Überraschender Medaillenregen
Inklusive Paddelgruppe aus Bretten kehrt mit Erfolg von Special Olympics zurück
Bretten/Berlin (hk) Vom 19. bis 24. Juni wurde Berlin zur deutschen Hauptstadt der Inklusion: Tausende von Athleten traten bei den Wettbewerben der Special Olympics National Games in mehr als 20 Sportarten gegeneinander an. Unter ihnen war auch eine Delegation aus Bretten und Karlsruhe mit einer inklusiven Paddelgruppe: Elke Langer und Thomas Federmann, beide vom Kanuclub Maxau Karlsruhe sowie Skiclub Karlsruhe und die beiden Skiclub-Mitglieder Bianka Leonhardt als Head-Coach und Erich Attig als Delegationsleiter (Head of Delegation) reisten mit den Freizeitsportlern Ante Miletic, Axel Herzer und Joe Meiners vom Reha Sport Bretten, die sich für die Special Olympics qualifiziert hatten, nach Berlin. Und das mit großem sportlichen Erfolg: Miletic, Herzer und Meiners kehrten mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen zurück. "Diese Leistung ist bemerkenswert, da unsere inklusive Paddelgruppe erst seit zwei Jahren besteht und das Training wegen Corona nur eingeschränkt möglich war", erklären Elke Langer und Thomas Federmann. Entstanden ist die inklusive Paddelgruppe durch einen Kontakt mit Verena Stalder-Eckert vom Verein RehaSport Bretten während eines Lehrgangs. Nun bieten die Kanuvereine auf Rappenwört in Kooperation mit Stalder-Eckert, die eine Trainerlizenz für Menschen mit geistiger Behinderung hat, diese inklusive Paddelgruppe an. Der Zusammenschluss soll künftig durch andere Vereinen erweitert werden, so der Wunsch der Paddelgruppe.
"Gemeinschaftliches Paddeln"
Die kooperierenden Vereine haben sich mit Miletic, Herzer und Meiners – drei Menschen mit geistiger Behinderung aus Bretten – bei den Special Olympics angemeldet. "Unsere Motivation war es, Inklusion und Teilhabe vorzuleben", betont Stalder-Eckert. Dennoch seien sie auch mit einem gesunden Ehrgeiz an die Sache herangegangen, sagt sie lachend. Langer und Federmann gingen als inklusive Partner, sogenannte Unified Partner, mit. Als Unified-Team wird ein Team bezeichnet, das jeweils aus einem Athleten mit Beeinträchtigung und einem Unified-Partner besteht. "Das heißt, es sitzen Menschen mit und ohne Behinderung im Kanu-Boot", erklärt Federmann, der selbst aus dem Kanusport kommt. "Für mich ist es wichtig, dass der Spaß am Sport im Vordergrund steht und kein Leistungsdruck entsteht." Dementsprechend sei das Training gestaltet – es ist eher ein gemeinschaftliches Paddeln. "Aber natürlich haben wir auch viel geübt und Techniken korrigiert, wo es nötig war."
"Entscheidung war richtig"
Herzer, Miletic und Meiners konnten im 200 Meter Single Touring Kayak die Plätze eins, drei und fünf belegen. "Axel hat uns alle mit seinem Endlauf überrascht", sagt Federmann mit einem Lächeln. Denn bis vor kurzem hätte man das nicht gedacht. "Im Vorlauf hatte er in der Qualifikation noch Probleme, die Bahn zu halten", erinnert sich Federmann. Bei dem Wettbewerb fahren die Kanuten wie im "echten" Kanusport in einer geraden Bahn gegeneinander. "Und ein paar Wochen zuvor bei den Proben hatte Axel noch massive Probleme. Wir haben überlegt, ob wir ihn überhaupt mitnehmen. Die Entscheidung fiel für ihn und sie war richtig. Er hat das, was wir ihm mit auf den Weg gegeben haben, toll umgesetzt", freut sich Federmann. Herzers Leistung verdiene auch deshalb eine hohe Anerkennung, weil dieser erst seit rund einem Jahr Kanu fahre. Überhaupt sei es eine wahre Freude gewesen, die strahlenden Gesichter der Brettener Kanuten zu sehen, als diese die Boote der Konkurrenz überholten. Im 200 Meter Doppel Touring Kajak traten Herzer und Miletic an und gewannen im Endlauf eine Bronzemedaille. In der 200 Meter Pendelstaffel mit zwei Einerkajaks und einem Zweierkajak wurden die Brettener Paddler ebenfalls mit dem dritten Platz belohnt. Am Finaltag fielen die Entscheidungen in den Rennen mit den Unified Partnern. Miletic und Langer sowie Meiners und Federmann gingen im Unified Doppel Touring Kajak über 200 Meter in ihren jeweiligen Klassen auf die Regattastrecke. Dabei konnten sich beide Teams in den Rennen durchsetzen und jeweils auf den letzten Metern gewinnen.
Training findet donnerstags statt
Es gab auch genügend Zeit, um neue Freundschaften mit den Athleten zu schließen, die zuvor als Konkurrenten gegeneinander angetreten waren, berichten die Kanusportler. Angespornt durch die Erlebnisse und Erfolge bei den Special Olympics, freuen sie sich auf das nächste Training. Treffpunkt ist immer donnerstags um 17 Uhr beim Skiclub Karlsruhe. Kontakt unter inklusion@kanukreis-karlsruhe.de und rehasportbrettenev@web.de.
Autor:Havva Keskin aus Bretten |
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