Vielfalt von KI im Schulalltag
Pädagogischer Tag am Edith-Stein-Gymnasium
Bretten (hk) Geballte Kompetenz füllte am vergangenen Montagvormittag die Aula des Edith-Stein-Gymnasiums (ESG) in Bretten. Im Rahmen des Pädagogischen Tages unter dem Motto "Zukunftsweisend lehren und lernen" widmete sich Referentin Simone Dietsche im Auftrag des Landesmedienzentrums einem Thema von höchster Aktualität und Relevanz: Künstliche Intelligenz (KI) und ihre Auswirkungen auf den Schulalltag. Mit einem kurzweiligen Impulsvortrag führte sie die Anwesenden – Schüler, Lehrer und Eltern gleichermaßen – durch die faszinierende Welt der KI. Viele Zuhörer wussten vor dem Vortrag vielleicht nicht, dass man auf https://beta.character.ai mit Beethoven chatten oder mithilfe der KI sogar ein Lied generieren lassen kann. „Vieles von dem, was ich Ihnen heute vorstelle, probieren wir heute Nachmittag aus“, kündigte Dietsche an und verwies auf das prall gefüllte Nachmittagsprogramm mit vielen weiteren Referenten und Workshops.
Dietsche erklärte, dass die Fähigkeit, KI durch Trainingsdaten ständig zu verbessern, den Blick in eine Zukunft eröffne, in der Schüler beispielsweise ihre Schulbücher abfotografieren und die KI die Lösungen generieren lassen könnten. Schon heute könne man mit KI Webseiten oder Animationen erstellen. Dass wir uns in einer Zeit der rasanten Entwicklung in Bezug auf die KI befinden, die es zu gestalten gilt, verdeutlichte die Referentin mit der Tatsache, dass ChatGPT – die bekannteste KI – in nur zwei Monaten 100 Millionen aktive Nutzer erreicht hat. Welche Möglichkeiten eröffnen sich für Lehrkräfte? Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz könnten Lehrende die Möglichkeit haben, Arbeitsaufträge für Schüler mit geringen Deutschkenntnissen in deren Muttersprache zu übersetzen, nannte Dietsche als Beispiel.
Vorbereitet für die Zukunft
Die Referentin ermutigte die Lehrkräfte, sich aktiv auf die kommenden Herausforderungen im Umgang mit KI vorzubereiten. "Die rasante Entwicklung zwingt uns, immer schneller auf Neuerungen zu reagieren", machte sie deutlich. Dabei stelle sich auch die Frage: "Wie gut tut uns dieser technologische Fortschritt und wie gehen wir am besten damit um?"
„Wie funktioniert ChatGPT?“ war eine Frage, die Dietsche ebenfalls beantwortete. Die Referentin erklärte anschaulich, dass die KI mit Trainingsdaten gefüttert wird und auf Basis dieser Informationen Wahrscheinlichkeiten bildet. Dabei arbeitet ChatGPT mit Mustern, die es aus Texten aus dem Internet und anderen Quellen lernt. Bei der Textgenerierung wählt das Modell Wörter auf der Grundlage von Wahrscheinlichkeiten aus, wobei häufigeren Mustern höhere Wahrscheinlichkeiten zugewiesen werden.
