Die Feuerstreiter – Wegbegleiter sammeln 33.000 Euro für die Kinderhospizarbeit
Tour der Extreme für guten Zweck

Erschöpft, erleichtert, überwältigt: Konstantin, Manuel und Pascal beim Zieleinlauf in Meran.
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  • Erschöpft, erleichtert, überwältigt: Konstantin, Manuel und Pascal beim Zieleinlauf in Meran.
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Bretten (ger) Konstantin Braun staunt noch immer über die Tragweite seiner, wie er selbst sagt, verrückten Idee, die als Ergebnis 33.000 Euro für einen guten Zweck und einen 90-minütigen Dokumentarfilm hervorbrachte, der in Kinos in Mannheim und Bruchsal für Furore sorgte. Ganz zu schweigen von den unglaublichen Erfahrungen, die die Feuerstreiter – Wegbegleiter mit ihrer aufsehenerregenden Aktion selbst gemacht haben.

In Feuerwehreinsatzkleidung über die Alpen

Im August machten sich die drei Feuerwehrmänner Konstantin Braun aus Bretten-Neibsheim, Manuel Schmidt aus Bruchsal-Heidelsheim und Pascal Dieffenbach aus Mannheim auf, einen Spendenlauf der besonderen Art zu absolvieren (die Brettener Woche/kraichgau.news berichtete hier und hier). Um Geld für die Kinderhospizarbeit, namentlich für den Verein Kinderhospiz Sterntaler in Mannheim, zu sammeln, überquerten sie an elf Tagen von Mittenwald nach Meran die Alpen. Der Clou: Statt atmungsaktiver Wanderkleidung trugen sie ihre Feuerwehreinsatzkleidung aus schwerem, nicht brennbarem Material. Mit Helm, Atemschutzgerät, sechs Litern Wasser und dem nötigsten Gepäck kam jeder der drei somit auf gut 25 Kilogramm am Leib.

Vor lauter Medienrummel zu wenig gegessen

Ein deutschlandweites Medien-Echo hat die Aktion der Feuerstreiter – Wegbegleiter ausgelöst und, Stand Anfang Dezember, den stolzen Betrag von 33.000 Euro zusammengetragen, SWR, RTL, Vox und eine ganze Reihe regionaler Medien berichteten über die Mannheimer Berufsfeuerwehrmänner und ihre elf Begleiter. Vor allem in der Woche, bevor es am 8. August in Mittenwald losging, rissen die Medienanfragen nicht ab. „Vor lauter Stress hatte ich in den Tagen viel zu wenig gegessen“, erzählt Konstantin. Entsprechend schlecht ging es seinem Kreislauf beim Aufstieg auf die Hochlandhütte am ersten Tag. Dazu die sommerliche Hitze von über 30 Grad. Später als die Kameraden und völlig fertig kam er auf der Hütte an, wo er glücklicherweise seine Reserven wieder auftanken konnte.
Die Tour am zweiten Tag war eigentlich zur Eingewöhnung gedacht. Aber Schotter- und Schneefelder verlängerten den Weg. In einem Latschenkieferwald staute sich die Hitze auf unerträgliche Temperaturen und den Wanderern ging tatsächlich das Wasser aus, mit letzter Kraft erreichten sie das Karwendelhaus. Zehn statt geplanter fünf Stunden waren sie an diesem Tag unterwegs gewesen. „Da kamen uns echt Zweifel, ob wir das packen werden“, bekennt Konstantin freimütig. Aber die Gruppe motivierte sich gegenseitig.

