Starkregen in Bretten und Gondelsheim
(Aktualisierung) Ein "Fingerzeig" der Natur

Überflutungen in Gondelsheim am vergangenen Sonntag | Foto: Rupp
9Bilder
  • Überflutungen in Gondelsheim am vergangenen Sonntag
  • Foto: Rupp
  • hochgeladen von Kathrin Kuna

Die aktuellen Entwicklungen lesen Sie am Ende des Beitrags.

Bretten/Gondelsheim (kuna) Unwetter und Starkregen haben am vergangenen Sonntag, 7. Mai, zu Überschwemmungen in Bretten und Gondelsheim geführt. Seit dem Nachmittag waren Einsatzkräfte der Feuerwehr unterwegs, um die Straßen vom Schlamm zu befreien.

"Schlammlawine" in Bretten

Der Brettener Feuerwehrkommandant Oliver Haas erklärt gegenüber der Brettener Woche/kraichgau.news: "Den ersten Einsatz gab es in Bretten um 15.56 Uhr im Wohngebiet Steiner Pfad. Laut Meldung gab es dort eine Schlammlawine. Dieses Bild hat sich vor Ort bestätigt." Der Schlamm sei von den angrenzenden Feldern in das Wohngebiet und in Gärten, Garagen sowie in die Straße geschwemmt worden. "Die Lage war anfangs sehr kritisch, da es einen hohen Niederschlag gab", erklärt Haas. Das habe ihn dazu veranlasst, die Gefahrenlage schnell höher einzustufen.

"Die Leute waren hilflos und schockiert"

Der Starkregen sei zwar nicht mit den Überflutungen im Jahr 2015 vergleichbar, dennoch seien auch Anwohner durch die Wassermassen betroffen gewesen. "Die Feuerwehr hat sich aber schnell auf die Straßenreinigung konzentriert, weil die Nachbarschaftshilfe sehr gut geklappt hat", resümiert Haas. Lediglich in einem Haus habe die Feuerwehr den Keller auspumpen müssen.

"Auch Bürgermeister Michael Nöltner war gestern vor Ort", erklärt Haas. Er habe bei der Reinigung der Straßen mitgeholfen, sich dann aber vor allem auf die Anwohner konzentriert. "Die Leute waren hilflos und schockiert", so Haas. "Wie ich es beobachtet habe, gab es einen massiven Redebedarf. Deswegen war es gut, dass Bürgermeister Nöltner da war."

B35 bei Gondelsheim überflutet

Weitere Einsätze habe die Brettener Feuerwehr in Dürrenbüchig und in Diedelsheim gehabt. So sei die B35 bei Gondelsheim überflutet gewesen, wobei in diesem Fall vonseiten der Feuerwehr nicht viel zu machen war, so Haas. In Dürrenbüchig hätten die Einsatzkräfte vor allem die Straßen und Gullys gesäubert.

Viele Hochwassermaßnahmen haben Zweck erfüllt

Angesichts der Hochwasserschutzmaßnahmen in Bretten resümiert Haas: "Mehrere Maßnahmen haben voll und ganz ihren Zweck erfüllt." Vor allem auf Diedelsheim würde das zutreffen. Dort habe die Feuerwehr bereits am Freitag zusätzliche Barrieren angebracht, sodass die Lage am Sonntag entspannt gewesen sei. "Die Barrieren bleiben über den Sommer drin", so Haas, "denn dann ist unsere Regenszeit." Auch in Gölshausen und in der Kupferhälde habe es durch die Hochwasserschutzmaßnahmen eine "deutlich entspanntere Lage" gegeben.

"Hätte es mehr und länger geregnet, wäre es kritisch"

Einige Probleme hätte es jedoch im Wohngebiet Steiner Pfad gegeben, da es noch nicht genug Vegetation gebe, die die Wassermassen hätte auffangen können. Mit Blick auf ganz Bretten meint Haas: "Hätte es mehr und länger geregnet, wäre es kritisch geworden." Der Feuerwehrkommandant plädiert daher: "Der Schutz muss von der Gemeinde und der Feuerwehr kommen, aber die Leute müssen sich auch selber schützen. Vor allem, wenn man weiß, dass man an einer kritischen Stelle wohnt." Er habe aber beobachtet, dass viele Anwohner bereits gut gerüstet gewesen seien. Die Situation am vergangenen Sonntag deutet Haas daher als eine Art "Fingerzeig" der Natur.

Hochwasser in Gondelsheim

In Gondelsheim habe es ein "klassisches Starkregenereignis“ gegeben, erläutert Bürgermeister Markus Rupp. Die Überschwemmung sei über einen landwirtschaftlichen Entwässerungsgraben gekommen und hätte die Jöhlinger Straße bis hinein in die Gondelsheimer Ortsmitte überflutet. Der Schwerpunkt des Unwetters habe auf dem Westen und Südwesten der Gemeinde gelegen, so Rupp. Dort habe es eine regelrechte "Wasserhose" gegeben.

