Welttag des Hörens 2024
Schwerhörigkeit: Wenn die Welt immer schlechter zu verstehen ist
Wer über ein gesundes Gehör verfügt, merkt in der Regel gar nicht, wie sehr er sich auf seinen funktionierenden Hörsinn verlässt. Hörgesunde Menschen nehmen Geräusche vom Vogelzwitschern bis zum Donnergrollen wahr, können bis zu 400.000 Töne unterscheiden1, eine Geräuschquelle einwandfrei orten und sich in Gesprächen mit anderen verständigen, selbst auf einer lauten Party. Kurz: Sie nutzen ihr Gehör, um sich in der Welt zu orientieren und mit ihr in Verbindung zu treten. Für rund 19 Prozent der Deutschen – rund 20 Millionen Menschen – ist das nach Schätzung des Deutschen Schwerhörigenbunds (DSB) jedoch keine Selbstverständlichkeit. Sie leben mit einer Hörbeeinträchtigung. Rund eine Million Betroffene sind hochgradig schwerhörig, über 200.000 sogar an Taubheit grenzend schwerhörig2. In der Versorgung von Hörgeschädigten spielen technische Lösungen wie Hörgeräte oder Cochlea-Implantate eine zentrale Rolle. Doch für welche Art der Schwerhörigkeit ist welche Form der Versorgung geeignet? Wie Menschen mit einer schweren Hörschädigung geholfen werden kann, dazu informieren anlässlich des diesjährigen Welttags des Hörens (3. März) Expertinnen und Experten in der Sprechzeit.
Schwerhörig ist nicht gleich schwerhörig
Ob es sich um ein leises Flüstern handelt, Musik aus dem Radio oder den Lärm eines startenden Flugzeugs – was wir hören, sind zunächst einmal nur Veränderungen des Luftdrucks, die unsere Ohren als Schallwellen erreichen. Über Trommelfell, Hammer, Amboss und Steigbügel werden diese Schwingungen verstärkt und ans Innenohr übertragen, wo sie in der Gehörschnecke – der Cochlea – von feinen Haarsinneszellen in elektrische Impulse übersetzt werden. Diese wiederum werden ans Gehirn übertragen, das sie als Höreindruck interpretiert. Vereinfacht gesagt, wirken beim Hören ein mechanisches System – Außen- und Mittelohr – und ein elektrisches System – Innenohr, Hörnerv und Hörbahn – zusammen. Entsprechend unterscheiden sich die Arten von Schwerhörigkeit: Liegt die Störung im mechanischen Teil, spricht man von einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Ist der elektrische Teil betroffen, handelt es sich um eine Schallempfindungschwerhörigkeit. Der Unterschied ist entscheidend, sowohl für das Hörempfinden der Betroffenen als auch für die Möglichkeit, die Schwerhörigkeit zu behandeln.
Wenn die Welt immer leiser wird
Werden Töne nicht mehr ausreichend verstärkt und weitergeleitet, nehmen Betroffene ihre Umgebung nur noch leise wahr. Besonders bei Störgeräuschen fällt es ihnen schwer, zum Beispiel einem Gespräch zu folgen. Das Hören wird zunehmend anstrengend, die Verständigung erschwert. Eine mögliche Folge: Betroffene ziehen sich zurück, kommunizieren immer weniger mit ihrem Umfeld, das Risiko für eine Depression oder Demenz steigt. Meist handelt es sich bei Störungen der Schallleitung um eine Folge des Alterns, die so genannte Altersschwerhörigkeit. Aber auch starker Lärm oder Entzündungserkrankungen des Mittelohrs können diese Form der Schwerhörigkeit verursachen. Abhilfe kann der Einsatz von Hörgeräten schaffen, die gezielt Frequenzbereiche verstärken, die nicht ausreichend laut wahrgenommen werden. In den vergangenen Jahren sind Hörgeräte immer leistungsfähiger und kompakter geworden. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, Sprache nicht nur in ruhiger Umgebung, sondern auch bei Störgeräuschen wieder besser zu verstehen. Doch auch die kleinen Hightech-Geräte stoßen an Grenzen, vor allem wenn die Ursache für die Schwerhörigkeit im Innenohr liegt, dem „elektrischen Teil“ des Hörens.
Was hilft, wenn ein Hörgerät nicht mehr hilft?
Bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit ist das Gehörte nicht nur leiser, sondern es werden ganze Töne oder Tonbereiche nicht mehr übertragen. Insgesamt wird das Klangbild verzerrt und die Qualität von Sprache und Tönen beeinträchtigt, während die Lautstärke oftmals noch ausreichend ist. Ursache kann ein Hörsturz, ein Knalltrauma, ein Schädelbruch, aber auch eine Infektion oder andere Krankheit sein, die das Innenohr in Mitleidenschaft zieht. Ein Hörgerät kann solche Defizite nicht ausgleichen, da es lediglich die Lautstärke anhebt. In der Versorgung von Menschen mit einer Schallempfindungsstörung stehen deshalb Cochlea-Implantate im Mittelpunkt. Das aus zwei Komponenten bestehende System wandelt Schallwellen in elektrische Impulse um, die an ein Implantat in der Cochlea übermittelt werden. So umgeht es die Schallübertragung im Mittelohr, ersetzt die Signalumwandlung in den defekten Haarsinneszellen und stimuliert den Hörnerv direkt mit elektrischen Impulsen. Anders ausgedrückt: Es imitiert die Funktion einer gesunden Cochlea. Je nach Ausgangssituation können die Betroffenen nach der Versorgung mit einem Cochlea-Implantat von einer deutlichen Verbesserung ihres Hörerlebens profitieren. Gesprochenes wird wieder klarer verstanden, das Hören trotz Störgeräuschen verbessert, rund 80 Prozent der Patientinnen und Patienten können telefonieren3.
Behandlungsmöglichkeiten bei Schwerhörigkeit – Expertinnen und Experten am Lesertelefon
Wann ist ein Hörgerät die richtige Lösung, wann ein Cochlea-Implantat? Kann man beide Systeme kombinieren? Wie ist das Hörerlebnis mit einem CI-System? Wie verläuft die Operation und wie geht es danach weiter? Wie wirkt sich ein Cochlea-Implantat im Alltag aus? Werden die Kosten für die ein Hörgerät oder Cochlea-Implantat von meiner Krankenversicherung übernommen? Alle Fragen rund um die Versorgung von Menschen mit schwerem Hörverlust beantworten die Expertinnen und Experten in der Sprechzeit:
Kostenfreie Rufnummer 0800 – 2811 8111 für medizinische Fragen:
• Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Matthias Hey; Audiologe; Leiter der Audiologie an der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Phoniatrie und Pädaudiologie; Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel
• Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. med. Ulrich Hoppe; Professor für Audiologie; Leiter der Abteilung Audiologie an der Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Uniklinikum Erlangen
• Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Radeloff; Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde; Direktor der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde im Evangelischen Krankenhaus Oldenburg, Universitätsmedizin Oldenburg
• Priv.-Doz. Dr. med. Nora Weiss; Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde; Leiterin des Hörzentrums an der Universitäts-Hals-Nasen-Ohrenklinik des Klinikums rechts der Isar, Technische Universität München
Kostenfreie Rufnummer 0800 – 2811 8112 für Fragen zur Hörakustik:
• Petra Andres; Hörakustik-Meisterin, CI-Akustikerin, Pädakustikerin; HörStudio Andres; Hamburg
• Dan Hilgert-Becker; Hörakustikmeister; Becker Hörakustik; Koblenz
• Sascha Kelz; Audiologe, Hörakustikmeister, CI-Akustiker; Dreiklang Hörsysteme, Wuppertal
• Marcus Nartschick; Hörakustikmeister; Hörwerk Quedlinburg
• Michael Willenberg; Hör- und CI-Akustiker; Gromke Hörzentrum; Leipzig
Rufen Sie an. Am Donnerstag, den 29. Februar 2024 von 16 bis 19 Uhr.
Der Anruf ist aus allen deutschen Netzen gebührenfrei.
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1 https://www.planet-wissen.de/natur/sinne/hoeren/index.html Seitenabruf vom 24.01.2024
2 https://www.schwerhoerigen-netz.de/statistiken/?L=0 Seitenabruf vom 24.01.2024
3 Lenarz T et al. Cochlea-Implantation: Konzept, Therapieergebnisse und. Laryngo-Rhino-Otol 2022; 101: S36
Autor:Kraichgau News Ratgeber aus Bretten |
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