Weniger Kontakte zu anderen Familien haben sich nach der Coronainfektion eingebürgert
"Irgendwann wird auch das vorbei sein"

Bretten (bea) Eine Infektion mit Corona kann leichte, aber auch schwerwiegende Folgen haben. Bei Edgar Kratzmeier und seiner Frau aus Bretten verlief die Krankheit sehr unterschiedlich. "Wir waren extra nicht im Urlaub und haben keine Ausflüge gemacht", sagt Kratzmeier. Doch bei einem 30-minütigen Geburtstagsbesuch mit Umarmung hatte sich seine Frau bei ihrer Freundin angesteckt. Zu diesem Zeitpunkt wusste diese selbst nicht, dass sie das Virus in sich trug.

Quarantäne nach Urlaub

An einem Samstag im August meldete sich das Gesundheitsamt bei Familie Kratzmeier. "Das war reines Glück, denn ich hatte drei Wochen Urlaub und wäre am darauffolgenden Montag wieder in die Firma gegangen", sagt Kratzmeier. Dort wäre er mit 26 Menschen in Berührung gekommen. Doch stattdessen ging er mit seiner Frau und den beiden Töchtern zum Corona-Test. Zwei Tage später war das Ergebnis da: Seine Frau war positiv, er selbst und seine Töchter negativ getestet. Am darauffolgenden Samstag bekam er in der Quarantäne leichte Erkältungsbeschwerden, Halskratzen und eine laufende Nase. Sein Nachtest am Montag darauf, da ja nun seine Frau Corona hatte, zeigte an, dass auch er sich mit dem Virus angesteckt hatte, seine Kinder blieben negativ. Und das, obwohl seine Tochter mit ihrer ebenfalls mit Corona infizierten Freundin aus demselben, befreundeten Haushalt zuvor im gleichen Bett übernachtet hatte.

Erkältung geht, plötzliche Hustenanfälle kommen

Seine Erkältung ging schnell wieder weg, sagt er. "Aber dann ging es richtig los. Von heute auf morgen war ich total schlapp und bekam starke Hustenanfälle." Nach mehreren Tagen und drei durchschlafenen Nächten ging es ihm allmählich wieder besser. Dank der damals sommerlichen Temperaturen konnte er es sich tagsüber in der Hängematte im Garten bequem machen. Doch auch dort hatte er mit starken Hustenanfällen zu kämpfen. "Die sind so plötzlich gekommen, dass ich froh war, die Hand vor den Mund zu bekommen, vom Ellenbogen gar nicht zu reden." Als dies auch im Haus vorkam, handelte er sich Ärger mit seiner Frau ein.

Keine Geschmacks- oder Geruchsprobleme

"Die ganze Situation hat mich sehr genervt. Mit einer Maske zu husten ist eine Katastrophe". Auch war es für ihn schlimm, seine Frau über drei Wochen nur mit Mundschutz und Handschuhen zu sehen. Seine Kinder blieben in ihren Zimmern und kamen nur zum Essen heraus. Trotz Ferienzeit konnten sie nicht raus zu ihren Freunden. Er selbst hatte zwar keine Angst zu sterben, aber vor bleibenden Schäden, da er unter Asthma leidet. Die ganze Zeit über hatte Kratzmeier keine Geschmacks- und Geruchsprobleme. Dafür haben seine Lungen "richtig gebrannt", als er die zwölf Stufen in seinem Garten hochgegangen ist. Während der Quarantäne haben Freunde und Nachbarn für die Familie eingekauft. "Sie waren teilweise fast beleidigt, wenn wir nichts zum Einkaufen brauchten." Von diesem Freundschaftsdienst war er sehr beeindruckt. "Das war klasse."

