Bretten fällt positiv aus dem Rahmen
Neue Gemeinderäte nehmen Kriminalstatistik zur Kenntnis
Bretten (hk) "In Bretten lebt es sich sicherer als im Rest des Landes", konstatierte Oberbürgermeister Martin Wolff nach der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und der Verkehrsunfallzahlen für das Jahr 2023, die zuvor Pascal Hörig, Kriminaloberkommissar und Leiter der Führungsgruppe des Polizeireviers Bretten, dem neu konstituierten Gemeinderat präsentiert hatte. Insgesamt, so Hörig, zeige die PKS einen deutlichen Rückgang der Fallzahlen.
Demnach wurden im zurückliegenden Jahr insgesamt 1.145 Fälle erfasst, was einem Rückgang von 11,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Zum Vergleich: Die Stadt Bruchsal mit rund 46.000 Einwohnern verzeichnete laut Hörig im gleichen Zeitraum 3.000 Fälle. Auch die Fallzahlen aus den vergangenen Jahren würden einen kontinuierlichen Rückgang zeigen: Im Jahr 2019 wurden 1.366 Fälle erfasst, 2020 waren es 1.291 Fälle, 2021 sank die Zahl weiter auf 1.189 Fälle – unter anderem coronabedingt – bevor sie 2022 wieder leicht auf 1.289 Fälle (+8,4 Prozent) anstieg.
Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2023 bei 64,2 Prozent, was einem Anstieg von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Diese hohe Quote sei insbesondere auf die gute Aufklärung von Körperverletzungsdelikten und Raubstraftaten zurückzuführen, so Hörig
"Absoluter Spitzenwert" bei Aufklärungsquote
Nach den allgemeinen Zahlen der PKS ging der Kriminaloberkommissar näher auf die einzelnen Deliktsbereiche ein. Dabei sei im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ein Anstieg auf 46 Fälle zu verzeichnen, was einer Steigerung von 53,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspreche. Der größte Teil dieser Fälle, fast drei Viertel, sei auf die Verbreitung pornografischer Schriften zurückzuführen. Ein weiterer bemerkenswerter Anstieg sei bei den Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit mit insgesamt 209 Fällen zu verzeichnen. Dies entspricht einer Zunahme um 41,2 Prozent. Der Deliktsbereich der Rohheitsdelikte setze sich im Wesentlichen aus Raubstraftaten, Körperverletzungsdelikten und aus Bedrohungsdelikten zusammen, wobei letztere dem Deliktsbereich der Straftaten gegen die persönliche Freiheit zuzuordnen sind. Während die Raubstraftaten um 20 Prozent auf nunmehr acht Fälle zurückgegangen seien, hätten die Körperverletzungsdelikte um 30,5 Prozent und die Straftaten gegen die persönliche Freiheit um 93,9 Prozent zugenommen.
Auch im Polizeipräsidium Karlsruhe und landesweit sei ein deutlicher Anstieg in diesem Deliktsbereich zu erkennen: Im Jahr 2023 erreichten die Körperverletzungsdelikte im Polizeipräsidium Karlsruhe den höchsten Stand seit zehn Jahren, so Hörig. Die Aufklärungsquote bei den Körperverletzungsdelikten sei mit 94,2 Prozent aber "ein absoluter Spitzenwert". Bei der Straßenkriminalität, die Straftaten auf öffentlichen Straßen und Plätzen umfasst, sei hingegen ein Rückgang von 10,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen, ebenso wie bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten (-3,3 Prozent auf 238 Fälle) und den Diebstahlsdelikten (-18,1 Prozent auf 348 Fälle). Erfreulich hier, dass die Wohnungseinbruchsdiebstähle zurückgegangen seien: Wurden im Jahr 2022 noch zehn Fälle erfasst, waren es im Jahr 2023 nur noch vier Fälle, was einem Rückgang von 60 Prozent entspricht. Der Rückgang der Computer- und Cyberkriminalität auf 18 Fälle entspreche einem Minus von 40 Prozent.
Rückgang bei den Tatverdächtigen unter 21 Jahren
Bei den sogenannten Straftaten gegen das Leben gab es zwei Fälle, was einen Anstieg von 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. "Zum einen handelte es sich um eine fahrlässige Tötung eines 23-Jährigen durch die Abgabe von Betäubungsmitteln, die in der Folge zu einer tödlichen Überdosis führte. Zum anderen ging es um einen verbotswidrigen Schwangerschaftsabbruch", sagte Hörig zu diesen beiden Vorfällen.
Auch bei den Rauschgiftdelikten ist in Bretten ein Rückgang zu verzeichnen (-62,2 Prozent). Eine Ausnahme bilde der illegale Handel in nicht geringer Menge, bei dem die Fälle um 25 Prozent auf fünf angestiegen sind. 61 Prozent der Verstöße im Bereich der Rauschgiftdelikte (insgesamt 37 Fälle) würden Cannabis betreffen. Mit Blick auf die Legalisierung von Cannabis sei ein Rückgang der Zahlen zu erwarten. Hörig ging auch auf die Zahl der Tatverdächtigen ein: Diese liegt bei 684, was einem leichten Anstieg von 1,5 Prozent entspricht. Erfreulich sei, dass es in Bretten entgegen dem Trend im Präsidium und im Land einen Rückgang bei den Tatverdächtigen unter 21 Jahren gebe. "Landes- und bundesweit ist in dieser Altersgruppe eher eine Zunahme zu verzeichnen", so der Polizeibeamte. Bretten falle hier also positiv aus dem Rahmen. Hinsichtlich der demografischen Zusammensetzung der Tatverdächtigen sei ein Anstieg der nichtdeutschen Tatverdächtigen um 11 Prozent zu verzeichnen.
Verkehrsunfälle mit Personenschaden kontinuierlich rückläufig
Anschließend stellte Hörig die Verkehrsunfallstatistik für die Stadt Bretten vor. "Trotz einer Zunahme der Gesamtunfallzahlen um 9,4 Prozent von 849 im Vorjahr auf 929 im Jahr 2023 sind die Verkehrsunfälle mit Personenschaden, insbesondere mit Schwerverletzten, kontinuierlich rückläufig", berichtete er. Diese positive Entwicklung sei auf mehrere Faktoren zurückzuführen, darunter Fortschritte in der Sicherheitstechnik, intensive polizeiliche Kontrollen und die gezielte Beseitigung von Unfallschwerpunkten. Ein besonders erfolgreiches Beispiel sei die bauliche Veränderung in der Wilhelmstraße vor dem Aldi: Durch den optischen Hinweis mittels eines roten Streifens auf dem Gehweg konnte die Zahl der Unfälle mit Radfahrern auf einen minimalen einstelligen Bereich reduziert werden. Der Polizeibeamte führte weitere Unfallschwerpunkte in Bretten auf, darunter die B 294 am Alexanderplatz. Hier komme es stadteinwärts häufig zu Auffahrunfällen. Die B 293 von Gölshausen nach Flehingen sei im dortigen Waldbereich eine "auffällige Wildunfallstrecke im gesamten Polizeipräsidium Karlsruhe". Die B 293 bzw. K 3503 von Bretten in Richtung Büchig und Oberacker könne in den Monaten Juni bis September als Motorrad-Risikostrecke eingestuft werden.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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