Ein Stück Friedensarbeit
Bürgerreise nach Valserhône – ehemals Bellegarde-sur-Valserine – Brettens französische Partnerstadt

Weinprobe mit Galette in Poncin/Buget
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Noch schnell ein Blick auf die Wettervorhersage. Das wird wohl nicht so gut werden. Aber es gibt keine Umkehr. Wir, Bürgerinnen und Bürger, fahren nach Bellegarde-sur-Valserine – heute Valserhône – unsere Partnerstadt im französischen Jura seit 2001.
Über die Schweiz wurde die Hinfahrt gewählt, damit das wunderschöne und malerische Städtchen Greyez in der Mittagspause besucht werden konnte. Der Käse hat es berühmt gemacht. Für das Nadelöhr nach Frankreich war Geduld angesagt, denn der Feierabendverkehr der vielen französischen Pendler hatte begonnen. Von der Grenze sind es noch etwa 30 km bis zum Bestimmungsort, wo wir herzlich am Hotel von Ursula Famy und Odile Gibernon, Mitglieder des Comité de Jumelage, begrüßt wurden. Alle waren froh, endlich da zu sein, funktionierendes Wlan zu haben, und freuten sich auf das gemeinsame Abendessen.
Christophe Mayet, der stellvertretende Bürgermeister, der Partnerschaftsbeauftragte Nicolas Jacoup und Jacqueline Bonnefoy begrüßten beim Abendessen sehr zur Freude die Brettener Gäste. Sie alle kennen Bretten von ihrem Besuchen.

Für den nächsten Tag war Regen angesagt. Ausgerechnet, wenn die Gruppe nach Annecy und Bourget fahren will. Aber er trat nicht ein. Strahlend blauer Himmel bei der Stadtführung in Annecy, der alles fröhlicher erscheinen ließ. Tartiflette, das empfohlene typische Gericht in Savoyen, probierten viele zu Mittag, ehe die Weiterreise an den Lac du Bourget in Aix-les-Bains ging. Die Seele baumeln lassen, das tat gut. Dazu gesellte sich noch ein vielfarbiger Regenbogen, der sich an den Felsen festsetzte und Farbspiele zauberte.

Der Freitag hatte ein umfangreiches Programm, denn die Reisenden sollten ja etwas von Gegend sehen. Eine Weinprobe gleich nach dem Frühstück ist etwas ungewöhnlich, doch mit einem Stück Galette war es kein Problem. Drei Cerdon-Weine aus dem Buget schmeckten ausgezeichnet. Vorgestellt wurden sie von einem Mitinhaber der Kellerei. Die ersten Mitbringsel konnten schon eingekauft werden.
Und weil es auf der Strecke nach Cerdon keine Möglichkeit für eine Mittagspause gibt, aß man belegtes Baguette und trank französischen Rotwein. Recht warm war es, und der Weg zum Museum der Kupferarbeiten war beschwerlich. Aber es lohnte sich, denn nur weil es Wasser für die Räder gab, siedelte sich die Familie Main in der ehemaligen Papiermühle an. Produziert wurde für Nordafrika, dem Orient und auch Becken für die Kokons der Seidenraupen in Japan. Die Mühle war einmal die größte in Frankreich.

In Nantua, einem kleinen Städtchen an einem See, angekommen, ging die Suche nach einem Café los. Kurz vor der Führung öffnete dann doch ein Bistro für uns. So gestärkt begannen wir mit der Besichtigung des Museums des Widerstandes und der Deportation, mit einer Geschichte, die beide Völker zu tragen haben. In diesem Museum wird zur Schuld des Vichy-Regimes während der deutschen Besatzung Stellung genommen. Ohne die Kollaboration wären die grausamen Verbrechen nicht möglich gewesen. Der Widerstand war in den Bergen besonders groß, weil viel Unterschlupf möglich war.

Einen Unterschlupf der besonderen Art erwartete die Gruppe irgendwo in den Bergen. Ein Restaurant, in dem der Besitzer sogar deutsch spricht, hatte ein wunderbares Menue kreiert. Die angenehme Atmosphäre begeisterte alle.

Leider war es für die Wanderung in den Pertes der Valserine zu rutschig, und so bot Heidi Leins entweder eine Stadtführung mit Ursula Famy oder den Besuch im kleinen Bauernmuseum in Eloise an.
Die Gruppe Eloise war angekündigt, Kaffee und Gebäck wartete. Auf geringstem Raum wird das bäuerliche Leben der Gegend dargestellt. Frau Stuck-Herzog zeigte auch da, wie wertvoll ihre Übersetzungsarbeit war. Die Mitfahrenden hatten eine große Freude an der Vielfältigkeit der Exponate. Die Gruppe Stadtführung sah Bellegarde, an der Mündung der Valserine in die Rhône gelegen, das erste Mal. Die noch sehr junge Stadt hatte aber immerhin als erste Stadt in Frankreich eine elektrische Straßenbeleuchtung, fußend auf einem Wasserkraftwerk. Bis 1948 wartete Bellegarde mit einem Naturschauspiel auf. Die Rhône verschwand in ein 60 m tiefes Loch auf einer Länge von 50 m vollständig. Dann wurde die Rhône geflutet, und der Tourismus hatte ein Ende.

Am Anfang der Reise stand der Käse in Gruyères, und Käse sollte auch der Abschluss sein. In Chézery-Forens gibt es eine Kooperative, die herrlichen Käse produziert. Bleu de Gex und Comté sind die Hauptprodukte. Leider konnte die Produktion nicht mehr beobachtet werden. Während die eine Gruppe den Käseladen stürmte, beschäftigte sich die andere Gruppe mit der Seifenproduktion auf natürlich Basis, kalt gerührt, einem aufwendigen Prozess mit erlesenen zertifizierten Zutaten. Keine Frage am Ende der Führung, der Preis ist gerechtfertigt. Großer Dank an Frau Stuck-Herzog. Sie übersetzte, damit jeder alles Wissen mitnehmen konnte.

Der Abend gehörte dem Besuch des Konzerts vom gemischten Chor La Villanelle und Männergesangverein Diedelsheim, schließlich waren im Bus genügend Fans der Chormusik mitgefahren, um Applaus zu spenden. Sie alle wurden nicht enttäuscht. Das anspruchsvolle Programm der beiden Chöre war ein musikalischer Genuss.

Einen Tag nur für die Heimfahrt zu nutzen, ist nicht sinnvoll. So war der letzte Programmpunkt das Kloster Brou in Bourg-en-Bresse. Dieses Kleinod ließ Margarete von Österreich als Grabstätte für ihren Mann Philibert II. gestalten. Die bezaubernden Alabasterarbeiten dazu noch das Leben in ihren Privatgemächern fesselten aufgrund der technischen Finessen. Flamboyant-Gotik war der Stil der Zeit und wurde perfekt umgesetzt. Allein das engobierte Dach ist sehenswert und ein Hingucker, weit sichtbar.
Brou war der schöne Schlusspunkt einer Reise in die Partnerstadt. Für Heidi Leins, die die Reise vorbereitete und begleitete, war die Frage, wann wir wieder auf Reisen gehen würden, ein großes Lob.

Autor:

Heidemarie Leins aus Bretten

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