Die Brettener „Landstreicher“ sind eine bunte Truppe moderner Pfadfinder

Jeder ist willkommen: Rund 30 Mitglieder zählt der Pfadfinderstamm Landstreicher derzeit und freut sich immer über neue Mitglieder und Interessierte. Foto: wh
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Die Pfadfinder-Gruppe "Landstreicher" aus Bretten halten nicht viel von starren Regeln oder Prüfungen. Ihnen geht es um Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn.

Es gibt Pfadfindergruppen, in denen Lager immer noch nach Geschlechtern getrennt abgehalten werden, und es gibt die Landstreicher in Bretten, neben dem evangelischen Kindergarten in der Turbanstraße. „Der Name Landstreicher war eine Konsens-Entscheidung“, erzählt Benedikt Hartlieb, der schon seit der Gründung 2007 dabei ist. „Ich bin froh, dass es nicht Sternenwanderer geworden ist.“

Die Landstreicher sind zwar Mitglied im VCP, dem Verband christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder, eine Religionszugehörigkeit ist aber nicht Pflicht. „Bei uns gibt es auch Atheisten, Agnostiker und Pessimisten. Und sogar Katholiken“, scherzt Bene. Für einige Zeit sei auch mal ein muslimisches Mädchen Mitglied gewesen. „Bei uns kann jeder sein, wie er ist“, erklärt Stammesleiter Benjamin Simmel. „Wir sind wie ein kleines Berlin“, ergänzt Bene.
Die Landstreicher sind moderne Pfadfinder. Ein Regelwerk, Prüfungen oder Ähnliches sucht man bei ihnen vergebens. Allerdings tragen sie alle die typische Kluft mit den Halsbändern, deren Farbe die Altersgruppe anzeigt.
Jeden Tag eine gute Tat – das bedeute für die Landstreicher nicht, jeden Tag einer alten Dame über die Straße zu helfen. Man organisiert dafür Spendensammlungen, zum Beispiel über einen Kuchenverkauf auf dem Marktplatz. Die Erlöse kommen dann guten Zwecken zu Gute, wie dem Kinderhospiz in Karlsruhe oder der Sanierung der Glocke der evangelischen Kirche.

Aktuelles Lieblingsprojekt der Jugendlichen ist die Bar im Zimmer, indem auch der Kicker und die Tischtennisplatte steht. „Die Bar ist schepps, aber das ist ja nichts Schlimmes“, kommentiert Bene. Dafür habe man sie in eigener Arbeit und fast ohne Geld selbst gebaut. Selbstständiges Arbeiten lerne man hier, weil man es einfach macht.

2010 übernahm Benjamin die Stammesleitung, obwohl er bis dahin noch nie bei den Pfadfindern war. „Ich war dann lange Zeit der einzige, der sich um alles gekümmert hat“, erzählt der 23-Jährige. Er habe dann, wenn er vor besonderen Anforderungen stand, beim Überlegen immer eine Art „Brummelgeräusch“ gemacht. So entstand sein Fahrtenname „Bär“. Ein Fahrtenname, das ist ein Spitzname, hinter dem eine Geschichte steht. Diese Geschichte dürfe man sich eigentlich nur auf den Fahrten, am besten am Lagerfeuer, erzählen.
In der Vollversammlung gilt seit der neuesten Satzungsänderung das Demokratie- statt des Konsensprinzips. Jeder Pfadfinder, auch die Wölflinge, die zwischen sechs und zehn Jahre alt sind, haben ein Stimmrecht. „Das kann Entscheidungen schon manchmal beeinflussen. Deswegen fahren wir jetzt auf Landeswölflingsfreizeit“, erzählt „Bär“. Auch über den Terminplan wird abgestimmt. Circa 15 Termine, unter anderem das Landeslager und eine Wanderung mit einem befreundeten Stamm, stehen in diesem Jahr an. Ungefähr vier Mal im Jahr gehen die Landstreicher auf Trek, also auf längere Wanderungen.

Dabei erleben die Pfadfinder so einiges und haben eine Menge unterhaltsamer Geschichten parat. Die Lieblingsgeschichte von Flora, die lange Zeit das einzige Mädchen des Stammes war, ist der von einer Wanderung während eines Bundeslagers, die mit einer Übernachtung im Heu in einer Scheune endete. Jeanne, die nach nur einem „Schnupper-Treffen“ den Landstreichern gleich beigetreten ist, schwärmt: „Das war so schön warm. Das sollte jeder einmal gemacht haben.“ (wh)

Jeder ist willkommen: Rund 30 Mitglieder zählt der Pfadfinderstamm Landstreicher derzeit und freut sich immer über neue Mitglieder und Interessierte. Foto: wh
Hier packen alle mit an: Die Landstreicher gestalten ihre Räume selbst, wie hier beim Einbau einer Bar. Foto: wh
Autor:

Wiebke Hagemann aus Bretten

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