Shitstorm nach Treibjagd-Foto
Bürgermeister Kozel musste auf Facebook viel Kritik einstecken

Knittlingens Bürgermeister Alexander Kozel musste wegen einem Beitrag auf seiner Facebook-Seite einen Shitstorm über sich ergehen lassen. | Foto: ger
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Knittlingen (ger) Alexander Kozel, seit bald einem Jahr Bürgermeister von Knittlingen, postet auf seiner Facebook-Seite nicht nur Alltägliches aus seinem Berufsleben, sondern auch Privates, gerne mit einer Prise Humor gewürzt. Seine Offenheit hat ihm nun aber einen veritablen Shitstorm beschert: Über 200 zu einem großen Teil nicht nur kritische, sondern auch beleidigende Kommentare hat sein Beitrag geerntet, den er anlässlich einer Treibjagd in Knittlingen am Samstag gepostet hat. Über die Jagd schrieb Kozel, der Mitglied bei den Grünen ist, „Wichtige Aufgabe zur Hege und Pflege unserer Wälder“ und stellte dazu ein Foto, auf dem er und seine beiden Kinder neben erlegtem Wild, einem Reh und einem Wildschwein, zu sehen sind.

"Abscheulich und verantwortungslos"

Die Vorwürfe in den Kommentaren entzündeten sich nicht nur an seiner Haltung zur Jagd, sondern vor allem auch daran, dass er seine Kinder dabei hatte, und reichen von „empathielos“, „abscheulich und verantwortungslos“ bis zu „Kindesmissbrauch auf höchster Ebene“. Mit so heftigen Reaktionen habe er nicht gerechnet, bekundet Kozel auf Nachfrage gegenüber dieser Redaktion. Als Bürgermeister sei er qua Amt Vorsitzender der Jagdgenossenschaft und zur Treibjagd geladen gewesen. Er habe keinen Jagdschein und hätte aber, wenn er Zeit gehabt hätte, sich vorstellen können, als Treiber teilzunehmen.
Die Jagd, wie sie hierzulande durchgeführt werde, halte er für richtig und wichtig. Sie sei aus ökologischen sowie forst- und landwirtschaftlichen Gründen nötig. Es würden nur die Tiere bejagt, von denen es genug gibt. Bei einem Überhandnehmen des Wildes würden nachwachsende Bäume durch Verbiss zerstört und Ackerflächen in Mitleidenschaft gezogen. Auch sei eine zu große Population selbst gefährdet, wenn sie zum Beispiel in kalten Wintern nicht genügend Futter fände. Die „Hobbyjagd“ von gefährdeten Tieren, wie sie in Afrika oder anderswo in der Welt praktiziert würde, lehne Kozel dagegen ab.

Kozel: "Respektiere andere Meinung"

„Die ersten Kommentare habe ich noch zu beantworten versucht“, sagt Kozel. „Ich respektiere, dass man das anders sehen kann. Und natürlich gibt es bei den Jägern, wie in allen Berufsgruppen, auch schwarze Schafe.“ Bald habe er aber einsehen müssen, dass die Gegenseite seine Argumente einfach nicht hören wollte. „Bei absoluten ideologischen Positionen ist es schwierig, irgendwie durchzudringen.“ Geschockt habe ihn die Reaktion gegenüber seinen Kindern. „Als wäre es falsch, Kindern zu zeigen, woher Fleisch kommt.“ Als er von der Jagd erzählt habe, wollten sie einfach mitkommen. Ohne Berührungsängste hätten sie sich alles erklären und zeigen lassen. Seine Tochter habe eine Rehklaue bekommen, weil sie in der Schule gerade mit großem Interesse den Körperbau des Rehs durchgenommen habe. „Wenn meine Kinder irgendwann Vegetarier werden möchten, ist das auch völlig okay für mich“, sagt Kozel, der es auch als „wünschenswert“ bezeichnet, dass alle weniger Fleisch essen.

Bleibt im Umgang mit Social Media entspannt

Inzwischen hat er den ursprünglichen Beitrag von der Seite genommen und durch eine Klarstellung, dass sich an seiner Position nichts geändert habe, ersetzt. „Damit sind die unsachlichen Kommentare weg, und die Sache kann sich beruhigen“, sagt er. Sein Verhalten auf Social Media wolle er trotz dieser Erfahrung nicht ändern. „Ich bin da relativ entspannt“, konstatiert er. Auch weil man bei Facebook ja sehen könne, woher die Kommentare kämen. Fast alle Kritik komme aus den Reihen einer bundesweiten Jagdgegner-Aktivistengruppe, von denen er niemanden persönlich kenne. Dagegen hätte er über private Nachrichten auch Unterstützung erfahren von Menschen, bei denen er sonst eher mit Gegenwind konfrontiert sei.

Autor:

Katrin Gerweck aus Bretten

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