Tierschutz braucht Unterstützung aller
Sabrina Höllrigl aus Diedelsheim unterhält eine Katzen-Pflegestelle

Sabrina Höllrigl setzt sich für Tiere in Not ein. Foto: privat
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Bretten-Diedelsheim (hk) Es sind nicht immer die großen Taten, die den Unterschied machen. Manchmal sind es die Gesten der Menschlichkeit – die jedoch oft im Verborgenen bleiben. Sabrina Höllrigl aus Diedelsheim findet, dass das nicht sein muss. "Es ist gut, wenn die Leute wissen, was ich hier mache", sagt sie mit einem Lachen in der Stimme und meint damit ihr ehrenamtliches Engagement als Pflegestelle für Tiere in Not. "Nur so wissen die Leute, an wen sie sich im Notfall wenden können", sagt sie.

Seit drei Jahren wieder in Deutschland

Höllrigl ist 46 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern und von Beruf pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) in einer Apotheke. Mit ihrer Familie lebte sie aus beruflichen Gründen fünf Jahre in Kalifornien. Vor drei Jahren beschlossen sie, nach Deutschland zurückzukehren. „Mit leeren Zimmern und ohne die Möbel aus den USA hatten wir viel Platz“, sagt Höllrigl schmunzelnd. Zu dieser Zeit erfuhr sie von der Katzenhilfe Karlsruhe und beschloss, eine Pflegestelle anzubieten. Die Begegnung mit dem Tierschutz habe sich schnell als erfüllend und lehrreich erwiesen, so Höllrigl – und von diesem Zeitpunkt an fand sie darin ihre Berufung.

Verein rettet bulgarische Straßentiere

„Ich habe erkannt, wie viel man eigentlich als Privatperson verändern und erreichen kann“, beschreibt sie. Beim 2021 gegründeten Tierschutzverein "Pfotenliebe" aus Philippsburg ist Höllrigl dann von Anfang an dabei. Das Einsatzgebiet des noch jungen Vereins liegt in Bulgarien, in Kardzhali, wo das Team ein kleines Tierheim, das sogenannte "Streunerdorf", aufgebaut hat. Gemeinsam mit Tierschützern vor Ort setzt sich der Verein dafür ein, die Situation der bulgarischen Straßentiere zu verbessern. Ein Großteil des Teams ist mehrmals im Jahr vor Ort. Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist die Rettung, Kastration und Vermittlung von Hunden und Katzen. "Unser Transport kommt an unserem Vereinssitz in Philippsburg an. Es war uns wichtig, dass die Tiere in einem sicheren Rahmen ankommen und wir keine Tiere an einem Rastplatz übergeben bekommen", betont Höllrigl.

Viele Möglichkeiten für den Tierschutz

"Wenn man keine Pflegestelle sein möchte, kann man auch durch Spenden unterstützen", meint die Tierschützerin. Man könne je nach eigenen Möglichkeiten und Ressourcen einen Beitrag leisten, sei es durch Adoption, Pflege oder finanzielle Unterstützung. Ob es darum geht, Spenden zu organisieren, Flyer zu verteilen oder bei einer Pflegestelle wie ihrer vorbeizuschauen, um Zeit mit den Tieren zu verbringen – jeder kleine Handgriff sei ein Schritt in die richtige Richtung, um dem Tierschutz unter die Arme zu greifen, so Höllrigl. Jeder könne sich einbringen, egal wie, zum Beispiel auch durch Kuchen backen oder Likörherstellung für Spendenstände. "Niemand muss sich zu etwas verpflichten, und wir respektieren jede persönliche Grenze", betont sie. Für die Diedelsheimerin ist Tierschutz keine Aufgabe für Einzelkämpfer, sondern ein kollektives Unterfangen, das von der Unterstützung aller lebt.

Höllrigl plädiert für Kastrationspflicht

Höllrigl bringt auch ihre Besorgnis über die mangelnde Regulierung in vielen Kommunen deutlich zum Ausdruck. „Jeder kann machen, was er will“, sagt sie in Anspielung auf Katzenvermehrer. „Man hat einfach keine gesetzliche Handhabe“, bedauert sie und plädiert für eine Kastrationspflicht. Während die Regelungen für Hunde in vielen Gemeinden gut etabliert seien, fehle etwas Vergleichbares für Katzen.

Pflegestellen wollen verwilderte Katzen sozialisieren

Die Tierschützerin fühle sich dabei auch von den Verantwortlichen in Gemeinden im Stich gelassen, die, wie sie sagt, darauf vertrauen, dass sich Tierschutzvereine oder Privatpersonen schon um herrenlose oder verletzte Katzen kümmern würden. Doch die Realität sei weitaus komplizierter. "Zum einen: Wie sollen wir das alles bezahlen?", fragt sie. Außerdem, so Höllrigl, würden Tierheime oft keinen Platz für verwilderte Katzen haben, weil diese nur schwer zu vermitteln seien, da ihnen die grundlegende Sozialisierung fehle. Diesen wichtigen Aspekt übernehmen die Pflegestellen, die verwilderte Katzen einfangen, kastrieren, medizinisch versorgen und, wenn sie noch jung genug sind, sozialisieren. In Fällen, in denen keine Aussicht auf Sozialisierung besteht, werden die verwilderten Katzen an Futterstellen, wie etwa in Flehingen, wieder freigelassen. So können die Tiere ein Leben in Freiheit führen, ohne sich unkontrolliert zu vermehren.

Aufklärungsarbeit als wichtiger Schwerpunkt

Die finanzielle Last tragen die Tierschutzvereine selbst, da sich die Kommunen nicht an den Kosten beteiligen würden. "Die Mitglieder, Fördermitglieder und Spenden sind die Säulen der Vereine. Mehr gibt es nicht", sagt sie. Ein weiteres Problem, das Höllrigl anspricht, ist die Herausforderung, wenn sich Streunerkatzen auf Privatgrundstücken aufhalten und die Gemeinden nicht unterstützen, um mit den Eigentümern in Kontakt zu treten. Die derzeitige Rechtslage biete in solchen Fällen wenig Hilfe. Deshalb sei auch die Aufklärungsarbeit ein wichtiger Schwerpunkt der Tierschützer. "Es geht auch darum, dass die Leute nicht wegschauen. Man kann um Hilfe bitten, wenn Tiere in Not sind. Es gibt viele Privatpersonen, in fast jedem Ort, die sich als Pflegestelle engagieren." Wie sie selbst in Diedelsheim.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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