Gedenktafel für jüdische Mitbürger
Familie Fritz Michelson

2. von links Christa Linkenheil, Calwer Oberbürgermeister Florian Kling, Heidemarie Leins
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Die Welt der Familienforscher ist klein, und immer wieder sind es Zufälle, die Ergänzungen oder auch ganz Neues dem Forschenden bescheren.
So geschehen mit der Familie Michelson. Ein Name, der in Bretten nur einmal auftaucht. Fritz Michelson heiratete im Oktober 1933 Grete Julie Wertheimer, die Tochter von Isak und Pauline Wertheimer, Kleidergeschäft in der Melanchthonstr. 70. Fritz wurde in Calw geboren. Seine Mutter war eine geborene Kleemann. Ja, den Namen gibt es auch bei den Brettener Juden. Sogar ein Warenhaus in Bretten trug diesen Namen. Christa Linkenheil, die Calwer Forscherin, hatte die Gedenktafel für das Ehepaar Michelson beantragt, das Opfer der Shoah wurde. Sie knüpfte Kontakt nach Bretten, um den anderen Teil der Familiengeschichte zu hören, den Heidemarie Leins parat hatte.
Die Geschwister Julius und Setty Kleemann gründeten 1904 in Calw ein Warenhaus. Setty heiratete 1907 in Theilheim, ihrem Geburtsort, Otto Michelson aus Solingen, der in die Geschäftsführung in Calw einstieg. Das Geschäft lautet weiterhin auf den Namen „Warenhaus Geschwister Kleemann“, aber mit dem Zusatz (Inhaber Otto Michelson). Bruder Julius kannte Bretten aufgrund der Geschäftsbeziehungen zu Wertheimers, die oftmals Strickwaren aus Calw bezogen. Nach einer Marktanalyse in Bretten, bemühte
sich Julius um die Eröffnung eines Warenhauses, jetzt allerdings mit seiner anderen Schwester Caroline, die seit 1907 mit Julius Herrmann verheiratet war. Die Eröffnung fand am 2. März 1910 in der Melanchthonstr. 59 statt. Erst 1919 wurden Haus und Grundstück in der Melanchthonstr. 23, beste Geschäftslage, gekauft. Das Warenhaus Kleemann war weit und breit bekannt. Mehrere angestellte Reisende bewarben die Angebote. Julius starb schon 1920. So führte die Schwester mit ihrem Mann das Geschäft bis zum Jahr 1931 immer noch unter dem Namen Kleemann weiter. Dann mussten sie verkaufen. Die nachfolgenden Jahre waren von einem Umzug in die Wilhelmstraße und Mittellosigkeit geprägt. Nachdem die Mutter 1936 starb, emigrierte nach und nach die Familie nach Argentinien.
Da die Verbindungen nach Bretten sehr eindeutig sind, wurde eine Einladung zur Enthüllung der Gedenktafel nach Bretten ausgesprochen. Heidemarie Leins überbrachte die Grüße von Oberbürgermeister Martin Wolff an den Oberbürgermeister Florian Kling von Calw und dankte für das Engagement aller Beteiligten, besonders aber Frau Linkenheil, die ein Video für den einzigen Enkel der Michelsons herstellen ließ. Egon David, geb. 1935, in Brettten, lebt heute hochbetagt in den USA, wahrscheinlich einer der zwei bekannten ehemaligen jüdischen Mitbürger Brettens, die noch leben.

Autor:

Heidemarie Leins aus Bretten

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