Europäischer Tag der jüdischen Kultur 2020
Vor fast 100 Jahren gekaufter Teller aufgetaucht
Bretten (hl) Der Europäische Tag der jüdischen Kultur besteht schon seit 1999, und jedes Jahr wird aufgefordert, in seiner örtlichen, jüdischen Geschichte zu recherchieren, um dieses Wissen den Menschen von heute näherzubringen. In Bretten gibt es, außer dem jüdischen Friedhof, nichts zu zeigen. Was wichtig war, wurde zerstört. Das Thema in diesem Jahr war „Reisen“. So machte Heidemarie Leins daraus eine Zeitreise im Jahr 1924 entlang der Weißhofer Straße, die vom Marktplatz bis zum Melanchthon-Gymnasium reichte. Anhand von Fotografien konnten die Besucher sich in die Zeit zurückversetzen, als noch nicht neu gebaut, umgebaut bzw. renoviert war. Dazu kamen dann die Hausgeschichten der Eigentümer oder Bewohner, die zum Teil jüdische Mitbürger waren. Auch spielte die Arisierung eine nicht unwesentliche Rolle. Den Schluss mit der Hausnummer 2 bildete das ehemalige „Rebstöckle“, eine Weinwirtschaft, die das Elternhaus von Georg Wörner, dem Sammler und Bewahrer alter Dinge war.
Teller aus dem jüdischen Warenhaus Kleemann
Er betrieb die Wirtschaft von 1880 bis 1899. Mit seiner Sammlung legte er den Grundstein für das Stadtmuseum. Nun war der Zeitpunkt gekommen, an dem die Besucherin Annelore Leitz ihre Tasche öffnete und sagte: „Ich habe etwas für Sie.“ Sie holte einen Teller heraus, der aus dem jüdischen Warenhaus Kleemann in der Melanchthonstraße stammte. Annelore Leitz beschrieb, und Heidi Leins las vor, dass der Teller im Eigentum ihrer Eltern war, vor fast 100 Jahren gekauft, und seit vielen Jahren bei ihr. Sie übergibt nun den Teller an das Stadtarchiv in Bretten. Die Freude, Überraschung und Dankbarkeit war bei allen Teilnehmern groß. Vor einigen Jahren waren Nachfahren der Familie aus Argentinien da. Wie hätten die sich gefreut! Heidemarie Leins dankte im Namen der Stadt. Sie berichtete noch von ähnlichen Beispielen, die doch alle nachahmenswert sind.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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