KI erfordert Umdenken und Verantwortung
Die Referentin gab auch einen Einblick in die praktischen Herausforderungen, mit denen Lehrerinnen und Lehrer bei der Integration von KI in den schulischen Kontext konfrontiert sind. Dietsche gab den Anwesenden einen Einblick in ihre Erfahrungen mit Schülerinnen und Schülern, die beispielsweise Hausaufgaben mit Hilfe von KI geschrieben haben. Dies führe zu einem Paradigmenwechsel im Lernprozess, der Lehrkräfte dazu zwinge, Bewertungsmethoden zu überdenken. In diesem Zusammenhang stellte die Referentin ihre persönliche Herangehensweise vor. "Schüler sollten KI nutzen dürfen, aber sie sollten auch die von KI generierten Inhalte reflektieren und beurteilen", erklärte die Lehrerin. Diese Strategie ziele darauf ab, die Schüler in die Lage zu versetzen, die generierten Inhalte kritisch zu hinterfragen und zu bewerten. Damit werde nicht nur ein technologischer, sondern auch ein kompetenzbasierter Wandel im Lernprozess der Schüler angestoßen. Ähnlich wie bei einer Quellenangabe müssten Schüler kennzeichnen, wenn ein Bild mit Hilfe von künstlicher Intelligenz generiert wurde. All dies bringe eine zusätzliche Verantwortung für Lehrer mit sich, nämlich die Verwendung von KI in den Arbeiten ihrer Schüler nachverfolgen zu müssen.
Dietsche ging auch auf die Chancen der KI für Lehrkräfte ein: Zeitersparnis bei niederschwelligen Aufgaben oder schnelle Ideenfindung. Ein „riesengroßes Thema“ im Zusammenhang mit KI sei jedoch der Datenschutz, hob sie hervor. Dietsche betonte die Notwendigkeit, Schülern zu vermitteln, dass persönliche Daten nicht in KI-Systeme eingegeben werden sollten, da diese zu Trainingszwecken verwendet werden könnten. "Schüler werden auch im privaten Bereich immer mehr ausprobieren, deshalb muss man sie dafür sensibilisieren, dass keine persönlichen Daten eingegeben werden."
Sorgen und Herausforderungen: Schritt halten mit der KI
Gegenüber der Brettener Woche/kraichgau.news brachte die Lehrerin aus Waldshut, die in den Fächern Fertigungstechnik und Wirtschaft unterrichtet, ihre Sorgen hinsichtlich der Geschwindigkeit, mit der sich die KI entwickelt, zum Ausdruck: "Ich sehe die Gefahr, dass Bildungseinrichtungen damit nicht Schritt halten können", so Dietsche. Auch die Ängste der Lehrenden vor einem Wandel im bewährten Unterrichtsstil sprach sie an: "Viele Lehrende haben die Angst, dass der Unterricht, wie sie ihn machen, wegbricht." Die Lehrerin machte auch auf den Fachkräftemangel im Bildungsbereich aufmerksam. Sie betonte, dass die Aufgaben der Lehrenden immer diverser werden, während gleichzeitig erhebliche Verwaltungsarbeit an den Schulen anfällt. Dieser hohe Arbeitsaufwand erschwere es vielen Lehrenden, sich zeitlich für Fortbildungen, insbesondere im Bereich der KI, zu engagieren.
ESG-Schulleiter Daniel Krüger zeigte sich im Gespräch mit der Brettener Woche erfreut über die Themenvielfalt beim Pädagogischen Tag am ESG: "Es war für jeden etwas dabei und es gab die Möglichkeit, sich in einzelne Themen zu vertiefen." Auch er als Schulleiter habe Neues erfahren. Der nach eigenen Angaben technikaffine Schulleiter sprach von der "Kunst", sogenannte "Prompts" so zu formulieren, dass man von einer KI wie ChatGPT qualitativ hochwertige Antworten erhält. Es sei verständlich, dass sich manche Lehrkräfte angesichts der vielfältigen Herausforderungen durch KI im Schulalltag überfordert fühlten. Krüger wies auch auf die bereits bestehende Kluft zwischen technisch versierten Schülern und Lehrern in Bezug auf den Wissensstand über KI hin. Weniger im schulischen Kontext, so Krüger weiter, aber sehr wohl im gesellschaftlichen Kontext mache er sich Sorgen, vornehmlich wenn es darum gehe, wie KI den öffentlichen Diskurs beeinflussen könne, etwa durch die Verbreitung von sogenannten "Deep Fakes".
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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