Relikt der Urzeit im Brettener Wald
Die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege (Venistoraphidia nigricollis)

(ein Artikel der BUND-Ortsgruppe Bretten)
Bretten (gd) Die Vorfahren der Kamelhalsfliege, die in der Kreidezeit zusammen mit den Dinosauriern lebten, sahen damals schon so aus wie heute: An dem verlängerten, schräg nach oben gerichteten Brustabschnitt sitzt der sehr bewegliche Kopf. „Darauf ist der Name Kamelhalsfliege zurückzuführen“, erklärt Matthias Menzel vom BUND Bretten. Die Saurier sind zwar längst ausgestorben, aber die Kamelhalsfliegen haben die Jahrmillionen fast unverändert als lebende Fossilien überdauert und sind auch in Bretten und Umgebung mit etwas Glück zu entdecken. Diese unverwechselbaren, bis 15 Millimeter großen Tiere, gehören allerdings nicht zu den Fliegen, sondern bilden eine eigenständige Insektengruppe, die in Mitteleuropa mit etwa einem Dutzend Arten vertreten ist. Obwohl sie gut entwickelte Flügel besitzen, können sie schlecht fliegen. Nur unbeholfen legen sie flatternd kurze Strecken zurück.

Kamelhalsfliegen leben bevorzugt in Wäldern und Streuobstwiesen

Die tagaktiven Kamelhalsfliegen leben bevorzugt in Wäldern und Streuobstwiesen und ernähren sich räuberisch von kleinen Insekten, wie zum Beispiel Blattläusen und Borkenkäfern sowie deren Eiern und Larven. Auch Artgenossen stehen auf ihrem Speiseplan. Sie selbst fallen ihren Fressfeinden wie Spechten, Spinnen oder anderen Räubern zum Opfer. Menschen bekommen die Tiere nur selten zu sehen, weil sie sich meistens in den Kronen der Bäume und den Rissen der Baumrinde aufhalten. Nach der Paarung legen ihre Weibchen bis zu tausend Eier in Vertiefungen der Baumrinde ab. Die dann ausschlüpfenden Larven sind sehr beweglich. Sie können sogar rückwärts laufen und sich mit einer Ausstülpung des Enddarms an glatter Baumrinde festhalten. Diese flinken Räuber stellen sogar den unter der Baumrinde lebenden Larven von Borkenkäfern nach.

Lebensräume mit großer Artenvielfalt bevorzugt

Kamelhalsfliegen bevorzugen Lebensräume mit großer Artenvielfalt wie Eichenmischwälder oder Streuobstwiesen. Diese Lebensräume gilt es daher laut dem BUND uneingeschränkt zu erhalten. So stehe die Schwarzhals-Kamelhalsfliege auf der Roten Liste Deutschlands. Die Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie in Müncheberg , die jedes Jahr eine Insektenart, unter anderem wegen ihrer besonderer Wichtigkeit für das Ökosystem vorschlägt, hat die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege im Übrigen zum Insekt das Jahres 2022 gewählt.

Links :
Warum wir der Schwarzhalsigen Kamelhalsfliege selten begegnen
Lebendes Fossil: Die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege

Autor:

BUND Bretten aus Bretten

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