Obergrombacher Faschingskirche: Schräge Töne unterm Kirchendach

Davon träumt so mancher Geistliche: mit über 500 Besuchern war die katholische Sankt-Martins-Kirche Obergrombach bis in die letzte Ecke besetzt. Es war wieder Zeit für die Faschingskirche. | Foto: Klaus Kehrwecker
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Davon träumt so mancher Geistliche: mit über 500 Besuchern war die katholische Sankt-Martins-Kirche Obergrombach bis in die letzte Ecke besetzt. Es war wieder Zeit für die Faschingskirche.

Bruchsal-Obergrombach (kk) Davon träumt so mancher Geistliche: mit über 500 Besuchern war die katholische Sankt-Martins-Kirche Obergrombach voll besetzt. Pfarrer Thomas Fritz, die Guggenmusik „Nashörner“ und der Kirchenchor des Cäcilienvereins Obergrombach hatten zur „Obergrombacher Faschingskirche“ geladen – und die „Narren, Närrinnen und Narrifen“ kamen in Scharen. Zu Beginn wurden die Kirchenbesucher durch eine „himmlische Stimme“ gleich darüber belehrt, wie sie sich in der gerade im Sanierungszustand befindlichen Kirche zu verhalten hätten. Optimiert wurden die himmlischen Ratschläge durch die Ausführungen zweier Engel.

Pfarrer zitiert aus Wutbrief über Faschingskirche

Ganz dem „priesterlichen Bekleidungsgebot“ folgend, war die Kirche voll mit Matrosen und Cowboys, Prinzessinnen und Wesen aus dem Weltall. Nur einer hatte sich der geistlichen Anordnung widersetzt: Ortsausscheller Wolfgang Heneka, im Normalfall an der rechten Seite von Pfarrer Fritz, hat sich aufs Altenteil zurückgezogen. An seiner Stelle repräsentierte ein lebensgroßes Plakat das Urgestein der Obergrombacher Fastnacht. Wie immer ein Leckerbissen, war die in Versform vorgetragene Predigt von Pfarrer Thomas Fritz. So berichtete er von einem Brief, in dem er attackiert wird, weil er diese Form des Gottesdienstes in seiner Kirche dulde. „Das Schreiben ohne Unterschrift und Absender taugt nur zu Konfetti“, so der taffe Pfarrherr der Seelsorgeeinheit Bruchsal-Michaelsberg.

Wer acht Paar Schuhe hat, gebe sechs Paar an Bedürftige ab

Dann schnitt Fritz ein Thema an, dem er sich schon vor zwei Jahren gewidmet hatte: der Nutzung des zweiten Gebäudeteils der Burgschule als Wohnstätte für seniorenbetreutes Wohnen für ältere Mitbürger. Schließlich gab er noch Tipps, die das Leben erleichtern: wer acht Paar Schuhe hat, gebe sechs Paar an Bedürftige ab – so hat er nur noch zwei Paar zu putzen. Wer im überquellenden Schrank zu viele Kleider hat, gebe einiges fort – so entfällt die Anschaffung eines zweiten Kleiderschranks. Mit Blick auf die lange Sanierungsdauer des Obergrombacher Gotteshauses verwies Fritz darauf, dass im Erzbistum Freiburg 244 Seelsorge-Einheiten mit zahlreichen Gotteshäusern und Pfarrzentren zu unterhalten seien.

„Westerland“ von den „Ärzten“ und „Halleluja“ von Leonhard Cohen

Die Faschingskirche wurde von den schrägen Tönen der „Nashörner“ und den geübten Kehlen der Sänger und Sängerinnen des Kirchenchors umrahmt. Dabei erklangen Lieder, die ansonsten kaum unter dem Dach eines katholischen Gotteshauses zu hören sind: „Westerland“ von den „Ärzten“ und „Ein Hoch auf uns“ von Andreas Borrani. Zum „Halleluja“ von Leonhard Cohen legten die „Nashörner“ ihre Instrumente auf die Seite und reihten sich zur gemeinsamen Interpretation in die Register des Kirchenchors mit ein. Das närrische Publikum bedachte dies alles mit stehenden Ovationen. Hinter der Kirche hatten die Damen der Katholischen Frauengemeinschaft nach Ausklang des Gottesdienstes noch zu einem Sekt-Empfang eingeladen, und die „Nashörner“ griffen auf der Schultreppe bei herrlichstem Sonnenschein nochmals in die Tasten, Züge und Trommelstöcke.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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