Der Jazz Club Bretten ist zu einer der wichtigsten kulturellen Institutionen der Region gewordenDas
„Am Ende passt alles wunderbar zusammen“

„Dieser Erfolg wäre nie möglich gewesen, ohne die Bereitschaft jener, die sich im Verein engagieren“, betont Vereinsvorsitzender und Kontrabassist Peter Gropp. | Foto: Privat
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  • „Dieser Erfolg wäre nie möglich gewesen, ohne die Bereitschaft jener, die sich im Verein engagieren“, betont Vereinsvorsitzender und Kontrabassist Peter Gropp.
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Bretten (hk) Die Melanchthonstadt pflegt überraschend vielfältige, musikalische Traditionen. Wohin man auch schaut – an Musikschulen, in Vereinen oder Kirchen – haben es sich die musikalischen Köpfe der Stadt zur Aufgabe gemacht, den Geist vergangener Zeit zu bewahren. Einer davon ist Peter Gropp, der heutige Vorsitzende des Jazz Clubs Bretten.Zum Musiker-Dasein hat Gropp über Umwege gefunden. „Ich war auf dem besten Weg Lehrer zu werden“, sagt der 65-Jährige, der an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe Mathe und Musik studiert hatte, lachend. Letztendlich kam es dann doch ganz anders, als Gropp Kontrabassist des Titi-Winterstein-Quintetts wurde. Winterstein, der 2008 gestorben ist, gilt bis heute als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Sinti-Swing.

„Allein könnte ich all die Aufgaben nicht bewältigen“

Gegründet wurde der Jazz Club Bretten vor 38 Jahren von einer Gruppe bestehend aus einer Frau und sechs Männern, zu der auch der damals 27-jährige Gropp gehörte. „Ich war damals eigentlich dagegen, einen Jazz Club zu gründen“, gesteht der gebürtige Brettener. Er habe befürchtet, dass die Musik als „nerviges Gedudel“ abgestempelt wird und es zum „Schubladen-Denken“ kommt. Inzwischen hat sich der Jazz Club allerdings als eine der wichtigsten kulturellen Institutionen in der Region etabliert. „Dieser Erfolg wäre nie möglich gewesen, ohne die Bereitschaft jener, die sich im Verein engagieren – allein könnte ich all die Aufgaben nicht bewältigen. Aber zusammen haben wir es geschafft, den Leuten zu zeigen, dass Jazz sehr spannend und vielseitig sein kann“, betont Gropp.

Max Mutzke live in Bretten

Großer Beliebtheit erfreuen sich die regelmäßigen Jam-Sessions im „Lamm“-Keller, ebenso wie die Konzerte mit den Stars der Szene. So gelang es dem Jazz Club im Frühling 2019, die niederländische Jazz-Legende Ack van Rooyen nach Bretten zu holen. Mit einem Auftritt im April dieses Jahres bereichert der deutsche Singer-Songwriter Max Mutzke das facettenreiche Programm des Jazz Clubs. Dieses Konzert findet im Rahmen des Internationalen Kraichgau Jazzfestivals 2020 statt. Pro Spielzeit veranstaltet der Jazz Club zudem die „Kombisessions“, bei denen Schüler des Music Center Winkler, der Modern Music School und der Jugendmusikschule Bretten gemeinsam mit dem Session-Trio musizieren. Regelmäßig lässt der Jazzclub auch die lauschige Veranstaltung „Jazz im Grünen“ bei der Festhalle in Ruit aufleben und bringt so seine Verbundenheit zu den Ortsteilen zum Ausdruck. „Das ist aber noch ausbaufähig“, räumt Gropp ein. „Künftig möchten wir die Ortsteile noch stärker miteinbeziehen.“ Für das Spätjahr sei daher schon etwas in Dürrenbüchig geplant.

„Am besten erlebt man Jazz live!“

Doch wo sind überhaupt die Berührungspunkte zwischen Jazz und den Menschen, die damit so gar nichts am Hut haben? „Da muss man eben zu den Menschen gehen, zum Beispiel wie mit ‚Jazz im Grünen‘. Es gibt keinen Eintrittspreis, die Veranstaltung findet direkt an der Straße statt und so kommen auch Ausflügler vorbei. Über solche Aktionen funktioniert das ganz gut und die Menschen merken, dass Jazz gar nicht so abgehoben ist.“ Auf der anderen Seite legt der Jazz Club aber auch Wert auf anspruchsvollere Acts oder exotische Instrumente „zu denen der Zugang vielleicht nicht ganz so einfach ist“, weiß Gropp. Sein Tipp: „Am besten erlebt man Jazz live!“, wenn der Austausch unter den Musikern und zum Publikum sowie das improvisatorische Element hautnah spürbar seien. „Und der Jazz hat immer eine gewisse politische Funktion: Sie drückt eine Freiheit aus mit der man tun und lassen kann, was man will. Im Jazz gibt es nichts, was falsch ist. Und am Ende passt alles wunderbar zusammen“, beschreibt Gropp.

„Ein Raum in der alten Trafo-Station mit ihrem Industrie-Charme – das wäre was“

Heute hat der Jazz Club über 100 Mitglieder und „wir haben noch viele große Sachen vor“ plaudert der Vereinsvorsitzende munter weiter, „aber mehr kann ich derzeit nicht verraten.“ Fest steht, dass der Jazz Club in zwei Jahren, anlässlich seines 40-jährigen Jubiläums, mit besonderen Programmpunkten aufwarten will. Vielleicht erfüllt sich bis dahin ein Wunsch des Vereinsvorsitzenden: „Es fehlt in Bretten eine atmosphärische Räumlichkeit.“ Denn die Raumkapazität im „Lamm-Keller“ reiche nicht immer aus. „Ein Raum in der alten Trafo-Station mit ihrem Industrie-Charme – das wäre was“, schwärmt Gropp.

Mehr Beiträge und Bilder auf unserer Themenseite In Bretten zuhause

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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