Inklusive Paddelgruppe bei Special Olympics
Brettener Kanut holt Goldmedaille

Die siegreichen Kanuten am Karlsruher Hauptbahnhof. Foto: privat
  • Die siegreichen Kanuten am Karlsruher Hauptbahnhof. Foto: privat
  • hochgeladen von Christian Schweizer

Bretten/Karlsruhe/Berlin (hk) Bis Ende Juni fanden die Special Olympics World Games erstmals in Deutschland statt. Athleten aus über 170 Nationen waren in die Hauptstadt Berlin gereist, um an diesem Ereignis teilzunehmen. Rund 350 Athleten und Athletinnen bildeten das Team Special Olympics Deutschland (SOD) und kämpften um Medaillen. Unter den Sportlerinnen und Sportlern befanden sich auch Ante Miletic und Elke Langer sowie Joe Meiners und Thomas Federmann, eine inklusive Paddelgruppe der Kanuvereine auf Rappenwört und des kooperierenden Vereins Reha Sport Bretten.

Kanuten mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen

Ihre Namen sind von nun an in der Geschichte der weltweit größten inklusiven Sportveranstaltung verewigt: Miletic und Meiners vom Verein Reha Sport Bretten sowie Langer und Federmann, beide vom Kanuclub Maxau Karlsruhe und Skiclub Karlsruhe, nahmen überaus erfolgreich an den Sommerspielen teil und kehrten mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen aus Berlin zurück. Bei den Special Olympics World Games traten Miletic und Meiners jeweils allein und im Doppel mit ihren Unified-Partnern Langer und Federmann an. Ein Unified-Team besteht aus einem Athleten mit und ohne Beeinträchtigung. "Das heißt, es sitzen Menschen mit und ohne Behinderung im Kanu-Boot", erklärt Verena Stalder-Eckert von Reha Sport Bretten.

"Wir waren überwältigt vor Stolz"

Im Herbst 2022 hatte die Kanuten die unglaubliche Nachricht erreicht: Mit ihren Leistungen bei den Special Olympics Nationale Spiele 2022 in Berlin hatten sie sich für die Weltsommerspiele qualifiziert. Gemeinsam mit acht weiteren Kanuten bildeten sie das Team SOD Kanu und vertraten Deutschland auf der Weltbühne. "Wir waren überwältigt vor Stolz, als wir erfuhren, dass wir vier von zwölf Kanuten für das Team Deutschland stellen durften", berichtet Stalder-Eckert im Gespräch mit der Brettener Woche/kraichgau.news. Neben den Athleten wurden auch Stalder-Eckert und Erich Attig als Trainer nominiert.

"Ein ganz besonderes Gefühl für unsere Leute"

In intensiven Trainingslehrgängen in Stuttgart, so Stalder-Eckert, hatten die Kanuten in den Monaten zuvor ihre Technik verfeinert und ihre Bootskameraden der deutschen Kanu-Delegation kennengelernt. Im Frühjahr dieses Jahres kam es zu dem ersten Treffen aller deutschen Sportler in Berlin. Ein bekannter deutscher Sportartikelhersteller, so Stalder-Eckert, habe die Athleten dort von Kopf bis Fuß ausgestattet. „Das war ein ganz besonderes Gefühl für unsere Leute, auch die ganzen anderen Athleten zum ersten Mal zu sehen“, sagt die Trainerin. Vor dem Beginn der Wettkämpfe trainierten die Kanuten nach ihrer Anreise in Berlin bei Kanuvereinen in Spandau und Köpenick.

Empfang für die Sommerspiele im Friedrichspalast

Ein weiterer besonderer Moment sei schließlich der Empfang für die Sommerspiele im Friedrichspalast in Berlin gewesen, wo sich die Brettener und Karlsruher Sportler inmitten einer Menge von Gleichgesinnten wiederfanden, so Stalder-Eckert. Bei der Eröffnung im Olympiastadion mit mehr als 50.000 Menschen erlebten die Kanuten zudem ein weiteres unvergessliches Erlebnis: Dort lernten sie Basketball-Legende Dirk Nowitzki kennen. Nowitzki war einer der Botschafter für die Special Olympics. "Dirk Nowitzki nahm sich die Zeit, mit jedem einzelnen Athleten zu sprechen und gemeinsam Fotos zu machen. Das war toll", erinnert sich Stalder-Eckert.

"Unsere Erwartungen wurden völlig übertroffen"

Bei den Weltspielen kämpften sich die Brettener und Karlsruher Athleten durch die Einzel- und inklusiven Teamwettkämpfe. Der 65-jährige Joe Meiners, laut Stalder-Eckert einer der ältesten der deutschen Athleten, holte Gold im 200-Meter-Einzelrennen, dicht gefolgt von dem 35-jährigen Jesse Honkonen aus Finnland und dem 30-jährigen David Leiva vom Team Costa Rica. Der 51 Jahre alte Miletic belegte im 200-Meter-Einzelrennen den vierten Platz. "Ich habe geweint, als sie ins Ziel kamen", sagt Stalder-Eckert heute, mit einem Lachen in der Stimme. Im Unified-200-Meter-Rennen holten Meiners und Federmann die Silbermedaille und Langer und Miletic Bronze, ebenso wie im Unified-500-Meter-Rennen. "Unsere Erwartungen wurden völlig übertroffen. Das Niveau bei den Sommerspielen war sehr hoch", so Stalder-Eckert. Emotional wurde es noch einmal bei der Siegerehrung und später bei der Abschlussfeier am Brandenburger Tor mit einem Feuerwerk.

Grandioser Empfang am Hauptbahnhof

Doch mit einer Sache hatten die erfolgreichen Athleten ganz und gar nicht gerechnet: Dass sie am Hauptbahnhof in Karlsruhe von Familien, Freunden und Vereinskollegen gebührend in Empfang genommen werden würden. Auf ihrer Webseite schreibt der Kanukreis Karlsruhe über den Erfolg der Brettener und Karlsruher Kanuten: "Diese Leistungen belegen, dass wir uns mit unserem unkomplizierten, vereinsübergreifenden Zusammenwirken aller Vereine auf Rappenwört auf dem richtigen Weg befinden, um Teilhabe von Menschen mit Behinderung im Breitensport zu ermöglichen. Wenn sich dann auch noch wie bei uns ein positiver Teamgeist entwickelt, sind unglaubliche Leistungen möglich."

Weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit Behinderung

Die Special Olympics ist die weltweit größte Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung. Ziel ist es, als Inklusionsbewegung Menschen mit geistiger Behinderung durch den Sport zu mehr Anerkennung, Selbstbewusstsein und letztlich zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft zu verhelfen. Der Verein Reha Sport Bretten ist ein gemeinnütziger Verein für Rehasport, Orthopädie und Rehasport für Menschen mit geistiger Behinderung und Inklusion. Dort trainieren auch Menschen mit geistiger Beeinträchtigung regelmäßig. In den Sportarten Kanu und Schneeschuhlauf wird den Sportlern dadurch ermöglicht, an den regionalen und nationalen Special Olympics Sommer und Winter teilzunehmen.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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