Projekt gegen das Vergessen
Ausstellungseröffnung #StolenMemory in Kraichtal-Neuenbürg

Bei der Ausstellungseröffnung: Bürgermeister Tobias Borho, Christopher Vila (HV Egling a. d. P.), Matthias Zimmermann (HV Neuenbürg), Hartmut Hubbuch (1. Vors. HV Neuenbürg), Charlotte Großmann (Arolsen Archives), Elisabeth Hilbert (1. Vors. Verein Jüdisches Leben im Kraichgau) (von links) 
 | Foto: Carmen Krüger
  • Bei der Ausstellungseröffnung: Bürgermeister Tobias Borho, Christopher Vila (HV Egling a. d. P.), Matthias Zimmermann (HV Neuenbürg), Hartmut Hubbuch (1. Vors. HV Neuenbürg), Charlotte Großmann (Arolsen Archives), Elisabeth Hilbert (1. Vors. Verein Jüdisches Leben im Kraichgau) (von links)
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Kraichtal (ck) Zur kleinen Feierstunde anlässlich der Eröffnung der Wanderausstellung #StolenMemory im Container bei der Mehrzweckhalle in Neuenbürg waren zahlreiche Besucher gekommen. Hartmut Hubbuch, Vorsitzender des Heimatvereins Neuenbürg, begrüßte insbesondere Charlotte Großmann von den Arolsen Archives, Elisabeth Hilbert, Vorsitzende des Vereins Jüdisches Leben im Kraichgau, Bürgermeister Tobias Borho, die anwesenden Gemeinderäte sowie Vertreter der Ortsvereine und viele interessierte Kraichtaler.
Christopher Vila, Vorsitzender des Heimatvereins Egling a. d. P., hatte den Kontakt zwischen dem Heimatverein Neuenbürg und den Arolsen Archives hergestellt. In Freundschaft zu Matthias Zimmermann vom örtlichen Heimatverein ließ er verlauten: „Diese Ausstellung passt genau zur Geschichte eures kleinen Ortes.“ Und so griffen nach und nach die Rädchen ineinander, bis man endlich am 5. November die interessante und wichtige Wanderausstellung in Kraichtals kleinstem Stadtteil eröffnen konnte.

Gesamte Bevölkerung Neuenbürgs war zu Kriegsende evakuiert worden

Hubbuch ging in seiner Ansprache auf die Geschichte Neuenbürgs mit der Evakuierung der gesamten Bevölkerung unmittelbar zu Kriegsende ein. Das französische Militär erklärte im April 1945 das Dorf zur Quarantänestation und verlegte 413 befreite Inhaftierte des Konzentrationslagers Vaihingen-Enz nach Neuenbürg. In den knapp neun Wochen ihrer Anwesenheit verstarben 28 Menschen, die auf dem örtlichen Friedhof in einem Gräberfeld bestattet sind.

Schüler können "Geschichte vor Ort" erleben

Bürgermeister Tobias Borho, Schirmherr des Projekts, freute sich über die Kooperation mit der Gemeinschaftsschule im Kraichtaler Stadtteil Münzesheim, dank der Schülerinnen und Schüler verschiedener Altersstufen „Geschichte vor Ort“ erleben und erlernen können. Hierzu finanziert die Stadtverwaltung den Schülertransport zur "Ausstellung gegen das Vergessen“. „Nie wieder Krieg, Vertreibung, Terror, Hass und Faschismus“, resümierte Borho. Er dankte allen Organisatoren für ihr großes Engagement und appellierte an die Besucher: „Sagen Sie es weiter, nutzen Sie die Chance und kommen Sie mit Freunden und Bekannten nach Neuenbürg“.

Kleinster Ort, an den die Ausstellung kommt

Elisabeth Hilbert lobte, dass der Bürgermeister und die ganze Stadt hinter diesem Projekt stehen. Sie erläuterte den gemeinsamen Weg und die Partnerschaft ihres Vereins mit der Stadt Kraichtal seit 2009. Vermutlich sei dies mit 500 Seelen der kleinste Ort, in dem die Wanderausstellung einen Platz finde, so Hilbert. Auf die außergewöhnliche Geschichte des Ortes wurde ihr Verein bei einem Ausflug in die KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz aufmerksam. 2015 besuchte die Gruppe den besonderen Friedhof mit seinen drei Bereichen, hier wurden 2020 die Gedenktafeln in Form eines aufgeschlagenen Buches enthüllt.

"Emotionale und bewegende Momente"

Charlotte Großmann als Vertreterin der Arolsen Archives dankte für die Einladung und betonte, wie wichtig die Arbeit der Vereine vor Ort sei. Auch dankte sie Vila für die Vermittlung von spannenden Kooperationspartnern wie Neuenbürg. Die Sammlung der Arolsen Archives gehören zum UNESCO Welt-Dokumentenerbe und mit dem Projekt #StolenMemory versucht das Archiv persönliche Gegenstände ("Effekten") wie Taschenuhren, Bilder, Eheringe oder Brillen von KZ-Häftlingen an die Angehörigen der Opfer zurückzugeben. „Dies sind sehr emotionale und bewegende Momente. Wir sind auf digitalisierte Archive angewiesen, denn diese erleichtern die Recherche ungemein, und wir nutzen auch den technischen Fortschritt der Sozialen Medien“, so Großmann.
#StolenMemory will Geschichten erzählen, indem die Ausstellung zu den Menschen kommt und nicht die Menschen zur Ausstellung. Mittlerweile gibt es vier Container, die in Deutschland und Europa unterwegs sind. Im Anschluss führte Großmann die Besucher durch die Ausstellung und wusste bewegende Geschichten zu den Effekten zu berichten. Alles kann anhand von QR-Codes vor Ort oder auch zu Hause nachgelesen und vertieft werden. Abschließend führte Hartmut Hubbuch interessierte Gäste noch über den besonderen Friedhof und erläuterte dort nochmals dessen Geschichte.
Die Anwesenden bekamen die Niederschrift mit dem Titel: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“, von Banghard zusammengetragen, mit nach Hause.

Ausstellung bis 22. November 

Der große blaue Übersee-Container steht nun bis einschließlich  22. November auf dem Parkplatz der Mehrzweckhalle in der Jedermannstraße 20 und ist täglich von 8.30 bis 17:30 Uhr für die interessierte Bevölkerung geöffnet. Gruppen können sich direkt beim Heimatverein Neuenbürg unter: Heimatverein.Neuenbuerg@web.de anmelden. Die im letzten Mitteilungsblatt angegebene Mailadresse ist nicht mehr aktiv – bitte bereits angemeldete Gruppenführungen nochmals unter der neuen Mailadresse anmelden.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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