Film bringt Gänsehautfeeling zurück

In den folgenden Tagen fand jeder seinen Rhythmus. „Man ist im Gebirge so weit weg von allem. Irgendwann steht man morgens auf, zieht sich an, macht sich auf den Weg zur nächsten Hütte und denkt an nichts anderes mehr.“ Zugute kam Konstantin und seinen Mitstreitern ihre körperliche Fitness. 190 Kilometer und 19.500 Höhenmeter hatten die drei Feuerwehrmänner und ihre Begleiter geplant, an diesen elf Tagen zurückzulegen. In Wahrheit wurden es dann einige mehr. Den höchsten Punkt zwischen dem Tuxerjochhaus und dem Friesenberghaus auf 2980 Metern mussten sie wegen Schneefalls umgehen. „Das wäre sonst lebensgefährlich geworden.“ Ein Mehr an Kilometern haben garantiert auch Marvin und Kevin Day zurückgelegt. Die Hobby-Filmer sind mal vorausgeeilt oder haben sich zurückfallen lassen, um die besten Bilder einzufangen. Das Ergebnis ist ein mehr als sehenswerter 90 Minuten-Film, der die außergewöhnliche Tour allen nahebringt, die nicht dabei sein konnten. Und Konstantin, Pascal und Manuel und ihren Begleitern immer wieder das Gänsehautfeeling zurückbringt.

Von null bis 30 Grad an einem Tag

Eine Tour der Extreme: Temperaturen zwischen null und 30 Grad, zum Teil am selben Tag, Schneefelder und Hänge, an denen sich die Hitze staute, Klettersteige und Wiesenwege – am Abend waren die drei Protagonisten oftmals völlig ausgedörrt, dafür hatte die Montur ihr Maximalgewicht erreicht. „Die ist auch über Nacht meistens nicht getrocknet.“ Neben den Strapazen und den Momenten, an denen sie dachten, es gehe nicht mehr weiter, gab es jedoch mindestens ebenso viele Highlights und wundervolle Begegnungen.

Blaulicht im Nebel

Beispielsweise als aus dem Nebel plötzlich ein Blaulicht schimmerte. Stand da auf 2.300 Metern vor dem Tuxerjochhaus doch tatsächlich ein Feuerwehrauto! Kameraden der Feuerwehr Tux/Zillertal hatten sich in die Höhe aufgemacht, den Feuerstreitern einen Spendenscheck zu überreichen. „Das war definitiv einer der rührendsten Momente der Tour“, erinnert sich Konstantin. Ebenfalls überwältigt war die Gruppe am zehnten Tag. „Es war schon im Voraus klar, dass das unsere härteste und längste Tour werden würde.“ 33 Kilometer und über 3.000 Höhenmeter mussten sie an diesem Tag zurücklegen. Um 5.30 Uhr bei Sonnenaufgang waren sie aufgebrochen. Kurz vor dem Jaufenpass ertönte eine Lautsprecherdurchsage: „Auf geht’s, Feuerstreiter – Wegbegleiter!“ Auf der Passstraße näherte sich ein Brettener Feuerwehrauto, darin die Neibsheimer Abteilung, die ebenfalls eine Spende nebst Spielzeug für die Kinder im Hospiz im Gepäck hatten.

Projekt geht weiter

Nach der Tour und nach den erneuten Medienauftritten sei er erstmal in ein Loch gefallen, bekennt Konstantin. „Ich habe fast zwei Wochen gebraucht, um wieder richtig im Alltag anzukommen.“ Am nachhaltigsten hat ihn beeindruckt, was Menschen bewirken können, wenn sie an einem Strang ziehen. Und sie machen weiter. Beim Start in Mittenwald wurden Konstantin, Pascal und Manuel von den Sterntalern zu offiziellen Botschaftern ernannt. Damit stehen sie in einer Reihe mit so illustren Namen wie Bülent Ceylan, Laith Al-Deen und Joey Kelly. „Das macht uns sehr stolz. Keine Frage, dass wir noch Verschiedenes geplant haben.“ Man darf gespannt sein …

Info: Spenden sind weiterhin willkommen. Spendenkonto: Kinderhospiz Sterntaler e.V. – GLS Gemeinschaftsbank eG, IBAN: DE19 4306 0967 6026 3478 00 - BIC: GENODEM1GLS, Stichwort: WEGBEGLEITER + Ihre Adresse

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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