trennung gleichermaßen verwaist.“ Das ehrenamtliche Team um Stromberger ist gut vernetzt und kann bei Bedarf die passende Unterstützung vermitteln. Die Angebote sind frei für jeden zugänglich. Entsprechend gemischt ist die Klientel im Familienzentrum: Menschen aller Schichten, aller Nationalitäten und Konfessionen sind dort willkommen. Zentral ist dabei die Möglichkeit, die Kinder mitzubringen. Das ist auch die Besonderheit der so genannten Rucksack-Sprachkurse, die gerade wieder anlaufen. Gemeint sind damit Kurse, in denen Frauen mit Asyl- oder Migrationshintergrund ihre Anfangs- und Konversationskenntnisse in der deutschen Sprache verbessern können, und zu denen sie ihre Kinder, die noch nicht im Kindergarten sind, mitbringen können.

Gebäude ist deutlich in die Jahre gekommen

Stromberger ist überzeugt davon, dass Bildung und Teilhabe nicht vom finanziellen Status abhängig sein sollen, daher sind die Angebote des Familienzentrums kostenfrei. Dabei soll aber die Qualität nicht zu kurz kommen. Ein Anspruch, den die Aktiven des ehrenamtlichen, gemeinnützigen Vereins nur mit viel Engagement und Herzblut erfüllen können. Größtenteils trägt sich der Verein über Spenden und Fördergelder. 3.000 Euro im Jahr schießt die Stadt zu und stellt auch mietfrei die Räume zur Verfügung. Untergebracht ist das Familienzentrum in der ehemaligen Grundschule Gölshausen in der Lortzingstraße 29. Der Standort, weit weg vom Zentrum, ist allerdings beileibe nicht optimal und das Gebäude – ein eingeschossiger Funktionsbau – deutlich in die Jahre gekommen. Das meiste Inventar wurde gespendet. „Es ist fraglich, wie lange das Gebäude überhaupt noch genutzt werden kann“, sagt Ulrike Stromberger.

Sponsoren und Ideen willkommen

Eigentlich sollte das Familienzentrum mit der Kita, die nebenan provisorisch in Containern logiert, in das Dienstleistungszentrum auf dem Mellert-Fibron-Areal umziehen, dessen Baubeginn von der ausführenden Südbau GmbH auf diesen Herbst projektiert ist (wir berichteten). Doch da die Stadt einen Bedarf von vier statt drei Gruppen im dort geplanten Kindergarten angemeldet hat, wird daraus nichts. Auf Nachfrage teilt der Brettener Kulturamtsleiter Bernhard Feineisen mit, dass das Familienzentrum an seinem jetzigen Standort verbleibe. „Selbstverständlich hat der Kindergarten Vorrang“, bestätigt Stromberger. „Doch ein zentraler Standort für das Familienzentrum wäre für Familien in Bretten sicherlich besser.“ Als Verein könne FAM nichts anmieten. „Vielleicht findet sich ein Bürger oder eine Firma, die uns etwas Entsprechendes zur Verfügung stellt“, hofft die Vereinsvorsitzende. „Sponsoren und Ideen sind bei uns immer willkommen.“

Kontakt
FAM e.V. Kita & Familienzentrum
Danziger Straße 14/1 und Lortzingstraße 27 - 29, 75015 Bretten
Telefon: 07252/537 848 und 01575/5594597
famev@t-online.de

Ulrike Stromberger gründete das Familienzentrum 1992. ger
Das Familienzentrum ist in der alten Grundschule in Gölshausen untergebracht. Das Gebäude ist deutlich in die Jahre gekommen. ger
Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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