Schülerrat fordert neue Unterrichtsthemen
Steuerrecht, Versicherungen und Mietverträge

Lehrer sollten aus Sicht des Landesschülerrats stärker unterrichten, wie Steuererklärungen ausgefüllt, Versicherungen abgeschlossen und Mietverträge verhandelt werden. | Foto: littlewolf1989 - stock.adobe.com
  • Lehrer sollten aus Sicht des Landesschülerrats stärker unterrichten, wie Steuererklärungen ausgefüllt, Versicherungen abgeschlossen und Mietverträge verhandelt werden.
  • Foto: littlewolf1989 - stock.adobe.com
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Stuttgart (dpa/lsw) Lehrer sollten aus Sicht des Landesschülerrats stärker unterrichten, wie Steuererklärungen ausgefüllt, Versicherungen abgeschlossen und Mietverträge verhandelt werden. "Zum Leben gehören nicht nur Vektorrechnung und Gedichtanalyse, sondern auch steuerrechtlicher Unterricht und Analysestrategien", sagte Augustin Renz, der für den Rat das neue Grundsatzprogramm mitentworfen hat. "Es ist schlicht absehbar, dass unsere Generation privat vorsorgen muss und sich auch mit der Steuerthematik schnell konfrontiert sehen wird."

Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium gefordert

In ihrem alle zwei Jahre aufgestellten Forderungskatalog sprechen sich die Schüler neben Forderungen für alle Schularten auch für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium und eine Wahlfreiheit für den "G8-Schnellzug" aus. Alle Lehrkräfte sollten zudem gleich bezahlt, eine Vorleseoffensive in den Kindertagesstätten und Grundschulen organisiert und Noten in der Grundschule abgeschafft werden.

Wissen über Wirtschaft und Finanzen

"Wir würden uns ein Unterrichtsfach wünschen, das vom Wirtschaftsunterricht abgegrenzt ist und Dinge behandelt, die wir von den Eltern gar nicht oder auch aufwendig beigebracht bekommen", sagte der Vorsitzende des Landesschülerbeirats, Berat Gürbüz, der Deutschen Presse-Agentur. Es heiße immer, man lerne in der Schule fürs Leben. "Aber was bedeutet das, wenn wir auf ganz Alltägliches nicht vorbereitet werden?" Das Wissen über Wirtschaft und Finanzen sei nützlich, friste in den Schulen aber nach wie vor ein Nischendasein.

Zeit vom Religionsunterricht abzweigen

Geht es nach dem Landesschülerbeirat, sollte die Zeit für den "Alltagsunterricht" nicht zusätzlich in den Lehrplan aufgenommen, sondern vom Religionsunterricht abgezweigt werden. Auf diesen dürfe schon aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht verzichtet werden, sagte Gürbüz. Sein Gremium spricht sich aber in seinem Programm dafür aus, die Stundenzahl für den Religionsunterricht zu reduzieren. "Religion sollte vor allem Privatsache sein", sagte der 20-Jährige.

Neue Mittelzuweisung für Grundschulen

Laut Grundsatzprogramm müssen sich Lehrer zudem bewerten lassen - von den Schülern. "Niemand kann die Unterrichtsqualität besser beurteilen als sie", sagte Renz. Wichtig sei für die Grundschulen zudem eine am Sozialindex ausgewiesene Ressourcenzuweisung, damit vor allem die Schulen Mittel erhielten, die sie am dringlichsten benötigen. Ebenfalls Teil des Programms sind Vorschläge für eine flächendeckende Ausstattung der Schultoiletten mit kostenlosen Menstruationsprodukten sowie die Einrichtung von unabhängigen Meldestellen, um bei Diskriminierung, Rassismus oder sexueller Gewalt zu alarmieren.

"Das sind schon ziemliche "Luxus- oder Randthemen""

Zumindest bei den Eltern stößt der Landesschülerbeirat mit seiner Forderung nach alltagstauglicherem Unterricht auf Ablehnung. "Das sind in Summe schon ziemliche "Luxus- oder Randthemen"", sagte der Vorsitzende des Landeselternbeirats, Michael Mittelstaedt, der dpa. Nach wie vor hätten Kinder und Jugendliche mit Lesen, Schreiben und Rechnen sowie mit Themen wie Medienkompetenz Probleme. "Wir sollten uns wohl eher auf eine solide Grundversorgung fokussieren, sonst werden viele von ihnen nie eine Steuererklärung machen können - wegen fehlenden Einkommens", sagte er.

"Innovativer als Grüne und CDU"

Rückendeckung kommt hingegen von der Gewerkschaft: "Der Landesschulbeirat ist auf jeden Fall innovativer als Grüne und CDU", sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Monika Stein. Die Vorschläge zur Grundschule ohne Noten, zur Stärkung der Gesellschaftswissenschaften, die Ideen zum Feedback und zur gerechteren Bezahlung unterstütze auch die GEW. Für steuerrechtliche und anlagestrategische Inhalte brauche es aber kein eigenes neues Fach, sie fänden Platz im Rahmen der Bildungspläne, sagte Stein.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

17 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Aktuelle Sonderthemen

Jetzt Leserreporter werden
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.