Die Altlasten auf der Oberderdinger Freibad-Baustelle sind laut Firma weder "giftiger Aushub" noch "Sondermüll"
Entsorger bestreitet Gefährlichkeit

"Unbegründete Ängste": Die mit der Abfuhr der Erdhaufen (im Hintergrund) von der Freibadbaustelle beauftragte Firma spricht von "leicht belastetem Bodenaushub".  | Foto: ch
  • "Unbegründete Ängste": Die mit der Abfuhr der Erdhaufen (im Hintergrund) von der Freibadbaustelle beauftragte Firma spricht von "leicht belastetem Bodenaushub".
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OBERDERDINGEN (ch) Der in der Vorwoche erschienene Bericht von Brettener Woche/kraichgau.news über Altlasten im Bodenaushub auf der Baustelle des Oberderdinger Freibads hat offenbar Wellen geschlagen. Wie von der Oberderdinger Gemeindeverwaltung zu erfahren war, sind die Telefone im Rathaus zeitweise „heiß gelaufen“ aufgrund der vielen Anrufe besorgter Bürgerinnen und Bürger. Darauf hat die Verwaltung reagiert und die beauftragte Entsorgungsfirma um eine Stellungnahme gebeten. Darin widerspricht die Firma vehement der Auffassung, bei dem zu entsorgenden Material handle es sich um „giftigen Aushub“ oder „Sondermüll“.

Keine Wiederverwendung auf dem Gelände

Wie berichtet, waren im Bodenaushub für den Bau des neuen Schwimmbeckens und des neuen Technikgebäudes bei den vorgeschriebenen Materialprüfungen mehrere Schadstoffe, darunter die als Umweltgift mit teilweise krebserregenden Eigenschaften geltenden Polychlorierten Biphenyle (PCB), festgestellt worden. Aufgrund der Untersuchungsergebnisse musste von der ursprünglich vorgesehenen Wiederverwendung des Materials auf dem Baugelände abgesehen und bei der letzten Gemeinderatssitzung die Abfuhr und Entsorgung in Auftrag gegeben werden.

Nur "leicht belasteter Bodenaushub"

Nach Darstellung des über die Baufirma HS-Bau eingeschalteten Entsorgers RS Stoffstrom aus Leinfelden-Echterdingen handelt es sich „um einen leicht belasteten Bodenaushub“ wie er „heute auf vielen Grundstücken mit abgebrochenen Altbebauungen“ vorfindbar sei. Die angetroffenen Konzentrationen lagen demnach „nur leicht über dem gesetzlichen Grenzwert für die Wiederverwendung in technischen Bauwerken." Und weiter: „Aus vorgenannten Gründen schüren die Begriffe „Sondermüll“ und „giftiger Bodenaushub“ bei der Bevölkerung nur unbegründete Ängste“, so Udo Roller, geschäftsführender Gesellschafter von Stoffstrom, in dem von der Gemeindeverwaltung weitergeleiteten Schreiben.

Konkrete Zahlen nachgereicht

Der Chef der Entsorgungsfirma geht sogar so weit, zu sagen: „Wäre das bei Ihnen vorliegende Material wirklich so giftig, dann hätte mich der jahrelange Umgang mit noch deutlich höher belasteten Bodenmaterialien sicher schon vor Jahren das Leben gekostet.“ Auf Nachfrage reichte die Oberderdinger Bauamtsleiterin Angelika Schucker konkrete Zahlen zum Thema Sondermüll und zu den beim Bodenaushub festgestellten Werten nach. Demnach liegt der Grenzwert für gefährlichen Abfall im Falle von PCB bei 50 Milligramm pro Kilogramm Material. Die beim Freibadaushub gemessenen Werte hätten sich lediglich "um ein Milligramm je Kilogramm" Erde bewegt.

Widersprüche zwischen Bauamt und Entsorger?

Nach Aussage des Entsorgers weisen 66 Prozent des beim Neubau des Schwimmbeckens angetroffenen Bodenmaterials eine „sehr geringe Konzentration an PCB“ auf und können daher auf einer Deponie „verwertet“ werden, während die restlichen 34 Prozent „wegen der minimal höheren PCB-Konzentration“ auf der zuständigen Deponie im Enzkreis „beseitigt“ werden müssten. Dagegen war aus der Gemeinderatsvorlage letzte Woche ein umgekehrtes Mengenverhältnis herauszulesen gewesen: Vier von sechs Erdhaufen, so hieß es, seien „nicht für den Wiedereinbau zugelassen“, und die restlichen zwei Haufen nur „unter bestimmten Voraussetzungen“, die dann allerdings auf dem Oberderdinger Freibadgelände nicht erfüllbar waren.

Restentsorgung erst ab Januar

Angesprochen auf diese scheinbare Ungereimtheit, ließ Bauamtsleiterin Schucker wissen, beide Seiten hätten recht. Ein Drittel des Aushubs sei als sogenanntes Z2-Material für die Wiederverwertung auf einer Baustelle zugelassen, bei der die Oberfläche versiegelt und mehr als ein Meter Abstand zum Grundwasser eingehalten werde. Ein weiteres Drittel könne „zum Aufbau einer Deponie“ wiederverwendet werden. Das erste Drittel sei bereits abgefahren worden, das zweite folge bis Ende dieser Woche. Lediglich das letzte Drittel müsse aufgrund seiner Einstufung auf einer Deponie der Klasse I für ungefährliche Abfälle entsorgt werden. Allerdings nehme die zuständige Deponie „dieses Jahr kein Material mehr an“, weshalb die „Abfuhr erst ab Januar 2020 möglich“ sei.

Die Vorberichte und mehr lesen Sie auf unserer Themenseite

Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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