40 Jahre Brettener Woche: Eine Brettener Sportlerkarriere aus vier Jahrzehnten
Die zwei Leidenschaften des Harald Muckenfuß
BRETTEN (ch) Es stand im ersten Jahrgang des Brettener Woche-Vorläufers „Brettener Blättle“. „Vorrundenspiele beendet“ war da zu lesen über einem namentlich nicht gekennzeichneten, jedoch nach eigener Aussage vom damaligen Handballsportwart Jürgen Mössner verfassten Artikel vom 30. Dezember 1980. Darin Details rund um die sportlichen Erfolge der zu jener Zeit aufstrebenden Handballabteilung des TV Bretten.
Probleme bei der Mannschaftsaufstellung
Die Rede war auch von Problemen bei der Mannschaftsaufstellung. Zwei Spieler konnten wegen ihres Wehrdienstes nicht mittrainieren. Und weiter: „Da auch Harald Muckenfuß, der in Köln als Gymnasiallehrer tätig, nur an Wochenenden zugegen ist, dürfte diese Tatsache sicherlich die Spielqualität nicht erhöhen.“ Harald Muckenfuß, der bekannte und erfolgreiche Brettener Faustballspieler, -trainer und –manager? Muckenfuß, ein begehrtes Handball-Ass, das an den Wochenenden aus Köln anreiste? Die Frage drängte sich auf: Wie war das eigentlich vor 40 Jahren? Und wer könnte darüber besser Auskunft geben als Harald Muckenfuß selbst?
Vom Trainer überredet
Zum vereinbarten Gespräch erschien der studierte Diplomsportlehrer, der erst Anfang des Monats seinen 69. Geburtstag feierte, standesgemäß in blauer Trainingsjacke. Und schon war man mitten in die Höhen und Tiefen zu Beginn der aufregenden 1980er Jahre in Bretten eingetaucht. Im selben Jahr, als die Grundlagen für die heutige Brettener Woche gelegt wurden, herrschte auch im Brettener Handball Aufbruchstimmung. Nachdem Abteilungsleiter Freddy Ersch für eine verbesserte finanzielle Ausstattung gesorgt hatte, konnte zielgerichtet in Trainer und Training investiert werden, unter anderem mit dem ersten Handballtrainingslager. „Trainer Hans Bräuer hat mich damals überredet, nach Bretten zurückzukommen“, erinnert sich Harald Muckenfuß. Geholfen haben bei dem Manöver der Ex-TVB-Vorsitzende Helmut Wirth und MGB-Schulleiter Fichtner, der dem jungen Sportlehrer eine Stelle anbot, ergänzt Jürgen Mössner.
Aufstieg in die Oberliga
Bereits in den Sommerferien 1980 hatte der damals 29-Jährige mit der ersten Mannschaft in der alten Sporthalle des Melanchthon-Gymnasiums trainiert, „um die Spielzüge kennenzulernen“, wie er sagt. „Meine Position war Rückraum Mitte und außen, meine Stärke der Seitfall-Knickwurf.“ Parallel spielte Muckenfuß zu der Zeit noch in Köln beim VfL 99 in der dortigen Verbandsliga. Aber er weiß noch genau, dass er am 23. September mit der Brettener Mannschaft gegen Brötzingen sein erstes Handballspiel in der Landesliga absolvierte. Und schon ein halbes Jahr später, am 14. April 1981, war es geschafft. „Wir waren die erste Mannschaft im Brettener Handball, die in die Oberliga aufgestiegen ist“, blickt Muckenfuß zurück. Dieser Aufstieg war zugleich auch sein größter Handballerfolg, sagt er. Drei Monate später zog er ganz nach Bretten. Nicht nur wegen des Handballs, auch aus familiären Gründen.
Raubbau an der Gesundheit
Und wann kommt jetzt der Faustballspieler Harald Muckenfuß ins Spiel? Die Wahrheit nach seinen eigenen Worten: „Ich habe immer parallel Handball und Faustball gespielt.“ Harald Muckenfuß´ Vater Albert, bekannt unter dem Kürzel „Almu“, war langgedienter Abteilungsleiter für Faustball und – so die Aussage von Jürgen Mößner - „ganz und gar nicht damit einverstanden“, dass sein Sohn sich nicht ausschließlich dem Faustball widmete. Im Sommer 1980 spielte Sohn „HaMu“ aber nicht nur Handball, sondern auch Faustball und stieg mit Schluttenbach bei Ettlingen in die erste Bundesliga auf. Das lange sportliche Doppelengagement und die vielen Fahrten hatten freilich ihren Preis. „Das war Raubbau an der Gesundheit“, ist Muckenfuß rückblickend überzeugt. 1986 erlitt er beim Handball einen schweren Unfall, bei dem er sogar fast 20 Minuten lang querschnittsgelähmt auf dem Hallenboden lag.
Erfolg als National- und Jugendtrainer
Nach OP und halbjähriger Erholungspause spielte er drei Jahre nur noch Faustball. Doch erst im Alter von 45 Jahren bestritt er Mitte der 90er Jahre sein letztes Handballspiel. Dem Faustball hingegen huldigt er, wenngleich in altersgemäß reduzierter Intensität, bis heute. Nahezu ungezählt sind die Erfolge, die er als Spieler und in den 13 Jahren als Faustball-Nationaltrainer eingefahren hat: vom dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft der Männer und mehrfachem Seniorenmeister in verschiedenen Altersklassen über zweimalige Europameisterschaft bis zum einmaligem World Games-Sieg und einmaligem Vize-Weltmeister. Dieser letzte Erfolg markierte zugleich seinen freiwilligen Abschied von der Nationaltrainerkarriere. Als Jugendtrainer und Bundesligatrainer der TVB-Frauen hingegen erlebte er noch viele weitere erfolgreiche Jahre: „Bis 2011 holten wir neun Deutsche Meistertitel im Jugendbereich und mit den Frauen waren wir elf Mal in den Medaillen-Rängen.“
Für Faustball rund um die Welt
Seit 2011 ist Harald Muckenfuß Vizepräsident für Leistungssport der Deutschen Faustballliga und reist als Delegationsleiter von Meisterschaft zu Meisterschaft um die Welt. Dieses Jahr zum Beispiel zur Frauen-WM nach Chile, zur Jugend-WM nach Österreich und zur Männer-EM nach Italien. „Ich reise gerne“, gesteht der Rentner. Wegen einer Meniskus-Operation musste er zuletzt ein Jahr lang sportliche Abstinenz üben. „Aber wenn das Knie in Ordnung ist, trainiere ich wieder mit“, gibt er sich zuversichtlich. „Das Schöne ist, man kann Faustball lebenslang spielen.“ Nebenbei treffe er dabei viele Bekannte und ehemalige Mitspieler. Das schweißt zusammen. Fazit des leidenschaftlichen Sportlers: „Faustball war für mich immer ein Ausgleich zur Kampfsportart Handball, bei der man immer was auf die Schnauze kriegt.“
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Autor:Chris Heinemann aus Bretten |
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