Vortrag des Leiters des Polizeireviers Bretten mit aktuellen Zahlen und Fakten
Der CDU Stadtverband Bretten hatte am Dienstag, 17. Juni 2016 um 19 Uhr zum TSV Rinklingen eingeladen, um einen Vortrag des Leiters des Polizeireviers Bretten, Bernhard Brenner, zu hören und mitzudiskutieren.
Herr Brenner machte einen sehr motivierten Eindruck und er hatte sichtlich Spaß, von seiner Arbeit zu berichten.
Ich habe mir hierbei einige Notizen gemacht zu einigen Zahlen und Fakten, die für mich von Interesse waren und auf die ich hier näher eingehen möchte.
Der Bezirk, für den Bretten zuständig ist geht von Sulzfeld bis Walzbachtal, aber die meisten Daten, die gleich folgen, beziehen sich auf Bretten mit den Ortsteilen.
Allgemein betrachtet gab es in Bretten im Jahr 2015 insgesamt ca. 1500 Straftaten, dies ist ein Rückgang um ca. 10% gegenüber 2014. Die Anzahl der Sexualdelikte haben sogar den niedrigsten Stand aller Zeiten.
Sein Vortrag war in die folgenden vier Themen gegliedert:
Wohnungseinbrüche
Die Anzahl stieg von 32 in 2014 auf 44 in 2015. Dies lag einerseits daran, dass 2014 ein sehr niedriger Stand war, auch im Vergleich zu den Nachbarbezirken und andererseits, weil es 2015 einen Einzeltäter gab, der Anfang 2015 besonders aktiv war und die Statistik nach oben trieb. Insgesamt wurden in den letzten Jahren mehrere Tätergruppen geschnappt, was sich offensichtlich spürbar in den Statistiken bemerkbar machte.
2016 wird aber wohl wieder normal, bis jetzt gab es nur 5 Einbrüche, dies ist eine sehr positive Entwicklung.
Interessant fand ich, dass er u.a. dazu riet, sich einen dieser "Fake TVs" anzuschaffen, selbst solch einfache Mittel können gegen Einbrüche wirken. Außerdem legte er jedem die Beratung zum Einbruchschutz durch Polizei ans Herzen.
Es gibt in Bretten übrigens keine öffentlichen Überwachungskameras, zumindest keine permanenten. Was ab und zu gemacht wird, ist an Hotspots, d.h. sich wiederholenden Einbruchstellen, auf richterlichen Beschluss temporär solche zu installieren.
Verkehr
In 2015 gab es 1017 Verkehrsunfälle, dabei wurden etwa 100 Personen leicht, 40 schwer verletzt. Es gab 3 Tote, und auch in der noch nicht einmal vorübergegangen ersten Hälfte dieses Jahres gab es jetzt schon ebenfalls 3 Tote.
Massiv im Kommen sei die Ablenkung durch Smartphones, was sich aber sehr schwer im Nachhinein überprüfen ließe. Meist war es dann am Ende eben doch ein Hase oder ein Reh. Wenn jemand erwischt wird mit einem Gerät am Ohr oder in der Hand kann dies schon einmal 30 Minuten dauern, denn es geht weniger darum, die 60 € Bußgeld einzuziehen, sondern das Wertvolle ist der erzieherische Anteil daran, in dem die Gefahr erklärt wird; und dies kostet eben richtig Zeit.
Auch wird es während Peter und Paul wieder Alkoholkontrollen geben, hier wird insb. auf "die harten Fälle" geachtet.
Jugendkriminalität
Die Zahlen der Jugendkriminalität gehen seit Jahren kontinuierlich zurück. Ein ernszunehmendes Problem sei aber der zunehmende Alkoholmissbrauch unter den Jugendlichen.Es sei einfach wichtig, die goldene Mitte zu finden zwischen zu strenger und zu lockerer Erziehung durch die Eltern, um die Jugendlichen nicht auf die schiefe Bahn kommen zu lassen.Er hob u.a. die sehr gute Arbeit der Schulsozialarbeit, z. B. am MGB, Herr Markus Gewald hervor.
Auch Alkohol spielt dabei oft eine Rolle, insb. das Komasaufen nimmt immer mehr zu. Der erste Mai in Büchig blieb hier erwartungsgemäß auch nicht unerwähnt. Der Abistreich wird dieses Jahr erstmals polizeilich begleitet, um Auswüchse wie in den letzten Jahren zu vermeiden.
Flüchtlinge
Da dies ein sensibles Thema ist, meinte er, er wird hier nur über die Fakten erzählen, ob gut, ob schlecht, das soll sich jeder selbst überlegen. Ich werde mich hier ebenfalls daran halten.
Es gibt in dem oben genannten Gebiet (Sulzfeld-Walzbachtal) insg. 14 Erstaufnahmeeinrichtungen mit 611 Flüchtlingen.
Die Polizei hat einen Objektschutzauftrag. D.h. es wird jeden Tag jedes Objekt angefahren und kontrolliert. In aller Regel gibt es da keine Probleme, es kostet trotzdem mehrere Stunden am Tag.
Auch bei Abschiebung ist die Polizei im Rahmen der Amtshilfe für den Vollzug zuständig.
Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge verhält sich regelkonform, aber es gibt einen sehr kleinen Teil von Menschen, die einen sehr großen Teil der Straftaten begehen. Im Bereich des gesamten Polizeipräsidiums Karlsruhe gab es 2015 insgesamt 83 Flüchtlinge, die mind. 10 Straftaten pro Halbjahr verübt haben, inzwischen sind es aufgrund der intensiven Ermittlungen deutlich weniger. Diese stehen unter besonderer Beobachtung. 3 davon wohnen in dem Bereich, für das das Polizeirevier Bretten zuständig ist, und durch die geringe Anzahl habe man diese gut im Blick.
Er meinte, wenn man diese 83 Personen aus der Statistik rausnimmt, seien die Flüchtlinge im Schnitt nicht höher kriminalitätsbelastet als der Rest der Bevölkerung.
Besonderes Interesse bestand beim Thema Abschiebung von Straftätern: Das Gesetz besagt, dass niemand ohne Aufenthaltsstatus abgeschoben werden darf, und da noch sehr viele Flüchtlinge keinen solchen haben, da die Anträge auf Asyl noch nicht abgearbeitet oder die Asylanträge bewusst spät abgegeben werden, ist es auch nicht so, dass diese Personen dann schnell abgeschoben werden dürfen. Stattdessen sitzen sie erst einmal hier in Untersuchungshaft, während ihr Asylantrag stark hochpriorisiert wird, denn erst, wenn der Aufenthaltsstatus feststeht kann theoretisch die Abschiebung erfolgen.
Im Raum Bretten gab es von Asylbewerbern keinerlei Gewaltdelikte in 2015 .
Herr Brenner war sehr zufrieden mit der Polizeiarbeit, man arbeite auf einem hohen Niveau mit hoher Motivation.
Und dies hat man ihm - entgegen sämtlicher Beamtenklischees - auch angesehen!
Vielen Dank an die Organisatoren und insb. an Herrn Brenner für diesen überaus interessanten Vortrag.
Autor:Heiko Seebach aus Bretten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.