Vorstellung der BM-Kandidaten in der Klosterstadt
Kandidaten skizzieren ihre Ideen für Maulbronn

Die drei Kandidaten für Maulbronn: Holger Poppeck, Johanna Bächle und Aaron Treut (von links). | Foto: kuna
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  • Die drei Kandidaten für Maulbronn: Holger Poppeck, Johanna Bächle und Aaron Treut (von links).
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Maulbronn (ger/kuna) Die drei Bewerber um das Amt des Bürgermeisters in Maulbronn stellten sich gestern Abend in der Stadthalle über 500 Besuchern vor. Aaron Treut (47), Johanna Bächle (57) und Holger Poppeck (51) machten in souveränen Vorträgen deutlich, dass ihnen die Klosterstadt am Herzen liegt, und skizzierten ihre politische Agenda für Maulbronn. Andreas Felchle, der seit 31 Jahren die Geschicke der Stadt führt und der nicht mehr antreten wird, erläuterte als Vorsitzender des Wahlauschusses zu Beginn das Prozedere: Jeder Kandidat hatte 15 Minuten Zeit sich vorzustellen und direkt im Anschluss ebensoviel Zeit, auf Fragen aus dem Publikum zu antworten. Felchle bat das Publikum, die Fragerunden nicht für Kundgebungen oder Meinungseinschätzungen zu nutzen, sondern vielmehr die Kandidaten als genau das zu behandeln, was sie sind: Bewerber um einen Job, denn: „Wir sind in dem Fall miteinander Arbeitgeber für einen künftigen Bürgermeister oder eine künftige Bürgermeisterin.“

"Kein Sprungbrett für Bretten"

Der Diplom-Wirtschaftsingenieur Treut, seit zwölf Jahren Ortsvorsteher in Bretten-Ruit und seit neun Jahren Stadtrat in Bretten, führte als seine Hauptmotivation an, dass er schon immer das Ehrenamt zu seinem Hauptberuf machen wollte. Ausdrücklich betonte er, der 2017 bei der Oberbürgermeisterwahl in Bretten dem Amtsinhaber Martin Wolff nur knapp mit zwölf Stimmen unterlegen war, dass er das Amt in Maulbronn nicht als ein Sprungbrett für eine neuerliche Wahl in Bretten nutzen wolle. Er sehe seine zweite Berufslebenshälfte in Maulbronn, wo er viel bewegen wolle. Als Vater zweier kleiner Töchter wisse er genau, was Familien bräuchten. Dank seiner Kontakte sei er schon in einigen Bereichen aktiv geworden. So habe er mit dem Ingenieurbüro gesprochen, das für die Instandsetzung des Tiefen Sees in Frage kommt. Außerdem habe er Kontakte zur BBV, die den Glasfaserausbau vornimmt, und den Referatsleiter am Regierungspräsidium auf das Thema Tempo 30 für sichere Schulwege angesprochen.

Bewegung beim Schenk-Aral

Gerade am selben Tag habe er einen Termin bei Thomas Pfirrmann, einem der Besitzer des Schenk-Areals, gehabt. Die mitten in der Stadt liegende Industriebrache habe viel Potential als eine neue Mitte mit Wohnen und Gewerbe. In dem Info-Gespräch, er habe ja (noch) kein Verhandlungsmandat, habe er erfahren, dass das Areal noch in diesem Jahr an einen neuen Investor veräußerbar sei. „So könnte endlich Bewegung ins Schenk-Areal kommen. Wenn ich gewählt werde, mache ich das zur Chefsache“, versprach Treut.

Wenig Einfluss bei Deponie

Zur Deponie im Steinbruch Lauster, erläuterte der 47-Jährige, habe die Kommune wenig Einflussmöglichkeiten, weshalb er froh über den Einsatz der Bürgerinitiative sei. Eine Deponie neben einem Wohngebiet halte er auch für ungünstig und er sehe es wie die Mehrheit der Bürger, dass Maulbronn keine zweite Deponie brauche. Etwas völlig anderes sei die Deponie am Hamberg, die der Kommune auch jährlich gutes Geld in die Kasse brächte. „Da möchte ich nicht an bestehenden Verträgen rütteln.“

Bürgerbefragung zum "Roten Weg"

