Chor hatte bei Staatsbegräbnis gesungen
Sängerbund Gölshausen feiert sein 150-jähriges Bestehen

Einer der ältesten Vereine in Gölshausen ist der Sängerbund Gölshausen. Im Jahr 2024 feiert der Chor sein 150-jähriges Bestehen. (Symbolfoto) | Foto: © stock.adobe.com - Sansert
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Bretten (hk) Einer der ältesten Vereine in Gölshausen ist der Sängerbund Gölshausen. Im Jahr 2024 feiert der Chor sein 150-jähriges Bestehen. Im Gespräch mit der Brettener Woche ließen Anita und Karl Steinhilper vom Sängerbund die Geschichte des Vereins Revue passieren.

Der Sängerbund Gölshausen wurde 1874 gegründet und hat seitdem eine wechselvolle Geschichte mit zwei Weltkriegen und einschneidenden gesellschaftlichen Veränderungen überstanden. Erster Dirigent des Sängerbundes, der aus dem 1874 gegründeten Liederkranz Gölshausen hervorging, war der Unterlehrer Iber, erster Vorsitzender der Bäckermeister Karl Zitsch. Bereits 1920 konnte der Verein den ersten Nachkriegs-Gausängertag ausrichten. Von da an erlebte der Sängerbund einen Aufschwung seltenen Ausmaßes, wenn auch mit einigen Stolpersteinen. Vor allem unter der Leitung von Oberlehrer Fritz Singer reihte sich Erfolg an Erfolg. Dank dieser Leistungen durfte der Sängerbund 1932 mit sieben Chören eine Stunde des Chorgesangs bei Radio Stuttgart gestalten.

Eine bewegte Geschichte: Der Sängerbund von 1945 bis 1991

Von Beginn des Zweiten Weltkrieges bis Mitte 1946 musste die Vereinstätigkeit zwangsweise fast völlig ruhen und der Sängerbund trauerte bei Kriegsende um 13 gefallene und vermisste Mitglieder. In anerkennenswerter Weise beteiligte sich die gesamte Dorfbevölkerung an einer Sammlung zur Wiederbeschaffung eines Klaviers und einer neuen Fahne. So konnte im September 1946 der Chorbetrieb wieder aufgenommen werden.

Bei der Jahreshauptversammlung 1978 wurde Kurt Eigenmann mit überwältigender Zustimmung zum ersten Vorsitzenden gewählt. Obwohl Eigenmann 1991 auf eine Wiederwahl verzichtete, stand er dem Verein als aktiver Sänger der Sängergruppe, der keine Singstunde versäumte, noch lange mit Rat und Tat zur Seite. Als Integrationsfigur und Ansprechpartner in allen Vereinsangelegenheiten war er für den Sängerbund unverzichtbar und „Gold wert“, so Karl Steinhilper. Im Januar 1988 wurde der langjährige ehrenamtliche Dirigent Georg Hartmann zum Ehrenchorleiter des Sängerbundes ernannt.

Ein Neuanfang und bedeutender Moment

Eine echte Zäsur brachte das Jahr 1990: Altersbedingte rückläufige Sängerzahlen stellten den Vorstand vor die Wahl, entweder Abstriche am gewohnten kulturellen Programm hinzunehmen oder mit der Einführung eines gemischten Chores einen Neuanfang zu wagen. Dank des Engagements des Vorsitzenden Helmut Weber wurde diese tiefgreifende Veränderung in der Vereinsstruktur von allen Seiten begrüßt. Mit frischem Elan startete der Gemischte Chor im Herbst 1990 unter der Leitung von Edgar Bechter in eine neue Ära des Sängerbundes. 1991 übernahm Helmut Weber die Führung des Vereins von Kurt Eigenmann.

Vereinsvorsitzende Anita Steinhilper erinnert sich im Gespräch mit der Brettener Woche auch an einen bedeutenden Moment in der Vereinsgeschichte, den ihr ein Vereinsmitglied so beschrieb: "Welcher Chor hat schon mal bei einem Staatsbegräbnis gesungen, bei dem Minister anwesend waren?" Gemeint ist die Beisetzung von Siegfried Buback. Im Jahr 1977 wurde Buback, der Generalbundesanwalt am Bundesgerichtshof in Karlsruhe war, ermordet – mit ihm sein Fahrer, der laut Steinhilper aus Gölshausen war.

Tradition und Zusammenhalt im Wandel der Zeit

Der altersbedingte Rückgang der aktiven Sängerinnen und Sänger machte im Laufe des Jahres 2008 einen geregelten Chorbetrieb fast unmöglich. Das Angebot des gemeinsamen Singens im 14-tägigen Rhythmus unter dem Motto „Sing mal wieder“ sicherte den Fortbestand des Sängerbundes – bis heute. Etwa 23 Sängerinnen und Sänger treffen sich regelmäßig zu diesen Singstunden im Probenraum des Kindergartens. Musikalischer Leiter ist Otmar Burkhard. Neue Sängerinnen und Sänger sind jederzeit willkommen. „Wir sind wie eine große Familie“, sagt Vereinsvorsitzende Anita Steinhilper mit einem Lachen. Auftritte beim Maibaumstellen und beim Dorffest in Gölshausen sowie das Singen in den Altenheimen in Bretten und Neibsheim gehören ebenso zum Programm des Sängerbundes wie gemeinsame Ausflüge der Sängerinnen und Sänger der Singgruppe.

Gefeiert wird das 150-jährige Bestehen des Sängerbundes im April mit einem Festabend mit geladenen Gästen und gemeinsam mit dem Liederkranz Zaisenhausen sowie dem Bürger- und Musikverein Gölshausen.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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