Die Große Lehmwespe - friedfertige Töpferin

Ähnlichkeit mit Hornissen: Die Große Lehmwespe kann man regelmäßig beim Blütenbesuch in den Gärten beobachten. | Foto: Dittes
  • Ähnlichkeit mit Hornissen: Die Große Lehmwespe kann man regelmäßig beim Blütenbesuch in den Gärten beobachten.
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Teil 4 unserer Serie Klimawandel im Kraichgau

Zunehmende Wetterextreme, steigende Meeresspiegel, sich ausbreitende Wüsten – weltweit finden Forscher immer mehr Anzeichen des fortschreitenden Klimawandels. Auch im Kraichgau registriert die Brettener Ortsgruppe des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) den Klimawandel schon seit Jahren anhand von Verschiebungen in der Tier- und Pflanzenwelt. Heute: die Große Lehmwespe.

„Erst vor wenigen Wochen habe ich die Fassade meines Hauses neu verputzen lassen und seit einigen Tagen klebt ein Lehmbatzen etwa so groß wie eine kleine Kinderfaust an der Hauswand“, schimpft ein sichtlich verärgerter Hausbesitzer aus dem Brettener Umland. Die „Lausbuben“, die er verdächtigt, müssen gut im Werfen sein, kleben doch diese Erdklumpen meist in großer Höhe an mehrstöckigen Gebäuden und sogar hoch oben am Mauerwerk von Kirchtürmen.

Nester aus Lehm an Hauswände geklebt

Aber es sind keine Jugendlichen, die aus Übermut mit Lehm geworfen haben, sondern es ist das Werk der Großen Lehmwespe (Delta unguilatus). Sie klebt ihre Nester aus Lehm an die Hauswände, daher ihr Name. „In den letzten Jahren habe ich immer mehr dieser Nester in der Brettener Innenstadt und auf den Dörfern im Kraichgau gefunden“, berichtet Gerhard Dittes, der Vorsitzende des BUND Bretten. „Dabei fällt auf, dass sich die knapp zwei Dutzend Nester, die ich entdeckt habe, fast alle auf den Ostseiten der Gebäude befinden.“

Brutzellen aus Lehm und Speichel getöpfert

Aus Lehm, der mit ihrem Speichel vermischt wird, töpfert die Wespe kleine Brutzellen. Dann fängt sie Raupen, die sie mit dem Stich ihres Giftstachels lähmt und in die Zellen stopft. Die Raupen dienen der Wespenlarve als lebender Proviant. Zur Tarnung werden die bis zu einem Dutzend Brutzellen pro Nestanlage komplett mit Lehm überzogen: Der Dreckbatzen ist fertig. Durch den als Bindemittel dienenden Speichel wird das Baumaterial steinhart. Deshalb müssen sich die schlüpfenden Jungwespen im nächsten Jahr mühsam aus ihrer Kinderstube heraus nagen.

Friedfertige Wespenart

Die Große Lehmwespe hat sich, begünstigt durch die infolge des Klimawandels wärmeren Sommer, von Südeuropa über die burgundische Pforte und den Oberrheingraben bis in den Kraichgau ausgebreitet. Im Raum Bretten ist sie längst heimisch geworden. Regelmäßig kann man sie beim Blütenbesuch in den Gärten beobachten. Die Weibchen der Großen Lehmwespe, die einer Hornisse ähnlich sehen, können zwar stechen, sind aber im Gegensatz zu anderen Wespenarten friedfertig.
Hausbesitzer, die diese Lehmbatzen an ihrer Hauswand dulden, leisten damit einen lobenswerten Beitrag zur Artenvielfalt. Wer Nester entdeckt, wird gebeten, dies dem BUND unter E-Mail info@bund-bretten.de zu melden. gd

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Autor:

Chris Heinemann aus Bretten

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