Begründer der "Loeffelstielzchen" in Bretten
Bernhard Wendel ist gestorben
Bretten/Pforzheim (ger) Ein großer Pädagoge mit vielen Talenten ist von der Weltenbühne abgetreten: Bernhard Wendel, über viele Jahre Lehrer am Melanchthon-Gymnasium Bretten (MGB) und Begründer der weit über die Region und das Peter-und-Paul-Fest hinaus bekannten "Loeffelstielzchen", ist tot. Er starb im Alter von 69 Jahren am Montag, 20. März, nach schwerer Krankheit in seiner Geburtsstadt Pforzheim.
Loeffelstielzchen starteten als Projektwoche
Wendel war in den frühen 1980er Jahren als junger Lehrer für Chemie, Biologie und Erdkunde ans MGB gekommen. Seine Arbeitsgemeinschaft für Alte Musik und Kultur, besser bekannt als Loeffelstielzchen, der er als Spielgraf „Bernardo von der Notenweyde“ vorstand, hatte ihren Ursprung in einer Projektwoche 1985. Wendel, selbst Geschichte- und musikbegeistert und ein versierter Spieler unzähliger Instrumente, bot den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich als fahrende Spielleute nach historischem Vorbild auszuprobieren.
Mit dem Leiterwagen durch den Kraichgau
Die Idee wurde, nach dem Motto „Vergangenes bewahren, Zeitloses erfahren“, ganz wörtlich genommen: Die Truppe studierte schon vor der Projektwoche Musikstücke und Gaukeleien ein, zog während der Projektwoche mit Leiterwagen durch den Kraichgau und verdiente sich mit ihren Auftritten selbst, was sie in dieser Zeit zum Leben brauchte.
Kontakt mit Fahnenschwingern
1990 initiierte Wendel die Partnerschaft mit den Fahnenschwingern aus Italien, der Contrada della Corte aus Quattro Castella. Er hatte davon gehört, dass ein Musikprofessor mit einer Jugendgruppe das historische Fahnenschwingen wieder beleben wollte, also nahm er kurzerhand Kontakt auf. Es folgten gegenseitige Besuche und gemeinsame Auftritte an historischen Orten in Deutschland und Italien, aus denen bald tiefe Freundschaften resultierten. Die gemeinsame Teilnahme der Loeffelstielzchen und der Contrada, die mit ihren treibenden Trommelklängen und hellen Fanfaren schon von weitem zu hören sind, ist seither nicht mehr wegzudenken vom Peter-und-Paul-Fest.
Auftritte beim Ministerpräsidenten
Die „Loeffels“, wie sie sich selbst nennen, sind durch Wendel viel mehr als eine Schul-AG. Neben Konzerten und Auftritten in ganz Deutschland und dem Ausland gaben sie Theatervorstellungen, produzierten CDs und traten beim Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten Günther Oettinger auf. Es gab nie eine Altersbeschränkung, so dass auch viele ehemalige Schüler aktive Mitglieder sind oder zumindest weiterhin den Kontakt pflegen.
Schülergenerationen motiviert und begeistert
Auch nach seiner Pensionierung 2018 war Wendel weiter „Chef“ der Loeffelstielzchen. Mit seinem umfassenden pädagogischen Verständnis, das er fortwährend im Sinne der Schüler verwandte, motivierte und begeisterte er immer wieder nachkommende Schülergenerationen, war Vorbild und Mentor zugleich. In der festen Überzeugung, dass die Jüngeren von den Älteren lernen, übertrug er stets Verantwortung, so dass es mit den Loeffelstielzchen auch ohne ihn weitergehen kann. Aber er hinterlässt eine große Lücke.
Autor:Katrin Gerweck aus Bretten |
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