Kopfschmerzen und erhöhte Temperatur

Obwohl die Familie keine Panikkäufe machte, gab der Gefrierschrank so viel her, dass nur wenig dazugekauft werden musste. Während Edgar Kratzmeier das Coronavirus zu spüren bekam und auch heute noch gelegentlich husten muss, hatte seine Frau nur einen Tag lang Kopfschmerzen mit erhöhter Temperatur. "Sie wäre nie zum Arzt gegangen, wenn wir nicht in Quarantäne gewesen wären." In den drei Wochen haben Kratzmeiers sehr viel gelüftet und das auch bis heute beibehalten. Ebenfalls achten sie darauf, bedeutend weniger Kontakte mit anderen Menschen zu haben. Nur mit der befreundeten Familie, die ebenfalls Corona hatte, kommen Kratzmeiers zusammen. Außerhalb der eigenen Familie haben sie hauptsächlich telefonischen Kontakt.

"Ich war auch mal 17"

"Weniger Kontakte zu haben, hat sich eingebürgert. Es ist zwar schade, aber irgendwann wird das auch wieder vorbei sein", sagt Kratzmeier. Dennoch kann er das Unverständnis von Jugendlichen verstehen, die bei ihren Eltern wohnten und momentan nirgendwo hingehen könnten. "Ich war auch mal 17." Jetzt sei er jedoch älter und habe eine Familie. Daher falle es ihm nicht schwer, sich an die immer strenger werdenden Regeln zu halten. "Wenn die Zahlen nach oben gehen, müssen sie strenger werden", sagt er und betont, "man muss sich einfach an die Regeln halten".

Oftmals fehlt die Luft beim Sport

Mitte Oktober erkrankte auch ein über 30-jähriger, sportlicher Brettener, der nicht namentlich genannt werden möchte, an Corona. Auch bei ihm meldete sich das Gesundheitsamt. Er musste alle Personen nennen, mit denen er länger als 15 Minuten und unter einem Abstand von eineinhalb Metern Kontakt hatte. Er verlor seinen Geschmackssinn. "Das war das Schwerwiegendste", sagt er im Gespräch mit der Brettener Woche/kraichgau.news. Nach drei Wochen hatte er seinen Geschmackssinn und sein Hungergefühl wieder, der Geruchssinn kam später. Doch bei seiner körperlichen Fitness musste er gravierende Einschnitte hinnehmen. Das sei inzwischen zwar besser geworden, doch sein Puls schieße noch in die Höhe und gehe nur langsam wieder runter. Auch fehle ihm beim Sport oftmals die Luft, daher müsse er immer wieder Pausen einlegen.

Mehrfache positiv-Testung "durchaus normal"

Selbst eine mehrfache positiv-Testung mit dem PCR-Test (Polymerasekettenreaktion) sei "durchaus normal", sagt Martin Zawichowski, Leiter vom Büro des Landrats. Dies bedeute auch nicht, dass eine infizierte Person noch ansteckend sei. Da sie jedoch ansteckungsfähig sein könnte, müsse sich die positiv getestete Person erneut in Isolation begeben. Diese ende nach den Regeln des Robert-Koch-Instituts und des Coronaverordnung Absonderung nach zehn Tagen und mindestens 48 Stunden Symptomfreiheit. "Das Problem besteht darin, das es von der Schwere des Verlaufs abhängt, wielange jemand ansteckend bleibt." Das sei natürlich besonders bei Pflegeheimbewohnern relevant, zumal dort eine Weiterverbreitung besonders schwere Konsequenzen habe. Deshalb werde mindestens bei intensivpflichtig gewesenen Patienten eine Freitestung (negatives Ergebnis) verlangt. Auch Arbeitgeber verlangten das teilweise.

Bislang keine zweite Welle in den Altenheimen

In den Anfang des Jahres betroffenen Altenheimen in Neibsheim und Walzbachtal sei es im Rahmen der zweiten Welle zu keinen weiteren Infektionen gekommen. In Neibsheim seien 144 Bewohner und 67 Beschäftigte infiziert gewesen, 42 Menschen seien gestorben. In Wössingen seien 38 Bewohner und 19 Beschäftigte infiziert gewesen, zehn Menschen seien gestorben. In Neibsheim leben derzeit 176 Menschen, in Wössingen 74 Menschen.

Autor:

Beatrix Drescher aus Bretten

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