Peter-und-Paul-Fest: Der Ton macht die Musik

Hans Buschbach aus Gölshausen ist für den guten Ton beim Fest zuständig.

Bretten (wod) Die mittelalterliche Rauschpfeife und der Dudelsack sollen auch vor und neben der Bühne genau so klingen wie oben auf der Bühne, nur lauter. Und auch die Ansprache des Stadtvogts soll jeder verstehen. Für den Akustik-Chef des Fests kein Problem. Hans Buschbach weiß, wie es klingen soll. Die Frage, ob ein Mittelalterfest überhaupt auf Mikrofon und Lautsprecher zurückgreifen darf, erübrigt sich in Bretten. Zu viele Besucher. Unplugged geht hier gar nicht. Noch vor 15 Jahren hingen kleine Lautsprecherboxen auf Masten auf dem Marktplatz, heute sorgt eine 80.000 Watt-Anlage für den guten Klang auf dem zentralen Platz der Stadt.

Riesenbühne mit viel Equipment

Mit der Riesenbühne, die am Mittwoch vor dem Fest aufgebaut wird, kommen auch Buschbach und seine Truppe: Die großen, schweren Bassboxen verschwinden unter dem Bühnenboden. Da der Mensch tiefe Töne nicht orten kann, ist es egal, wo die platziert sind. Ganz anders bei den mittleren und hohen Frequenzen. Da kann man viel falsch machen, weiß Buschbach. Seine Kenntnisse über Elektroakustik kommen nicht von ungefähr. Der gelernte Werkzeugmacher und Radio-und Fernsehtechniker hatte nebenbei schon immer ein Faible für Beschallung. Bei einer renommierten Karlsruher Firma erschloss er sich die theoretischen Grundlagen. Die Ausrichtung der Lautsprecher sei eine Kunst, die man beherrschen müsse. Der bessere Klang heute liegt auch an den besseren Lautsprechersystemen, die man seit einigen Jahren nutze. Wo früher Hörner den Klang mit Brachialgewalt ins Publikum bliesen, setzt man nun auf die so genannten „Bananen“, mehrere kleinere Lautsprecherboxen, die so angeordnet werden, dass die den Klang genau dahin abstrahlen, wo der Mann am Mischpult es will. Lautstärke wurde dosierbarer.

Mischpult ist Zentrale des guten Klangs

Das Mischpult ist die Zentrale des guten Klangs. Dort kommen all die Signale zusammen, die von den Mikrofonen auf der Bühne abgenommen werden. Kilometerlange Kabel verlegen die Techniker auf und unter dem Marktplatz. Auf 64 einzelnen Kanälen entfalten die Mikros ihren Klang im Pult. Die Kunst ist, für den jeweiligen Zweck das passende Mikro auszuwählen, es so einzustellen, dass das Instrument genau so klingt wie im Original. Mit voreingestellten Sounds, die er bei Proben und Tests festlegt, arbeitet Buschbach zumeist, denn schnell gehen sollen die Programmwechsel auf der Bühne ja auch noch. Dazu kommen „maximale Flexibilitätsnotwendigkeiten“.

Flexibilität ist gefragt

Das Detailprogramm liegt zwar bereit, aber selbst bei so durchchoreografierten Programmpunkten wie der Musterung, Theater mit vielen, vielen Teilnehmern, kommt es jedoch oft genug anders als geplant. Nicht zu laut, nicht zu leise, Stimme gut zu verstehen, ausgewogener Gesamtklang, vorne und weiter hinten auch, dabei immer im Habachtstellung vor kurzfristigen Entscheidungen – für die siebenköpfige Buschbach-Crew ist das Fest viel Arbeit. Die aber auch Spaß macht. Schließlich ist der Gölshäuser auch mit dem Fest groß geworden und mag es. Auch wenn er seit Jahren von dem, was rund um den Marktplatz abspielt, natürlich wenig mitbekommt. Eine kleine Runde durch die Innenstadt dreht er trotzdem jedes Jahr.
„Dreh den Sprecher ab, der Gewalthaufen läuft ein“, ruft ihm jemand mit Funkgerät in der Hand zu. Buschbach ist Profi genug, um niemandem ohne dessen Wissen den Saft abzudrehen. Erst nachdem der Sprecher schweigt, regelt er dessen Headset herunter und zieht die der Schaupieler nach oben. Das Spiel geht weiter.

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Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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