"Grüne Barrieren" haben gefehlt

Dass Gondelsheim so stark betroffen war, erklärt sich Rupp durch die Kraichgauer Hügellandschaft, die "wie ein Trichter" das Wasser in den Graben und dann in die Gemeinde geschwemmt hätte. Da es auf vielen landwirtschaftlichen Flächen noch keine Vegetation gegeben habe, sei das Ganze massiv verstärkt worden. "Der Monat Mai sorgt immer wieder für Bauchschmerzen", so Rupp. Im Juli wäre das Wasser aufgrund der Bepflanzung besser aufgehalten worden. Die Gemeinde müsse nun auch mit den Landwirten vor Ort sprechen, meint Rupp, vor allem was die "grünen Barrieren" betrifft, die am vergangenen Sonntag in den Äckern gefehlt hätten.

"Mit dieser Dimension habe ich nicht gerechnet"

Rupp erklärt, dass er am Sonntagnachmittag die Meldung erhalten habe, dass der Wasserstand der Saalbach in Knittlingen stärker ansteigen würde. Daraufhin habe er wegen der Saalbach mit dem Gondelsheimer Feuerwehrkommandanten Timm Eisenhut Kontakt aufgenommen. Bei diesem ging dann zeitgleich die Meldung „Verschmutzung der Jöhlinger Straße“ ein. „Mit dieser Dimension habe ich allerdings nicht gerechnet“, sagt Rupp, der nach seinem Eintreffen in der Ortsmitte geschockt war.

Zahlreiche freiwillige Helfer

Zu Personenschäden sei es in Gondelsheim glücklicherweise nicht gekommen. Lediglich ein Keller sei nach Rupps aktuellem Stand überflutet worden. Seit Sonntagnachmittag seien neben der Feuerwehr und dem Bauhof zahlreiche freiwillige Helfer, Landwirte, Unternehmen, Anwohner und Hauseigentümer mit dem Säubern der Straßen beschäftigt gewesen. Die Feuerwehr habe schlussendlich den Schlamm auf den Straßen entfernt.

Riedgraben als "Achillessehne"

"Jetzt geht es darum, die Straßen und Kanäle zu durchspülen", informiert Rupp, "und die Durchläufe und Einläufe bei den Gräben zu säubern, damit bei einer Wiederholung eines solchen Unwetters wieder alles vorbereitet ist." Zu den Hochwasserschutzmaßnahmen in seiner Gemeinde meint Rupp, dass sich vor allem an der Saalbach schon einiges verbessert habe. Bei Warnungen würde die Gemeinde schon prophylaktisch handeln und zum Beispiel Dammbalken installieren. Gleiches gelte auch für den Bruchgraben. Am Lohrgraben helfe ein Rückhaltebecken. Als "Achillessehne" bezeichnet der Bürgermeister allerdings den Riedgraben. Auch dort sei der Schutz schon 2010 verbessert worden, allerdings sei eine weitere Verbesserung nur mit einer gewissen Renaturierung in den Griff zu bekommen. Rupp meint abschließend: "Ein hundertprozentiger Schutz ist aber nie möglich."

Stadt Bretten über Hochwasserschutz

Aktualisierung, 9. Mai: Auch vonseiten der Stadt Bretten heißt es, dass viele der seit 2015 errichteten Hochwasserschutzmaßnahmen, etwa in Gölshausen und Diedelsheim, "sehr gut geholfen und Schlimmeres verhindert haben." Im Wohngebiet Steiner Pfad sei der Einlauf nach dem Hochwasser 2015 "deutlich verbessert" worden, erklärt Marcel Winter, der Pressesprecher der Stadt. "Dies zeigte sich auch darin, dass Wohnhäuser, die beim letzten Mal noch stark betroffen waren, am Sonntag von Überschwemmungen überwiegend oder sogar vollständig verschont geblieben sind."

Verwaltung bemüht sich um erhöhten Schutz

Dennoch sei erkennbar, dass die Maßnahmen im Steiner Pfad nicht ausreichen würden, um alle Häuser vor drohenden Wassermassen zu schützen, "wobei zu sagen ist, dass es einen hundertprozentigen Schutz ohnehin nie geben kann", so Winter. Die Stadtverwaltung sei dennoch weiterhin bestrebt, eine zufriedenstellende Lösung für alle Anwohner zu schaffen. Derzeit sei als Sofortmaßnahme ein Bagger im betroffenen Bereich im Einsatz, mit dem Ziel, den Einlauf und die Verwallung für zukünftige Starkregenereignisse so zu präparieren, dass ein erhöhter Schutz gewährleistet werden könne. Zusätzlich sei die Stadt dabei, in Zusammenarbeit mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises eine Sondersperrmüll-Sammlung für die betroffenen Bürger zu organisieren.

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.