Brandbrief von vier Brettener Sportvereinen an die Landesregierung
Sportverbot "nicht nachvollziehbar"

Seit vielen Monaten liegen der Amateur-Wettkampfsport sowie der Breiten- und Gesundheitssport aufgrund der Corona-Pandemie weitestgehend darnieder.  | Foto: Alphaspirit - stock.adobe.com
  • Seit vielen Monaten liegen der Amateur-Wettkampfsport sowie der Breiten- und Gesundheitssport aufgrund der Corona-Pandemie weitestgehend darnieder.
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Bretten (swiz) Seit vielen Monaten liegen der Amateur-Wettkampfsport sowie der Breiten- und Gesundheitssport aufgrund der Corona-Pandemie weitestgehend darnieder. Einzig der Profisportbereich profitiert derzeit umfassend von Ausnahmen von den allgemeinen Kontaktbeschränkungen. Mit der Forderung nach einem "kurzfristigen Umdenken bei der Bewertung der derzeitigen Kontaktbeschränkungen im Freien und damit auch hinsichtlich der derzeitigen Verbote zur gemeinsamen Ausübung von Sportarten im Freien" haben sich nun vier Brettener Sportvereine an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann gewandt. In dem "Brandbrief", den die Vorsitzenden des SV Gölshausen, VfB Bretten sowie TSV Rinklingen und TV Bretten unterschrieben haben, betonen die Verantwortlichen, man habe lange zu allen Maßnahmen geschwiegen und es den Verbänden überlassen, auf die Verantwortlichen hinsichtlich sinnvoller Maßnahmen Einfluss zu nehmen.

"Ausnahmen sorgen eher für Verwirrung"

Doch weitreichende Ausnahmen von den Corona-Einschränkungen habe es bisher nur für den Profisport gegeben. Ein Umstand, den Thomas Abele (SV Gölshausen), Dennis Berger (VfB Bretten), Stefan Hammes (TV Bretten) und Peter Schnorr (TSV Rinklingen) nun nicht mehr hinnehmen wollen. So betonen die vier Vorsitzenden, der Amateur-Wettkampfsport sowie der Breiten- und Gesundheitssport liege für alle Sportler über 13 Jahren brach. Ausnahmen gebe es einzig beim Tennis und Golf, doch diese sorgten auch eher für Verwirrung und Wettbewerbsverzerrung als für Zustimmung. "Auch sind die Auflagen für den Sport mit Kindern bis 13 Jahre teilweise weder nachvollziehbar noch umsetzbar", schreiben die Vereinsverantwortlichen.

Vereine sind keine Corona-Verbreitungsplattform

Ignoriert würden seit Monaten auch "alle bisherigen Erkenntnisse, dass die sportliche Betätigung vielfache positive Auswirkungen auf den physischen und psychischen Gesundheitszustand habe", heißt es in dem Brief weiter. Sport und Bewegung seien wichtig für das Immunsystem und dies erhöhe nach wissenschaftlichen Studien "spürbar die Chance auf einen milden Verlauf der Krankheit Covid-19". Wenn man dann noch die Erkenntnisse der Aerosol-Forschung hinzunehme, sei ein Verbot von Sport auf Plätzen im Freien "noch weniger nachvollziehbar und in unseren Augen nicht gerechtfertigt", schreiben Abele, Berger, Hammes und Schnorr. Dazu komme, so die vier Vorsitzenden, dass bisher kein Beispiel bekannt sei, "dass in unseren Vereinen der Virus eine Verbreitungsplattform erhalten hat".

Antwort von Ministerin Eisenmann

Eine Antwort auf ihr Schreiben haben die Vereinsverantwortlichen inzwischen auch erhalten, nicht vom Ministerpräsidenten, dafür aber von der zu dieser Zeit noch amtierenden Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Susanne Eisenmann. Sie betont in ihrem Brief, auch sie sehe "die besondere Bedeutung des Sports für das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden". Die Regierung habe auch versucht, den Trainings- und Übungsbetrieb sowie Sportwettkämpfe unter Pandemiebedingungen aufrechtzuerhalten, dafür hätten die Vereine durch ihre "schlüssigen Hygienekonzepte" auch die Grundlage geschaffen, so Eisenmann. Ab dem 2. November habe man dann aber aufgrund der hohen Infektionszahlen weitreichende Einschränkungen treffen müssen. Inzwischen seien die Länder zudem an die Regelungen des Bundes gebunden. Dies betreffe vor allem die "Bundes-Notbremse", die bei Sieben-Tage-Inzidenzen von über 100, 150 und 165 gezogen wird, betont die Ministerin.

Hoffen auf die Impffortschritte

Einen wirklichen Lösungsvorschlag kann Eisenmann den Vereinsvorsitzenden indes nicht unterbreiten: "Leider fällt es im Moment schwer, aufgrund der aktuellen Dynamik des Infektionsgeschehens einen Ausblick auf weitere Öffnungsschritte für den Sport zu geben". Sie gehe aber davon aus, dass die Impfungen nun Woche für Woche "mehr Dynamik aufnehmen werden". Je mehr Menschen geimpft seien, desto schneller könne auch eine Rückkehr zur Normalität erfolgen.

"Bedauerlich aber notwendig"

Eine weitere Reaktion haben die Vereinschefs auch vom CDU-Landtagsabgeordneten des Wahlkreises Bretten, Ansgar Mayr, erhalten. Er wisse, so der Abgeordnete, dass "die Beschränkungen viele Vereine sehr hart treffen". Auch habe er großes Verständnis für deren Kritik. Letztendlich halte er die Entscheidungen der Regierungen von Bund und Ländern aber für richtig, "auch wenn ich bedaure, dass sie notwendig wurden". Klar sei aber auch, betont Mayr, "dass die von Schließungsanforderungen betroffenen Vereine einen Ausgleich für die ihnen auferlegten Lasten bekommen müssen". Das Land unterstütze daher mit 25,1 Millionen Euro in einem unbürokratischen Verfahren Sportvereine und Verbände, die in Corona-Zeiten Hilfe brauchten. Er werde sich zudem in Stuttgart "dafür starkmachen, dass mit steigender Impfrate und unter Einhaltung von Hygienekonzepten wieder Sportangebote im Freien angeboten werden können".

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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