Auch bei weiteren Themen wie sichere Arbeitsplätze, Wohnraumschaffung, Nahversorgung, Radwege, Vereine und Kultur, Klimaschutz und Bildung habe er Ideen und wolle, wenn möglich, Fördertöpfe ausschöpfen. Er habe einen langen Atem und wolle auch nur versprechen, was er halten könne: „Was wir in acht Jahren nicht schaffen, schaffen wir in 16 Jahren.“ Ob er seine anderen Posten aufgeben würde, wenn er gewählt wird, wollte eine Bürgerin wissen. Den Hauptberuf natürlich sofort, die Ehrenämter würde er aber nicht ad hoc fallen lassen. Im Gemeinderat sei er bis Mitte 2024 gewählt und einen Nachfolger als Ortsvorsteher in Ruit wolle er erst noch aufbauen, antwortete Treut. Beim Ausbau des ÖPNV wolle er das Ergebnis des Gutachtens abwarten, ob es möglich sei, das Stichgleis auszubauen oder den Bahnhof West besser anzubinden. Bei der Umgehung „Roter Weg“ wolle er eine Bürgerbefragung machen und die technischen Daten dazu bewerten.

Mehr E-Mobilität durch mehr Lademöglichkeiten

Als Klimaschutzmaßnahmen sei aus Denkmalschutzgründen wahrscheinlich keine Windkraft möglich, PV-Anlagen aber schon. Mehr E-Mobilität wolle er mit mehr Lademöglichkeiten fördern, indem etwa bei Straßensanierungen oder Glasfaserverlegung gleich Leerrohre mit eingebaut würden. Für die vielen Firmen im Ort wolle er durch sein Wissen aus der Industrie ein Ansprechpartner auf Augenhöhe sein. Nachwuchsförderung und eine Vernetzung der Unternehmen würde er unterstützen.

"Möchte Dinge wachsen sehen"

Johanna Bächle, die als zweite Kandidatin vorsprach, hat drei Kinder und ist als Leiterin des Amtes für Bildung und Kultur in Mühlacker tätig. Maulbronn bezeichnete sie als ihre „Herzensheimat“. Denn dort habe sie ihre Kinder großwerden sehen, die in Maulbronn den Kindergarten und die Schule besucht haben. Bächle selbst habe außerdem über zwei Jahrzehnte in der Kantorei in Maulbronn gesungen. Die Kandidatin erklärte, dass sie 30 Jahre Erfahrungswissen aus der Verwaltung mitbringe und ihre Leidenschaft für den Dienst an Bürgern und Bürgerinnen zwar erprobt, aber nie gebrochen worden sei. Sie bewarb sich gleich für eine Amtszeit von 16 Jahren, da sie „die Dinge wachsen sehen“ möchte.

"Zentrales Thema ist gute Kinderbetreuung"

Als zentrale Themen nannte Bächle zunächst eine gute Kinderbetreuung. Dazu würde gehören, dass das Kita-Personal mit den Rahmenbedingungen für seine Arbeit zufrieden ist. Weiterhin betonte sie die Notwendigkeit von Fachkräften in Maulbronn: Junge Menschen gelte es durch bezahlbaren Wohnraum und eine gute ÖPNV-Anbindung in die Stadt zu ziehen. Besonders bei letzterem sehe sie „dringend Nachbesserungsbedarf“.

"Tagestourismus soll nicht an Klostermauer enden"

Um Maulbronn wirtschaftlich stärker aufzustellen und die Innenstadtentwicklung voranzutreiben, sei es zudem wichtig, dass der „Tagestourismus nicht an der Klostermauer endet“. So stellte sie ihre Vision vor, Parkplätze aus dem Ort heraus zu verlagern und Pop-Up Stores in die Frankfurter Straße zu bringen. Außerdem gelte es, die „vielen hervorragenden kulturellen Orte“ von Maulbronn weiter zu beleben. Auch die Sanierungsgebiete in den Ortskernen von Schmie und Zaisersweiher benannte sie als ihre Kernthemen.

