Bretten: Deutliche Zunahme von Drogendelikten
Die Rauschgiftdelikte in Bretten sind nach Angaben von Bernhard Brenner, Leiter des Polizeireviers Bretten, in 2016 deutlich angestiegen.
Bretten (swiz) Die Rauschgiftdelikte in Bretten sind nach Angaben von Bernhard Brenner, Leiter des Polizeireviers Bretten, in 2016 deutlich angestiegen. „2015 hatten wir 75 Rauschgiftdelikte, in 2016 waren es schon mehr als 130 Vergehen. Das ist natürlich eine sehr deutliche Steigerung”, so Brenner. Die Mehrzahl der Tatverdächtigen wird dabei wegen illegalem Besitz angezeigt. „Allerdings ist jeder Konsument Zeuge eines Rauschgifthandels und die Gesprächsbereitschaft uns gegenüber ist relativ hoch”, sagt Brenner. Das Betäubungsmittelgesetz sieht mit der so genannten Kronzeugenregelung zudem vor, dass die Strafe abgemildert werden kann, wenn der Erwischte sachdienliche Angaben zu anderen Rauschgiftverfahren macht. „Insofern steigt mit dem Konsum auch die Anzahl der Strafanzeigen wegen Rauschgifthandels entsprechend an.” In den meisten Fällen handelt es sich bei den konsumierten oder sichergestellten Drogen um Rauschmittel wie Marihuana oder seltener auch Haschisch.
Amphetamine sind stark im Kommen
„Stark im Kommen sind aber Amphetamine und andere synthetische Drogen”, betont der Revierleiter. „Besonders problematisch und unberechenbar ist der sogenannte Mischkonsum, also die abwechselnde Einnahme von aufputschenden und betäubenden Substanzen.” Besonders bei Marihuana haben nach Meinung von Brenner die öffentlichen Legalisierungsdebatten zu einer Verharmlosung des Konsums mit beigetragen. „Manchmal fehlt es vielleicht auch schon im Elternhaus an der notwendigen Ernsthaftigkeit, was das Thema Rauschgift angeht.” Dabei würden gerade Jugendliche oft nicht bedenken, dass sich Rauschgiftkonsum auf die Fahrtüchtigkeit auswirkt und dass dabei schnell auch mal der Führerschein in Gefahr ist, betont Brenner. „Wenn wir eine Person mit Rauschgift antreffen, erfolgt meist eine Mitteilung an die Führerscheinstelle, auch wenn die Person gar nicht mit einem Fahrzeug unterwegs ist. Das kann gerade bei jungen Führerscheinanwärtern zu langen Verzögerungen führen.” Oft kämen Jugendliche schon mit etwa 15 oder 16 Jahren zum ersten Mal mit Marihuana in Kontakt. „Fast alle kennen jemand aus der Schule oder von der Ausbildung her, der irgendwie mit Drogen zu tun hat”, weiß Brenner.
Angezeigte Personen aus allen Altersschichten
Doch es sind mitnichten nur Jugendliche, die die Polizei bei Rauschgiftdelikten ertappt. „Das Durchschnittsalter der von uns zur Anzeige gebrachten Personen liegt bei etwa 25 Jahren, wobei vom 16-jährigen bis ins gesetztere Alter alles dabei ist.” Die Grundsteine für eine „Drogenkarriere” werden laut Brenner aber in jungen Jahren mit der Einstiegsdroge Marihuana gelegt. „Davon bin ich überzeugt, auch wenn die Meinungen in diesem Punkt auseinandergehen.” Gerade für Jugendliche ist die Rauschgiftsucht, neben den negativen gesundheitlichen Folgen, auch ein Kostenfaktor. „Ich kenne junge Menschen, die täglich mindestens drei Joints konsumieren. Dementsprechend wird da teilweise das gesamte Azubi-Gehalt plus die Geburtstagsgeschenke in illegale Drogen umgesetzt”, schildert Brenner.
"Kümmerer" wird gesucht
Die Entwicklung der Rauschgiftdelikte erfüllt auch den Brettener Oberbürgermeister Martin Wolff mit Besorgnis, auch, wenn man ja keine Vergleichsangaben habe, inwiefern dieses Problem schlimmer oder weniger schlimm sei als in Bretten. „Fakt ist aber, dass die Stadt schon einiges getan hat und tut, um bei diesem Problem gegenzusteuern. Die Aufklärungsarbeit an den Schulen ist zum Beispiel hervorragend”, so Wolff. Man müsse diese Entwicklung aber zweifelsohne ernst nehmen. „Der negative Trend bestärkt uns auch darin, mit Hochdruck nach einem neuen 'Kümmerer' zu suchen, der als Streetworker bei den Treffpunkten der Jugendlichen vorbeischaut, mit ihnen spricht und weiß, was auf der Straße los ist”, betont der OB. Die Suche nach einem neuen „Kümmerer” ist nötig geworden, weil der bisherige Mann auf diesem Posten, Hans Schmitt, nach 15 Jahren im Ehrenamt, in den Ruhestand verabschiedet wurde. „Wer an diesem Posten Interesse hat, kann sich sehr gerne bei der Stadt melden”, sagt Wolff.
Keine offene Drogenszene in Bretten
Einen festen Treffpunkt von Dealern und Konsumenten, den der „Kümmerer” dabei routinemäßig kontrollieren könnte, gibt es in Bretten allerdings nicht. „Aufgrund der szenetypischen Hinterlassenschaften und der Verunsicherung, die solche Szenetreffpunke auslösen, ist die Polizei sehr darauf bedacht, offene Szenen zu verhindern”, so Brenner. Rauschgiftgeschäfte würden heute vor allem über WhatsApp und andere Kurznachrichtendienste ablaufen. Nicht selten trifft man sich in den einschlägigen Gaststätten oder man vereinbart irgendwo, auch in den Dörfern außerhalb der Stadt, Übergabetreffpunkte und versucht, sich möglichst unauffällig zu verhalten.
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Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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