Walser: Freundschaft braucht auch Auseinandersetzung
Männerfreundschaften sind nach Ansicht des Schriftstellers Martin Walser mehr als nur "Duldungsgemeinschaften und Erfüllungsfreuden".
Stuttgart (dpa) Männerfreundschaften sind nach Ansicht des Schriftstellers Martin Walser mehr als nur "Duldungsgemeinschaften und Erfüllungsfreuden". Man müsse auch miteinander kämpfen, sagte der 89-Jährige am Dienstagabend bei einer Live-Veranstaltung des SWR im Literaturhaus Stuttgart. "Die Heftigkeit einer Freundschaft zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Kontraste ausgetragen werden müssen und dass es nicht nur Mitgefühl und Nachsicht und Verständnis gibt, sondern eben auch Auseinandersetzungen."
Walser hat in seinem Leben noch zwei Freunde
Heute gebe es in seinem Leben noch zwei Freunde, sagte Walser. Einer davon sei der Antiquar und Verleger Heribert Tenschert, der ebenfalls Gast der SWR-Veranstaltung war und zu Walsers 90. Geburtstag am 24. März eine Gesamtausgabe seiner Werke herausgebracht hat. Auf die Frage des Moderators Denis Scheck, was die Freundschaft mit Walser kennzeichne, sagte Tenschert: "Unterwerfung." Das sei aber nur die halbe Wahrheit, es komme noch Versklavung dazu, sagte der Antiquar - beschwichtigte aber direkt: "Das war nur Spaß." Es sei meistens eine wirkliche Freude, mit Martin Walser befreundet zu sein. "Ich beschränke mich einfach auf das meistens."
"Ein literarisches Lesespiel"
Walser las bei der Veranstaltung unter dem Titel "Ein literarisches Lesespiel" aus der Gesamtausgabe seiner Werke vor. Die Auswahl traf dabei das Publikum: Die Zuschauer riefen dem Schriftsteller Band und Seite zu und der Autor las die entsprechende Stelle vor. Dazwischen sprach er mit Moderator Denis Scheck über Anekdoten aus seinem Leben und Privates - etwa über sein jahrelanges Lotto-Spielen. Dabei habe er einiges verloren, erst kürzlich aber 7777 Euro gewonnen. Auf die Frage des Moderators, was er denn mit dem Geld mache, sagte der Schriftsteller: "Ich hab's noch gar nicht."
Autor:Christian Schweizer aus Bretten |
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