Bretten: Heftiger Streit um Sozialwohnungen

Auf diesem Gelände Am Knittlinger Berg in Gölshausen sollen Sozialwohnungen entstehen. | Foto: swiz
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Nach Gemeinderatsbeschluss: Umfang der Sozialwohnungen Am Knittlinger Berg in Gölshausen wird reduziert.

Bretten (swiz) Zu heftigen Auseinandersetzungen ist es in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Bretten gekommen. Stein des Anstoßes war der geplante Bau von Sozialwohnungen im Stadtteil Gölshausen. Vorgesehen ist dort eine Wohnbebauung mit dreieinhalb Geschossen in der Straße „Am Knittlinger Berg“. „Ich sehe dort vor allem Wohnungen für Menschen, die in der unmittelbaren Nähe, zum Beispiel im Industriegebiet, arbeiten, aber nicht viel verdienen“, beschreibt Oberbürgermeister Martin Wolff die kommenden Mieter der Wohnungen. Ängste, die neuen Bewohner könnten den sozialen Frieden in Gölshausen stören und dort würde eine Art Ghetto entstehen, lehnt Wolff derweil ab. „Wir sollten uns davor hüten, diese Menschen zu verurteilen, bevor sie überhaupt da wohnen."

Massive Kritik von Gölshauser Ortsvorsteher

Massive Kritik gab es dennoch, vor allem von Manfred Hartmann, Ortsvorsteher von Gölshausen. „Wir stimmen dem Bau von Sozialwohnungen grundsätzlich zu, aber nicht dort und nicht in einer derart massiven Weise. In diesem Gebiet an den Bahngleisen werden die Menschen eingepfercht, da gibt es zum Beispiel auch keine Freiräume für spielende Kinder“, so Hartmann. Ohne, dass die Stadt, die an das Areal angrenzenden Grundstücke zusätzlich erwirbt, sei dort kein verträglicher Bau möglich. „So werden diese Leute doch von vorneherein ausgegrenzt und nicht integriert.“ Man dürfe jetzt keinen Schnellschuss machen, nur um etwas zu tun, so Hartmann.

"Kein Ort zum wohnen"

Kritik kam auch von Renate Knauss, SPD: „Wir sind zwar für den sozialen Wohnungsbau, weil er nötig ist, aber nicht an diesem Ort. Er ist einfach nicht würdig zum wohnen.“ Dies sah Hermann Fülberth, Die Linke, ähnlich. „Diese Bebauung als sozialen Wohnungsbau zu deklarieren, ist sehr schwierig. Man kann da bauen, aber definitiv nicht so dicht. Zudem müsste die dort ansässige Recyclingfirma weg, um Platz für Zu- und Abfahrten zu schaffen.“ Zumindest dieses Problem löst sich laut OB Wolff wohl von selbst. „Die Firma baut schon an einem anderen Ort neu und wird ihren derzeitigen Standort in Gölshausen dann verlassen.“

"Wir brauchen diesen Wohnungsbau dringend"

Verständnis für die Planungen der Stadtverwaltung äußerte dagegen Heidi Leins, FWV: „Wir brauchen diesen sozialen Wohnungsbau dringend, daher sollten die baulichen Möglichkeiten, die wir in Gölshausen haben, auch ausgenutzt werden. Es ist die richtige Richtung, in die wir da gehen.“ Das Thema unnötige Verdichtung beschäftigte vor allem auch die CDU und Bündnis 90/Die Grünen. Das Ergebnis dieser Unzufriedenheit waren zwei Änderungsanträge zum geplanten sozialen Wohnungsbau. So forderten die Grünen in einem Antrag, die Bebauung um ein Vollgeschoss zu reduzieren, während die CDU einen Antrag auf den Verzicht auf ein Halbgeschoss stellte. Angenommen wurde letztendlich der Antrag der Christdemokraten. Geplant wird ab sofort also mit nur drei Geschossen statt dreieinhalb. Diese Entscheidung hat laut Bürgermeister Michael Nöltner nicht nur Folgen für die Verdichtung. "Der Wegfall eines Halbgeschosses wirkt sich natürlich auch negativ auf die Wirtschaftlichkeit des Projekts in Gölshausen aus."

Gölshausen als Lastenträger der Stadt?

Immer wieder klang in der Sitzung des Gemeinderats aber auch ein grundsätzliches Problem an, dass die Bürger des Stadtteils Gölshausen mit den Entscheidungen der Stadt zu haben scheint. Ortsvorsteher Hartmann formulierte diese Sorgen so: „Gölshausen stagniert zunehmend einfach unter den gesamtstädtischen Belastungen.“ So werde im Stadtteil nicht nur das Industriegebiet erweitert, sondern man habe dort auch noch eine Obdachlosenunterkunft eröffnet und eine in der Römerstraße geplante Anschlussunterbringung für Flüchtlinge mit Bleiberecht in Aussicht. Irgendwo, so Hartmann, habe alles seine Grenzen.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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