Projekt an Willy-Brandt-Realschule in Königsbach
Wenn Schüler Staatsanwälte sind

Unterricht der besonderen Art: Polizeioberkommissar Fabian Faigle erklärt den Schülern der Klasse 10d Grundsätze des rechtsstaatlichen Handelns der Polizei. | Foto: Polizeipräsidium Pforzheim
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  • Unterricht der besonderen Art: Polizeioberkommissar Fabian Faigle erklärt den Schülern der Klasse 10d Grundsätze des rechtsstaatlichen Handelns der Polizei.
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Königsbach-Stein (kn) Drei Monate auf Bewährung haben die beiden 16-jährigen Schüler vom Gericht aufgebrummt bekommen, nachdem sie einen jüngeren Mitschüler übel drangsaliert und ihm seine Kopfhörer abgenommen hatten. Wirklich echt bei dieser "Gerichtsverhandlung" am Freitagmorgen in einem Klassenzimmer der Willy-Brandt-Realschule in Königsbach war in seiner Rolle als Richter allerdings ausschließlich Amtsgerichtdirektor Oliver Weik. Aber auch ein echter Polizist und selbstverständlich echte Schüler sowie deren Lehrer waren mit von der Partie.

"Rechtsstaat macht Schule"

Die Aktion mit der Klasse 10d fand im Zuge des Projekts "Rechtsstaat macht Schule" statt, das sich an alle weiterführenden Schulen richtet und bei dem Schüler in interaktiven Übungen und Planspielen rechtsstaatliches Vorgehen kennenlernen. Funktionsträger aus Polizei und Justiz stellen zentrale Rechts- und Verfassungsnormen vor und laden die Schüler zum Austausch über die Regeln unseres Zusammenlebens ein. Nicht zuletzt wird dabei auch ein weiteres Ziel verfolgt: Für den Zusammenhalt in der Gesellschaft ist es wichtig, dass die Akteure staatlicher Streitschlichtung von allen respektiert und die staatlichen Normen des Zusammenlebens von allen akzeptiert werden. "Rechtsstaat macht Schule" will genau an dieser Stelle ansetzen.

Große Motivation bei Schülern in Königsbach

Der ursprüngliche Startschuss für das Projekt war bereits Anfang des Jahres 2020, fiel dann aber der Corona-Pandemie zum Opfer. 2023 erfolgte nun der Neuanfang des Projekts und das mit großem Erfolg. Bereits 14 Mal war das Projekt im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Pforzheim in diesem Jahr in Schulen zu Gast. Bei der Veranstaltung in der Willy-Brandt-Realschule waren es 21 Schüler, die sich mit großer Motivation an dem Projekt beteiligten, das ihr Lehrer und gleichzeitig Schulleiter, Dieter König, an die Schule geholt hatte.

Polizist tauscht Arbeitsplatz mit Klassenzimmer

Den ersten Teil gestaltete Polizeioberkommissar Fabian Faigle. Als Streifendienstbeamter ist für Faigle sein Arbeitsplatz überall dort, wo die Polizei gebraucht wird - sei es an einem Tatort oder eben auf Steife zu Fuß oder im Polizeiauto. Für die Schüler der Klasse 10d hatte Faigle seinen Arbeitsplatz nun für einen halben Tag mit dem Klassenzimmer getauscht. Der Polizist erklärte den Schülern die Bedeutung unseres Rechtsstaates und informierte sie über die Aufgaben der Polizei.

Zehntklässler untersuchen Straftaten

Danach hieß es für die Zehntklässler selbst aktiv zu werden: In Kleingruppen untersuchten sie verschiedene Straftaten, wie sie auch in echt hätten passieren können. Dabei handelte einer der Fälle von den beiden 16-Jährigen, die ihrem Mitschüler übel mitspielten und ihm seine Kopfhörer abnahmen. Zusammen mit Polizeioberkommissar Faigle beleuchteten die Schüler dann die Rollen der Beteiligten in dem Fall: Wer sind hier die Beschuldigten? Gibt es Zeugen? Dabei erläuterte Faigle den Jugendlichen auch, was die Polizei tut, wenn sie zu so einem Fall gerufen wird. Er informierte über polizeiliche Maßnahmen, wie etwa eine Identitätsfeststellung oder auch eine Wohnungsdurchsuchung nach Beweismitteln.

Gerichtssaal im Klassenzimmer

Den zweiten Teil des Unterrichts übernahm Amtsgerichtdirektor Oliver Weik. Normalerweise arbeitet der Chef des Pforzheimer Amtsgerichts in seinem Gerichtssaal dafür, dass im Namen des Volkes Recht gesprochen wird. An diesem Freitagmorgen war er nun dafür da, den Zehntklässlern zunächst den Aufbau der Justiz und deren Aufgabe anschaulich zu machen. Weik informierte auch über den Inhalt einer Strafanzeige, über die Gestaltung einer Anklageschrift der Staatsanwaltschaft bis hin zur Eröffnung der Hauptverhandlung. Genau eine solche stellte zum Ende des Projekttages dann auch den interaktiven Höhepunkt für die Schüler dar. Schnell wurden ein paar Tische zu einem "U" zusammengeschoben und so ein Gerichtssaal im Klassenzimmer improvisiert.

Drei Monate Haft auf Bewährung

Nun sollten sich die beiden 16-Jährigen aus dem zuvor besprochenen Fall für ihre Tat bei einer Gerichtsverhandlung verantworten - im Raum stand: Räuberische Erpressung in Tateinheit mit Körperverletzung und Diebstahl. Um die Hauptverhandlung möglichst originalgetreu darzustellen, wurden nun die Rollen verteilt: Zwei Schüler spielten die Täter, einer den Geschädigten und weitere zwei Schüler waren Zeugen. Auch die Rolle des Staatsanwalts als Vertreter der Anklage wurde durch einen Schüler übernommen. Nachdem die Rollen verteilt waren, legte Amtsgerichtsdirektor Weik seine Original-Richterrobe an und nahm auf dem "Richterstuhl" Platz. Was dann folgte, war eine Gerichtsverhandlung, die, wenn auch imitiert, nicht zuletzt dank der routinierten Verhandlungsführung von Oliver Weik auch diesen Teil rechtsstaatlichen Handelns sehr anschaulich darstellte. Und am Ende hieß das Urteil für die Täter: Drei Monate Haft auf Bewährung.

Unterricht der besonderen Art: Polizeioberkommissar Fabian Faigle erklärt den Schülern der Klasse 10d Grundsätze des rechtsstaatlichen Handelns der Polizei. | Foto: Polizeipräsidium Pforzheim
Amtsgerichtdirektor Oliver Weik zusammen mit Schülern bei einer nachgestellten Gerichtsverhandlung. | Foto: Polizeipräsidium Pforzheim
Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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