Die Schulen sind wieder geöffnet
„So viel Verantwortung hat bisher noch kein Schüler getragen“
Bretten (bea) Montagmorgen, 7.20 Uhr an Brettens Schulen. Nach der Corona-Pause hat am Montag, 4. Mai, wieder der Unterricht für alle Schüler aus den Abschlussklassen und für diejenigen begonnen, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen möchten. Insgesamt durften 704 Schüler der Brettener Schulen und 734 Schüler der Beruflichen Schulen des Landkreises Karlsruhe wieder die Schule besuchen.
Zwei Klassenzimmer und zwei Lehrer pro Klasse
Dennoch war am frühen Montagmorgen kaum ein Schüler vor der Max-Planck-Realschule (MPR) zu sehen. Aus den Schulbussen, die zum Schulzentrum fuhren, stiegen nur einzelne Schüler. Diese nahm ein Lehrer gleich an den Bushaltestellen in Empfang. Auch von der Stadtbahnhaltestelle Schulzentrum strömten nur wenige Schüler zu ihrer Schule, einige in kleinen Gruppen, einige zu zweit. An der MPR werden 239 Schüler der neunten und zehnten Klassen im zweigeteilten Schichtmodell beschult. Für jede Klasse wurden zwei Klassenzimmer eingerichtet und zwei Lehrer bereitgestellt, erläutert Schulleiterin Angela Knapp. Um ihre fehlenden Lehrer (Risikogruppe) auszugleichen, habe sie eine neue Deputatsverteilung vornehmen müssen. Ihre Schüler hat Knapp vorab über die Klasseneinteilung, ihr Klassenzimmer und den von ihnen zu benutzenden Ein- und Ausgang informiert. Weiterhin habe sie Hinweisschilder mit Regeln im Schulhaus verteilt. In den individuell von den Lehrkräften bestimmten Fünf-Minuten-Pausen müssen die Schüler in ihrem Klassenzimmer bleiben.
Schüleransammlung vor dem ESG
Auch Schulleiter Daniel Krüger vom Edith-Stein-Gymnasium (ESG) hat seine Schüler der Stufen J1 und J2 vorab über die Verhaltensregeln informiert. Beim Betreten der Schule müssen die Hände desinfiziert und im Anschluss direkt der zugewiesene Platz im Unterrichtsraum eingenommen werden. Das Problem mit dem Kurssystem am ESG sei, dass es keinen Klassenverband gebe, der einheitlich unterrichtet werden könne, da jeder der Schüler andere Kurse belege und so individuell die Unterrichtsräume wechseln müsste, sagt der Schulleiter. Daher gelte es die grundsätzlichen Abstandsregeln einzuhalten und Masken aufzuziehen. Diese trugen die meisten Schüler, die bereits frühzeitig auf dem Parkplatz und dem Gehweg vor dem ESG standen. Eine Lehrerin achtete zu Anfang darauf, dass der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten wurde. Kurz vor Unterrichtsbeginn hatte sich die Anzahl der Schüler auf dem Gehweg jedoch vervielfacht und die dort entstandene Enge zwang viele der Schüler ihren Sicherheitsabstand zu verringern.
Persönlicher Arbeits- und Prüfungsplatz
Um eine solche Schüleransammlung zu verhindern, veranschlagte Schulleiter Wolfgang Mees von der Schillerschule von vorneherein einen Schulstart um 8.20 Uhr. An die Schillerschule kamen am Montag lediglich 78 Schüler. Diese hatte Mees in Kleingruppen aufgeteilt und jedem einen persönlichen Arbeits- und späteren Prüfungsplatz zugewiesen. Auch Eltern dürfen nun nicht mehr ohne vorherige Anmeldung das Gebäude betreten. Weiterhin hat Mees Abstandsmarkierungen auf dem Boden anbringen lassen, die Wartende vor dem Sekretariat oder den Schultoiletten auf Abstand halten. In allen Schulen wurden laut Bürgermeister Michael Nöltner intensive Unterhaltsreinigungen durchgeführt.
Schüler tragen Verantwortung für das Gesamtsystem
Während der Unterrichtszeit rollierten die Lehrer zwischen den Klassen und würden die Hygienemaßnahmen mit den Schülern besprechen, erklärt Dr. Wolfgang Halbeis vom Schulleitungsteam der Johann-Peter-Hebel-Gemeinschaftsschule (JPH). So könnten sie ihren 59 Schülern erklären, dass diese eine Verantwortung für das Gesamtsystem übernehmen. „So viel Verantwortung hat bisher noch kein Schüler getragen“, sagt Halbeis. Der Lehrer ist davon überzeugt: „sobald die Schüler verstehen, dass sie in erster Linie andere schützen und das letztendlich auch ihnen widerfährt, wird es der Demokratie und der Solidarität zu Gute kommen“.
Hygienekonzept und tageweise Schichtbetrieb
Die Corona-Krise habe ihre Schule vor eine „gigantische Herausforderung“ gestellt, sagt Barbara Sellin, Schulleiterin der Beruflichen Schulen Bretten. Sie musste 734 Schüler aus 44 Klassen für den Schulstart am Montag auf die verfügbaren Räume aufteilen. Der Stundenplan sieht eine tageweise Beschulung von zwei bis drei Tagen pro Schüler plus Schichtbetrieb mit Zwischenreinigung vor, in denen diese vorrangig in den schriftlichen Prüfungsfächern unterrichtet werden. Die restlichen Tage müssen die Schüler von zu Hause aus lernen. „Wir hätten nicht die Räume, alle Schüler auf einmal unterzubringen“, sagt Sellin. In Zusammenarbeit mit einem Berater des Landratsamts hat Sellin ein Hygieneschutzkonzept erstellt, zu dem ebenfalls eine Eingangs- und Wegeplanung für die Schüler gehört. „Ab Montag ist eine hohe Disziplin von Lehrern und Schülern gefordert“, sagt Sellin. Eine Ausnahmegruppe erwähnt die Schulleiterin zum Schluss: die Azubis der Altenpflegehilfe, die zur Praxis in Altenheime gehen, werden weiterhin nur digital beschult. „So sieht unser schrittweiser Wiedereinstieg in den Schulbetrieb aus“, sagt Sellin.
Autor:Beatrix Drescher aus Bretten |
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