Eingetaucht in Modewelt um 1525
Vorbereitungen für "500 Jahre Bauernkrieg"

Im Gerberhaus tauchten die Teilnehmer/innen des Workshops tief in die Welt der Mode um 1525 ein.  | Foto: hk
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  • Im Gerberhaus tauchten die Teilnehmer/innen des Workshops tief in die Welt der Mode um 1525 ein.
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Bretten (hk) Im Jahr 2025 jährt sich der Bauernkrieg im Kraichgau zum 500. Mal. Aus diesem Anlass planen Museen und Institutionen aus der Region – auf Initiative der Museumsleiterinnen aus Sinsheim und Bretten, Dinah Rottschäfer und Linda Obhof – eine Reihe von Projekten. Das Ziel der Kooperation ist es, Geschichte erlebbar und begreifbar zu machen und das Museum aus den üblichen Räumlichkeiten herauszuholen. So sollen im Rahmen des Jahresprogramms für 2025 nicht nur zwei wissenschaftliche Fachtagungen stattfinden, sondern auch Kinder-Workshops, Märkte und Living History-Aktionen zum Thema Bauernkrieg.

"Noch nie so viel geballte Kompetenz auf einem Haufen gesehen"

Um die Planungen für die Living History-Aktionen voranzutreiben, tauchten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des jüngsten Treffens im Gerberhaus in Bretten tief in die Welt der Mode um 1525 ein. Insbesondere die Frage nach der Konstruktion von Hauben aus dieser Zeit löste eine lebhafte Diskussion aus. Die kenntnisreichen Teilnehmenden tauschten Tipps und Tricks aus, jeder Schritt der Hauben-Konstruktion wurde bis ins Detail durchdacht und es wurde deutlich, dass hier viel Wert auf historische Korrektheit gelegt wird. „Ich habe noch nie so viel geballte Kompetenz auf einem Haufen gesehen“, sagt Workshop-Teilnehmerin Theresa Farr von der IG Gewand. Der Vorbereitungsworkshop diene auch dazu, sich auf das neue Jahrzehnt einzustimmen und herauszufinden, was in der Mode um 1525 gleich bleibt und was sich ändert. „Wir Brettener sind ja eher auf das Jahr 1504 fixiert“, fügt sie mit einem Lachen hinzu.

Nähen historischer Kleidung kann eine Herausforderung sein

Henrike Schwark aus Neuburg an der Donau, eine weitere Teilnehmerin des Workshops, nähte währenddessen ein ärmelloses Oberteil, vergleichbar mit einem Mieder. Später soll es mit einem gefältelten Rock zusammengenäht werden und zusammen ergeben sie ein Oberkleid. Darüber wird eine lange Jacke mit Schößchen getragen. Das Nähen historischer Kleidung könne, wie Schwark berichtet, in Anbetracht dessen, dass viele Anleitungen in englischer Sprache verfasst sind, eine Herausforderung sein. Und oft würden sie sich an Fachexperten richten. „Es gibt also viel Raum für Spekulation und Interpretation“, sagt sie lachend. Im Austausch mit anderen Teilnehmern des Workshops soll also auch herausgefunden werden, was plausibel, was realistisch und was vielleicht zu kompliziert gedacht ist. Denn das Nähen an sich sei nicht besonders aufwendig. Das Schwierigste sei, herauszufinden, wie etwas genäht wurde. Damit sei sie im Workshop genau an der richtigen Stelle.

Living History - gelebte Geschichte 

Ein paar Schritte von ihr entfernt sitzt ihr Ehemann, Albert Schwark, an einem Tisch und repariert ein Brustplattgeschirr. In seiner Heimat ist Schwark Teil einer Gruppe von Fuhrleuten, die auf Veranstaltungen insbesondere das Leben im späten 15. Jahrhundert darstellen. Schwark erzählt von seinen Pferden, die an solche Veranstaltungen gewöhnt sind. Das sei wichtig, denn schließlich sollen sie Teil der Darstellung sein. Das entspreche ganz dem Sinn der Living History – der gelebten Geschichte. Dabei gehe es weniger darum, eine historische Figur zu verkörpern, sondern um die Vorführung von typischen Tätigkeiten einer bestimmten Gesellschaftsschicht. Der Bau eines einachsigen Pferdekarrens machte es schließlich möglich, dass das Ehepaar mit ihren Pferden als Fuhrleute unterwegs sind.

Adel hat mit Kleidungsstücken "seine Dekadenz zur Schau gestellt"

Alexander Obreiter aus Pforzheim beschäftigt sich derweil mit dem Nähen einer Schaube im Stil des Kraichgauer Landadels mit einem Seidensamtfutter. Obreiter erklärt, dass eine Schaube einem langen Mantel mit überlangen Armen ähnele. Während er mit seinem Schneiderwerk beschäftigt ist, teilt er seine Gedanken zu dieser besonderen Kleidung. „An einem Kleidungsstück wie diesem hat der Adel seine Dekadenz zur Schau gestellt“, sagt er. Dies war vor allem auf den teuren Samt zurückzuführen. Die Intensität und Dunkelheit der Farbe waren ebenfalls ein Indikator für den hohen Preis des Stoffes. Günstiger wurden dunklere Stoffe, als die chemische Färbung zum Einsatz kam, so Obreiter.

Dem Rätsel der Haube auf der Spur

Zum Schluss endet die Hauben-Diskussion mit einem zufriedenstellenden Ergebnis. „Ich glaube, wir sind einer Sache auf die Spur gekommen, die auch Sinn macht", sagt eine Teilnehmerin. Das Stück Stoff an der Haube im Bereich des Nackens könnte sowohl eine abdeckende Funktion haben, als auch die Haube zusammenhalten.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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