"Dialog und Kompromiss"

„Die Politik braucht Dialog und Kompromiss“, erklärte Bächle. Das beinhalte für sie auch, Themen gemeinsam in Dialogformaten zu erarbeiten, was zum Beispiel die Entwicklung des Schenk-Areals oder das Klimakonzept von Maulbronn betreffe. Auch auf eine Bürgerfrage, was ihre Position zur Ostumfahrung sei, erklärte sie: „Ich bin kein Fan von der Umfahrung, lasse mich da aber gerne dialogisch überprüfen.“ In punkto Kulturförderung sei es ihr ein Anliegen, die vorhandenen Einrichtungen stärker zu vernetzen und mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen.

"Bildung, Nachhaltigkeit und Miteinander"

Holger Poppeck umriss seine Herangehensweise mit „Kreativität und Zielstrebigkeit“. Er setze auf die drei Säulen Bildung, Nachhaltigkeit und Miteinander für die Stadtentwicklung. Auf seiner eigenen Laufbahn habe er sich immer weiter qualifiziert und ist seit über 20 Jahren bei den Stadtwerken Bretten tätig, mittlerweile als Abteilungsleiter für die Badewelt, die er in acht Jahren Planungs- und Entwicklungszeit als Projektleiter vorangetrieben hat. Eine optimale Ausstattung von allen Bildungseinrichtungen von der Kita bis zu den weiterführenden Schulen lägen ihm, Vater von zwei Söhnen, am Herzen, aber auch Fortbildungsangebote für Erwachsene und Senioren.

Maulbronn bis 2033 klimaneutral

Bis 2033 solle die Klosterstadt klimaneutral und energetisch unabhängig werden, sei seine Vision. Erreichen wolle er dies mit PV-Anlagen, etwa auf dem Hamberg und kommunalen Gebäuden, mit modernen Speichersystemen, einer Wasserstoff-Erzeugungsanlage und einem Nahwärmenetz. An guten Entscheidungen der Stadt wolle er festhalten, doch auch manches kritisch hinterfragen, um die Einnahmesituation der Kommune zu verbessern, schon im Sinne der Generationengerechtigkeit. Wirtschaftsförderung wolle er zur Chefsache machen mit zielgenauer Förderung.

Bezahlbarer Wohnraum und Wohnen im Alter

Bezahlbaren Wohnraum strebe er an, indem Baulücken geschlossen, Leerstände reaktiviert und alte Bausubstanz saniert und erweitert werde. Das sei sozial nachhaltig, denn der Flächenverbrauch müsse auf ein Minimum reduziert werden. Auch Wohnen im Alter, damit die Bürgerinnen und Bürger in ihrer Heimatstadt bleiben könnten, müsse zum Beispiel mit Mehrgenerationenhäusern, Service-Wohnen und kleinen Bungalow-Anlagen ermöglicht werden.

Begegnungsräumen für alle Gruppen

Das gute Miteinander in Maulbronn und den Stadtteilen wolle er mit Begegnungsräumen für alle Gruppen und einem besonderen Tag des Ehrenamts fördern. Die Grundversorgung müsse überall gegeben oder schnell erreichbar sein. Dafür sei einerseits der Ausbau des ÖPNV wichtig – Poppeck schlug einen zentralen Busbahnhof nahe des Bahnhofs West vor –, andererseits könne die Nahversorgung in Schmie und Zaisersweiher mit dem Franchise-Unternehmen „Tante M“ realisiert werden. Bei den kritischen Themen Schenk-Areal und Lauster setze er auf Dialog mit der Bevölkerung. Sehr gerne möchte Poppeck die Entwicklung des neuen Ärztezentrums begleiten, wie auch weiter verlässlicher Partner für den größten Arbeitgeber, das Kinderzentrum, sein.

Umfahrung sieht Poppeck kritisch

Auf Nachfragen aus dem Publikum sprach sich Poppeck als zusätzliche Maßnahme zum Thema Klimaschutz für E-Carsharing aus. Die Umfahrung sehe er unter dem Gesichtspunkt der Landschaftsvernichtung kritisch. Auch könne sie mehr Verkehr anziehen, was Probleme in Zaisersweiher nach sich ziehen würde. Wenn es aber eine landschaftsverträgliche Möglichkeit gebe, könne eine Querspange auch Sinn machen.

Die Kandidaten stellen sich am Montag, 20. März, in der Turnhalle Schmie und am Dienstag, 21. März, in der Turn- und Festhalle Zaisersweiher, jeweils ab 19 Uhr nochmals vor. Die Bürgermeisterwahl findet am Sonntag, 2. April, statt.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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