„Power Moves“ auf internationaler Bühne
Brettener Streetdance-Brüder Moses und David Schäfer im Porträt

Entspannte Streetdancer: Das Brettener Brüderpaar David und Moses Schäfer (von links) praktiziert mitreißenden Tanzsport auf hohem Niveau.  | Foto: ch
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  • Entspannte Streetdancer: Das Brettener Brüderpaar David und Moses Schäfer (von links) praktiziert mitreißenden Tanzsport auf hohem Niveau.
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BRETTEN (ch) Sie bewegen sich mit jungen Jahren schon wie selbstverständlich auf internationalem Parkett. Bei Wettbewerben räumen die beiden Brettener Streetdancer Moses und David Schäfer regelmäßig Pokale und Urkunden ab, zuletzt als Süddeutscher Meister und Vizemeister in ihren jeweiligen Altersklassen. Doch das Brüderpaar will mehr. Gegenwärtig trainiert es für die nächste Deutsche Meisterschaft mit dem Ziel Weltmeisterschaft.

Gute Portion Akrobatik

Präzise Bewegungen im Takt der Musik, Gestikulieren, Drehungen und herausfordernde Posen – man kennt das aus Musikvideos. Das kennen natürlich auch der 14-jährige Moses Schäfer und sein neunjähriger Bruder David. „Was man da sieht, ist Ballett-Hiphop, das ist eher nicht so meins“, winkt der Ältere ab. Die beiden bevorzugen den ursprünglich in amerikanischen Vorstadtghettos entstandenen Hiphop-Breakdance mit einer guten Portion Akrobatik: schweißtreibende Bewegungen in Liegestützposition, Sprünge wie beim Kung-Fu und Rotationen um alle möglichen Körperpartien, sogenannte „Power Moves“, zum Beispiel. Wie kommt man zu sowas?

Mit „Breakdance-Virus“ infiziert

Als achtjähriger Junge habe er einen älteren Mitschüler gesehen, der „richtig gut tanzen“ konnte, erinnert sich Moses. Über diesen kam der gebürtige Brettener in ein Hiphop-Breakdance-Integrationsprojekt an seinem damaligen Wohnort Buchen im Odenwald. Später ging das Projekt im örtlichen Turnsportverein auf. Im Jahr darauf, bei Moses´ erstem öffentlichen Auftritt in Göppingen, wurde auch sein kleiner Bruder mit dem „Breakdance-Virus“ infiziert. „Als ich noch jünger war, habe ich mir bei den andern die Tricks abgeschaut, so bin ich zum Solotänzer geworden“, erzählt der Schiller-Schüler.

Cooler Solo-„Freestyle“

Die „Moves“ genannten Tanzbewegungen erfordern nicht nur viel Geschick, sondern sind teilweise auch äußerst kräftezehrend. Um die noch fehlende Kraft auszugleichen, dachte sich David leichtere Versionen aus. „Aber so, dass es immer noch cool aussieht“, wie er betont. Vom Solo-„Freestyle“ des Jüngeren wiederum ließ sich ESG-Gymnasiast Moses inspirieren, auch mal ohne Gruppenchoreographie zu tanzen. Sein Bruder meint, den tieferen Grund zu kennen: „Solotänzer bekommen einen eigenen Pokal, bei Gruppen bekommt ihn nur der Trainer, Moses wollte auch mal einen eigenen Pokal haben.“

Pokale und WM-Erfolge

Das Zählen ihrer Pokale auf dem heimischen Esszimmerschrank haben beide mittlerweile aufgegeben. Erst nach längerem Nachdenken kommt David auf die Zahl von neun Trophäen, darunter vier erste, zwei zweite und ein dritter Platz. Auch Moses fällt nicht auf Anhieb sein bislang größter Erfolg ein. Es war 2018, für junge Leute schon eine halbe Ewigkeit her, als er mit seiner damaligen Gruppe „ZZyzx“ einen siebten Platz bei der Streetdance-Weltmeisterschaft 2018 im schottischen Glasgow holte. Am gleichen Ort, wo David mit seiner Solovorstellung sogar Platz drei eroberte.

Kreativer Umgang mit Fehlern

„Manchmal zittert man auch bei einem Auftritt, wenn einem tausend Leute zuschauen“, gesteht der Neunjährige. Manchmal mache man auch was falsch. Aber das sei beim Solotanz nicht so dramatisch, da könne man vieles kreativ ausbügeln, wendet sein großer Bruder ein. In der Gruppe hingegen fällt es sofort auf, wenn einer aus der Reihe tanzt. Trotz der mitunter riskant aussehenden „Moves“ - David praktiziert unter anderem das „Head spin“ genannte Rotieren auf dem Kopf – sind beide bislang um ernstere Verletzungen herumgekommen. Getanzt wird nach Musik von Hip-Hop-Bands wie „Run-D.M.C.“. Moses steht momentan auf Oldschool-Hip-Hop von „Eric B. & Rakim“.

Tanzfläche ist überall

Seit rund fünf Jahren trainieren die beiden beim TSV Buchen, obwohl sie seit vier Jahren wieder in Bretten wohnen. „Wir fahren nach wie vor zwei Mal wöchentlich 90 Kilometer hin und zurück zum Training“, berichtet ihre Mutter Kaddy Schäfer-Jatta. „Das Tanzen liegt bei uns in der Familie“, sagt die 36-jährige gebürtige Gambierin. Sie schwingt selbst fürs Leben gern das Tanzbein, wenn auch zu anderer Musik. Im Alltag freilich geht ihr der Bewegungsdrang ihrer Jungs hin und wieder auch ein bisschen zu weit: „Im Wohnzimmer, beim Essen, bei den Schularbeiten, überall ist Tanzfläche, das ist manchmal anstrengend.“

WM-Titel im Blick

Dann setzt es Ermahnungen wie: „Kannst du bitte normal laufen“. Oder sie nehme die Handys weg, „damit Ruhe ist“, schmunzelt die Mutter. Denn im Grunde ist sie stolz auf die Erfolge des Geschwisterpaars. Bei der Frage nach ihren Erwartungen für das nächste „Battle“ am 2. Mai im Pforzheimer CongressCentrum sind sich die Brüder einig: ihre Meistertitel verteidigen. Und damit die Qualifikation für den nächsthöheren Wettbewerb schaffen. Moses bleibt entspannt: „Ein WM-Titel ist immer das Ziel, aber es wird schwer. Mal schaun, was rauskommt.“

Mehr Beiträge und Bilder auf unserer Themenseite Streetdance

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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