Seit Corona fehlen helfende Hände
Nachbarschaftshilfe sucht ehrenamtliche Helfer

Ob gemeinsam etwas spielen, einkaufen gehen oder einfach nur spazieren gehen: Die Aufgaben bei der Nachbarschaftshilfe in Bretten sind vielfältig. Foto: Yakobchuk Olena - stock.adobe.com
  • Ob gemeinsam etwas spielen, einkaufen gehen oder einfach nur spazieren gehen: Die Aufgaben bei der Nachbarschaftshilfe in Bretten sind vielfältig. Foto: Yakobchuk Olena - stock.adobe.com
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Bretten (kuna) Deutschland ist eine alternde Gesellschaft. Viele ältere Menschen sind auf Unterstützung angewiesen, um den Alltag so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bestreiten zu können. Um ihnen beiseite zu stehen, gibt es in Bretten seit mittlerweile elf Jahren die Nachbarschaftshilfe. Doch Barbara Leize, die Leiterin der Einrichtung, beobachtet schon seit einiger Zeit, dass es um die Gewinnung neuer ehrenamtlicher Helfer seit der Corona-Pandemie schwieriger geworden ist. Das führt zum Bedauern der Nachbarschaftshilfe immer wieder dazu, dass Hilfegesuche von Älteren abgelehnt werden müssen.

Nachbarschaftshilfe entstand auf Initiative von Pfarrer Dieter Becker-Hinrichs

Leize leitet die Nachbarschaftshilfe in Bretten, deren Träger die Evangelische Kirchengemeinde ist, von Beginn an. Entstanden sei das Angebot auf Initiative von Pfarrer Dieter Becker-Hinrichs, erinnert sie sich. Bei Besuchen von Altersjubilaren sei er immer wieder von den älteren Menschen auf Unterstützungsangebote angesprochen worden. Da Becker-Hinrichs zuvor in einer Gemeinde mit aktiver Nachbarschaftshilfe tätig war, lag die Idee nahe, ein solches Projekt auch in Bretten zu etablieren.

"Es ist schwer, neue Mitglieder zu gewinnen"

Seitdem verfügt die Nachbarschaftshilfe über ein eigenes Büro in der Reuchlinstraße 4 und mit Barbara Leize über eine feste Ansprechpartnerin, an die sich Hilfesuchende sowie Engagierte wenden können. Doch seit der Corona-Pandemie muss Leize immer wieder Hilfegesuche abweisen. „Die Helfer und Helferinnen sind während Corona alle bei der Stange geblieben“, so Leize, „doch es ist schwer, neue Mitglieder zu gewinnen.“ Rund 30 Ehrenamtliche – überwiegend sind es Frauen – engagieren sich derzeit in der Nachbarschaftshilfe. „Viele sind frisch im Ruhestand und suchen eine Möglichkeit, sich zu engagieren“, erklärt Leize. Die älteste Helferin sei schon über 80 Jahre alt. „Es gibt aber auch vereinzelt jüngere Frauen, und natürlich auch Männer, die gerne mithelfen, wenn zum Beispiel die Kinder gerade in der Kita eingestiegen sind und dadurch mehr Zeit vorhanden ist“, so Leize.

Nachbarschaftshilfe leistet Unterstützung bei alltäglichen Dingen

Die Unterstützung, die von der Nachbarschaftshilfe geleistet wird, sei sehr vielfältig. „Hoch im Kurs steht das Einkaufen – Ältere freuen sich oft, wenn sie wieder selbst im Laden stehen, statt die Einkäufe nur nach Hause geliefert zu bekommen.“ Aber auch die Begleitung zu Arztbesuchen, die Pflege des Gartens oder einfach nur gemeinsame Spaziergänge seien typische Angebote der Nachbarschaftshilfe. Nicht ganz alltäglich sei dagegen die Anfrage einer älteren Dame gewesen, die jemanden gesucht hat, der ihr dabei hilft, die eigene Bibliothek zu sortieren. Doch auch dafür konnte schnell ein passender Helfer gefunden werden.

Während der Pandemie war die Hilfe nur beschränkt möglich

Während der Corona-Pandemie seien viele dieser Dinge nicht oder nur im begrenzten Rahmen möglich gewesen: „Einkäufe konnten zum Beispiel nur bis vor die Tür gebracht werden“, berichtet Leize. Viele Aufgaben seien dann auch durch Angehörige erledigt worden, die aufgrund der Beschränkungen zuhause waren und mehr Kapazitäten zur Verfügung hatten.

Ältere sollen eine feste Hilfsperson zur Seite bekommen

Momentan würden rund 40 Personen das Angebot der Nachbarschaftshilfe in Anspruch nehmen. „Da weitere Helfer fehlen, müssen wir leider immer wieder Hilfegesuche ablehnen“, bedauert Leize. Ihr Credo lautet: Die Nachbarschaftshilfe hilft, wenn passende Helfer vorhanden sind. Um das sicherzustellen, führt sie bei den älteren Menschen zunächst einen Hausbesuch durch. „Dabei geht es um ein erstes Kennenlernen“, erklärt sie. „Und ich mache mir Gedanken darum, wer zu der Person und der Aufgabe passen könnte.“ Immerhin sei es auch der Sinn der Nachbarschaftshilfe, dass die Älteren immer eine feste Hilfsperson zur Seite bekommen. Ist diese gefunden, gibt es ein weiteres Treffen zu dritt, erst danach werden die regelmäßigen Besuche vereinbart.

"Mit der Zeit entsteht ein echtes Vertrauen"

Dabei, so schildert Leize, ist das Engagement bei der Nachbarschaftshilfe für beide Seiten gewinnbringend: „Durch die Nachbarschaftshilfe entstehen echte Beziehungen.“ Ein Besuch finde in der Regel einmal in der Woche statt und dauere im Durchschnitt zwei Stunden. Diese festen Termine helfen beiden Parteien, eine Routine zu entwickeln – und steigern natürlich auch die Vorfreude auf den nächsten Besuch. „Mit der Zeit entsteht ein echtes Vertrauen“, beschreibt Leize die Beziehungen der Beteiligten. „Oft sprechen die Älteren dann auch über Themen, über die sie mit der Familie oder Freunden niemals reden würden.“

Feste Rahmenbedingungen für das Engagement

Die Helferinnen und Helfer unterliegen im Gegenzug der Schweigepflicht. Außerdem unterschreiben sie vor Antritt einen Ehrenamtsvertrag, sind für den Einsatz versichert und erhalten für jeden Besuch eine Aufwandsentschädigung. Die Nachbarschaftshilfe ist zwar Teil der Evangelischen Kirchengemeinschaft, eine Religionszugehörigkeit ist aber keine Voraussetzung, weder für die Älteren noch für die Ehrenamtlichen. Wer Interesse hat, sich zu engagieren, kann sich bei Barbara Leize unter 07252 / 92827170 oder per Mail an nachbarschaftshilfe@ev-kirche-bretten.de melden.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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