Wohnungen sind bezugsfertig
Ukrainische Flüchtlinge wurden in Kieselbronn untergebracht
Kieselbronn (hk) Eigentlich sollten in der ehemaligen Wohnsiedlung der amerikanischen Streitkräfte am Ortsrand von Kieselbronn zwei Wohngebäude sowie die ehemalige Heizzentrale abgerissen werden. Die Baugenossenschaft Familienheim Pforzheim will dort im „Reible“ Entwicklung vorantreiben, durch den Abbruch dieser Gebäude, um anschließend neue Wohnungen zu realisieren. Doch dazu kam es zunächst aufgrund von Verzögerungen nicht. Und nun hat der Enzkreis dort die Wohnungen in den beiden Wohnblöcken für die vorläufige Unterbringung (VU) von Geflüchteten aus der Ukraine angemietet. Die ersten Flüchtlinge, die bisher in der Sporthalle der Beruflichen Schule Mühlacker untergebracht waren, sind schon in die bezugsfertigen Wohnungen umgezogen. Auf die Idee ist der Kieselbronner Bürgermeister Heiko Faber gekommen und hat beide Parteien, die Baugenossenschaft und den Landkreis, zusammengebracht.
Rund 550 Geflüchtete leben im Enzkreis
„Wir sind der Gemeinde Kieselbronn äußerst dankbar“, sagte Lukas Klingenberg, Leiter des Amts für Migration und Flüchtlinge des Enzkreises, bei einem Pressetermin am Freitagvormittag. Kieselbronn sei in dieser Hinsicht „sehr solidarisch“ mit den anderen Enzkreis-Kommunen: Die Flüchtlinge würden „gerecht“ verteilt werden und „Kieselbronn hätte gar keinen mehr aufnehmen müssen“, informierte Klingenberg, der auch über die Situation im Enzkreis berichtete. 551 geflüchtete Personen insgesamt, darunter Syrer, Afghanen, Iraker, Ukrainer, seien derzeit im Enzkreis untergebracht. Weitere 270 Plätze seien noch frei. In den Unterkünften des Enzkreises leben nach Angaben von Klingenberg 152 Personen, von denen 122 vom Regierungspräsidium zugewiesen wurden.
Hohe Hilfsbereitschaft spielt erhebliche Rolle
„30 Personen haben wir zusätzlich aufgenommen, die wohnungslos geworden sind“, so Klingenberg weiter. Diese Personen kommen aus privaten Unterkünften, in denen sie nur für kurze Zeit untergebracht werden konnten. „Diese Menschen stehen dann auf der Straße. Dann müssen wir einspringen.“ Die Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung sei das Besondere an dieser Flüchtlingswelle. Während in den Jahren 2015 und 2016 die Flüchtlinge unter der Regie des Regierungspräsidiums in den Landkreisen und Gemeinden untergebracht worden seien, spiele diesmal die hohe Hilfsbereitschaft in Bezug auf die Bereitstellung von privatem Wohnraum eine erhebliche Rolle. Insgesamt seien im Enzkreis 1083 Menschen untergebracht worden, sowohl in Unterkünften des Landkreises als auch in privaten Räumlichkeiten, resümierte Klingenberg.
Amerikanische Streitkräfte lebten in Siedlung
Als eine Art „Drehkreuz“ beschreibt der Amtsleiter die Sporthalle der Beruflichen Schule Mühlacker: Dort befindet sich die erste Anlaufstelle, an der die von der Landeserstaufnahmestelle zugewiesenen Flüchtlinge aufgenommen und einem Gesundheitsscreening unterzogen werden. Von Mühlacker aus werden die Menschen dann direkt in Privatwohnungen oder in Anschlussunterbringungen, wie zum Beispiel in Kieselbronn, weiterverteilt. In der Wohnsiedlung "Im Reible", so berichtet Bürgermeister Faber, lebten Angehörige der amerikanischen Streitkräfte, die in Kasernen in der Umgebung stationiert waren, mit ihren Familien. Da dort auch Offiziere und Generäle wohnten, waren die Wohnungen mit bis zu fünf Zimmern pro Wohnung entsprechend großzügig geschnitten. „In den 1990er-Jahren sind die dann hier abgezogen“, so Faber.
Dreistufiges Sicherheits- und Betreuungskonzept
Jetzt stehen insgesamt 17 Wohnungen in zwei Gebäuden für die ankommenden Flüchtlinge zur Verfügung. In einer weiteren Wohnung werde es eine Kinderbetreuung geben, so Klingenberg. Zwischen 100 und 120 Personen könnten auf diese Weise untergebracht werden. Da einige Wohnungen teilweise sehr groß seien, könnten auch mehrere Familien in eine Wohnung ziehen, erklärte Faber. Teilweise hätten sich schon in der Sporthalle in Mühlacker Freundschaften gebildet, die natürlich nicht auseinandergerissen werden sollen, ergänzte Klingenberg. Renoviert wurden die Wohnungen im Übrigen durch eine private Initiative von etwa 80 Freiwilligen. Vor Ort wird ein dreistufiges Sicherheits- und Betreuungskonzept angewandt: Ein Sicherheitsdienst überwacht die beiden Gebäude rund um die Uhr, Unterkunftsleiter Andreas Böhringer ist die Schnittstelle zum Landratsamt, wenn es beispielsweise um Anträge geht und eine Sozialberatung gibt Orientierung bei weiteren Fragen.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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