Keine Hinweise auf Aufenthaltsort der Männer
Straftäter flüchten aus geschlossener Klinik im Landkreis Heilbronn

Kurz vor 22 Uhr gelingt vier Männern am Mittwochabend die Flucht aus der geschlossenen Station des Klinikums am Weissenhof. | Foto: Julian Buchner / Einsatz-Report24
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  • Kurz vor 22 Uhr gelingt vier Männern am Mittwochabend die Flucht aus der geschlossenen Station des Klinikums am Weissenhof.
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Weinsberg (Frederick Mersi und Stephen Wolf/dpa/lsw) Es ist kurz vor 22 Uhr, als vier Männern am Mittwochabend, 22. September, die Flucht aus der geschlossenen Station des Klinikums am Weissenhof gelingt (wir berichteten hier mit Beschreibung der Geflohenen). Nach Polizeiangaben gelten sie als gefährlich, drei von ihnen sind rechtskräftig verurteilte Straftäter. "Wenn sie gesehen werden, sollten sich die Menschen nicht in unnötige Gefahr begeben, sondern die Polizei rufen", sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagnachmittag. Trotz Öffentlichkeitsfahndung, Einsatz eines Hubschraubers und zahlreichen Polizisten vor Ort fehlte bis zu diesem Zeitpunkt von den vier Flüchtigen aber jede Spur.

Keine Angaben zu Flucht-Umständen

Wie die Männer aus der Psychiatrie in Weinsberg (Landkreis Heilbronn) fliehen konnten, bleibt zunächst ebenso unklar wie die Frage, weshalb sie dort im Maßregelvollzug untergebracht waren. Man habe nach der Flucht "sofort" und "unverzüglich die Polizei eingeschaltet", teilte das Klinikum lediglich mit. Es würden «intensive Ermittlungen» zu den Details der Flucht geführt. Weitere Angaben wollte ein Sprecher des Klinikums zunächst unter Verweis auf die Ermittlungen nicht machen.

Psychisch kranke oder suchtkranke Straftäter

Beim Maßregelvollzug geht es nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Stuttgart um die Unterbringung psychisch kranker oder suchtkranker Straftäter. Ziel ist der Schutz der Bevölkerung und eine Therapie der Patienten. Bei drei der vier nun geflüchteten Männer habe aber ein Abbruch der Therapie bevorgestanden, teilte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag mit. Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) hatte in der Vergangenheit gefordert, Straftäter in diesem Fall möglichst schnell in Gefängnissen unterzubringen: "Solche Delinquenten sind im Maßregelvollzug schwer zu handhaben", sagte er nach dem Ausbruch mehrerer Straftäter aus einer Klinik in Calw im April 2019.

Immer wieder gelingt Flucht aus geschlossenen Stationen

Nach Angaben des Ministeriums beschäftigt sich deshalb eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern mit einer Änderung des betreffenden Paragrafen im Strafgesetzbuch. "Ihre Arbeit steht kurz vor dem Abschluss", sagte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag. Patienten in Psychiatrien gelingt es trotz Sicherheitsvorkehrungen der Kliniken immer wieder, aus geschlossenen Stationen zu fliehen. Im vergangenen Jahr gab es in Baden-Württemberg nach Angaben des Gesundheitsministeriums 47 solcher Fälle, bei 1.252 Patienten landesweit sei das ein Anteil unter 4 Prozent. In allen Kliniken im Südwesten prüften Sicherheitsbeauftragte die Vorkehrungen gegen solche Fluchtversuche regelmäßig.

SPD und FDP wollen Thema in Landtag bringen

SPD und FDP wollen das Thema aber noch einmal im Landtag behandeln. Man habe beantragt, dass sich der Sozialausschuss am Mittwoch mit dem Vorfall befasse, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Minister Lucha müsse erklären, wie es zu der Flucht kommen konnte, sagte SPD-Abgeordneter Florian Wahl. Man wolle von Lucha wissen, "mit welchen konkreten Maßnahmen er dafür Sorge trägt, dass sich ein solcher Fall im Land nicht wiederholen kann", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Jochen Haußmann.

Keine Anhalter mitnehmen

Von den vier Männern aus der Psychiatrie in Weinsberg fehlte zunächst noch jede Spur. Es gebe zwar keine konkreten Hinweise darauf, dass die Flüchtigen bewaffnet seien, sagte ein Polizeisprecher. "Aber ausschließen können wir es natürlich nicht." Wer in der Region Heilbronn mit dem Auto unterwegs sei, solle deshalb keine Anhalter mitnehmen.

Keine Hinweise auf Aufenthaltsort der Männer

Hinweise aus der Bevölkerung zu den Flüchtigen im Alter von 24 bis 37 Jahren nahm die Polizei unter einer Telefonnummer des zuständigen Präsidiums entgegen. Das Landeskriminalamt veröffentlichte Fotos, Namen und Beschreibungen der Männer im Internet. Zwar seien dazu auch Hinweise eingegangen, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagnachmittag. "Es liegen aber keine Hinweise vor, wo sich die Männer momentan aufhalten könnten."

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Kurz vor 22 Uhr gelingt vier Männern am Mittwochabend die Flucht aus der geschlossenen Station des Klinikums am Weissenhof. | Foto: Julian Buchner / Einsatz-Report24
Kurz vor 22 Uhr gelingt vier Männern am Mittwochabend die Flucht aus der geschlossenen Station des Klinikums am Weissenhof. | Foto: Julian Buchner / Einsatz-Report24
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Kraichgau News aus Bretten

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