Museum als interaktives Projekt
Mehr als 800 Menschen besuchen Pop-Up-Museum in Knittlingen

Besucher am letzten Ausstellungstag im Pop-Up-Museum in Knittlingen
 | Foto: Markus Speidel
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Knittlingen (kn) An den vergangenen drei Wochenenden herrschte in der Knittlinger Marktstraße 14 lebhaftes Treiben. Über 800 Personen waren zwischen dem 11. und 27. Juni in das Kaufhaus Leitz gekommen – der letzte Sonntag brachte mit 141 Besuchern den Rekord. Die Menschen kamen dabei aber nicht als Käufer, sondern als Besucher des Pop-Up-Museums, das den traditionsreichen ehemaligen Laden vorübergehend zu neuem Leben erweckt hat. Unter dem Titel „Kaufhausgeschichten“ hatte ein Team des Museums der Alltagskultur - Schloss Waldenbuch den dortigen Warenbestand nach thematischen Gesichtspunkten arrangiert, kommentiert und bei der Neupräsentation zahlreiche aktuelle Bezüge hergestellt – nicht zuletzt zum Einkaufsverhalten unter Corona-Bedingungen. Die Projektverantwortlichen, Markus Speidel und Michaela Krimmer, freuen sich besonders über das Lob der Besucher. Viele hätten sich bedankt, dass die Museumsleute diesen Ort noch einmal in dieser Form zur Verfügung gestellt haben.

Museum als interaktives Projekt

Erstmals hatten die Waldenbucher Kulturwissenschaftler außerhalb ihres eigenen Hauses ein temporäres Museum eingerichtet, um an einem authentischen Ort gemeinsam mit den dort lebenden Menschen zu untersuchen, wie sich Alltag verändert. Den Ausstellungsmachern war es nach eigenen Bekunden wichtig, bei der Gestaltung der „Kaufhausgeschichten“ das Publikum auf vielfältige Weise mit einzubeziehen. Anknüpfend an die Geschichte des Ladens, der ein kommunikativer Treffpunkt mitten in Knittlingen war, verstanden sie das Pop-Up-Museum als interaktives Projekt. Die Besucher sollten direkt angesprochen werden, ihre Geschichten und Kommentare hinterlassen oder auch Objekte anfassen und neu platzieren können.

86-jährige Inhaberin war selbst vor Ort

Und offenbar ist es dem Ausstellungsteam gelungen, eine Aura des Musealen erst gar nicht aufkommen zu lassen. Statt gedämpftem Flüstern hörte man Gelächter und fröhliche Rufe: „Oh schau mal hier!“ oder „Also, mein Vater muss hier unbedingt mal rein.“ Man tauschte Erinnerungen aus über Waren, die man aus der Kindheit kannte und zeigte sich gegenseitig bestimmte Dinge. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit mit den anwesenden Museumsmitarbeitern ins Gespräch zu kommen. Dabei ging es um ausgelöste Erinnerung, aber auch um Konsumverhalten und um das Format Pop-Up-Museum. Gerne befragten die Gäste auch die 86-jährige Inhaberin Annelore Leitz, die es sich nicht nehmen ließ, immer wieder selbst vor Ort zu sein und die sich sichtlich über das Leben in dem von ihr gegründeten Kaufhaus freute.

Knittlinger können Impulse nun aufgreifen

Jetzt ist das Pop-Up-Museum Teil der Geschichte des Kaufhauses Leitz. Markus Speidel hofft, dass es gelungen ist mit den „Kaufhausgeschichten“ vor Ort neue Impulse zu setzen. Es liege jetzt an den Knittlingern, diese aufzugreifen. In den nächsten Tagen werden die Ausstellungsmodule abgebaut und im Waldenbucher Schloss für eine neue Präsentation wiederverwendet. Dort sind die Besucher ab 23. Juli zu einer Nachhaltigkeits-Tour eingeladen. Neben Überlegungen, wie ein nachhaltiges Museum aussehen könnte, informiert eine Ausstellung im Schlosshof über die 17 Ziele der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung und setzt diese in konkreten Bezug zum Alltag der Menschen in Waldenbuch.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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