"Pragmatisch statt ideologisch bei Umgehungsstraße handeln"
Brettener „aktive“ fordern bürgerorientierte Verkehrspolitik

Bretten (kn) Zur Stellungnahme der Brettener Grünen zur Thematik Gartenschau und Südwestumgehung (wir berichteten), äußern sich die „aktiven“ mit kritischen Worten. Zunächst gelte es, die Aussage der Grünen richtigzustellen, dass niemand die Abhängigkeit des „Zuschlages“ für die kleine Gartenschau in Abhängigkeit mit der Südwestumgehung gestellt habe, aber sehr wohl mit der darauffolgenden „Realisierung“. Allerdings sei richtig, dass die Südumgehung in Verbindung mit der Gartenschau alternativlos ist. „Die uns bekannten Verkehrsdaten sind sehr wohl verändert und anders prognostiziert. Zum einen zeigt die Verkehrsuntersuchung von Köhler/Leutwein von 2008 eine Prognose für die Wilhelmstraße von 21.600 Fahrzeugen pro Tag, was in einer Straße, die nur sehr wenige Menschen bewohnen, auf den ersten Blick nicht weiter schlimm ist. Schlimm wird es dann, wenn man diese Hauptverkehrsachse im Rahmen der Gartenschau minimiert. Um es deutlich zu machen, diese Minimierung zugunsten des Stadtklimas befürworten wir ausdrücklich, aber dafür müssen vernünftige Ausweichstrecken geschaffen werden“, so Jörg Biermann, Fraktionsvorsitzender von „ die aktiven“.

Verkehrszunahme in Wohngebiet zu erwarten

Weiterhin dürften die Anwohner des Wohngebietes Wanne nicht außer Acht gelassen werden. Laut Prognose werde dort eine Verkehrszunahme auf 5.200 Fahrzeuge pro Tag durch Querungsverkehr erfolgen, so die Wählerintiative. Und dies "wohlgemerkt in einem Wohngebiet und an einer Strecke an der sich drei Schulen befinden." Leider hätten die Grünen in der Vergangenheit "zuungunsten der Wannenbewohner bereits versucht, den damaligen Ausweichverkehr der Georg-Wörner-Straße über die Wanne zu lenken und wollten dieses dann auch beibehalten“, führt Biermann weiter aus.

„Persönlich dafür mitverantwortlich“

Nur die Herausnahme von bis zu 11.400 Kraftfahrzeugen pro Tag durch die geplante Südwest-Umfahrung der B 294 könne das Straßennetz der Kernstadt vom Durchgangsverkehr entlasten. Die geplante Südwest-Umfahrung der B 294 bringe gemäß Verkehrsgutachten von 2008 auch eine Entlastung der Otto-Hahn-Straße in Höhe von 900 Pkw-Einheiten pro 24 Stunden. „Jeder Gemeinderat dieser Stadt, egal welcher Gruppierung, der in irgendeiner Form dazu beiträgt, diese Umgehung doch noch zu verhindern, wird persönlich dafür mitverantwortlich sein, wenn durch Beweissicherungsverfahren die Entschädigungshöhe für den Wertverlust der Angrenzer-Immobilien der Otto-Hahn-Straße festgestellt würde. Auch hier gilt es Schaden von der Stadt abzuwenden“, so der Fraktionsvorsitzende.

„Stau-Stadt Bretten“

Weiterhin werde für das Jahr 2030 eine Zunahme der Brettener Bevölkerung auf 33.000 Einwohner prognostiziert. „Mehr Menschen im ländlichen Raum brauchen dann mehr Mobilität. Integrierte Mobilitätskonzepte müssen sein, in den Ballungsräumen sind diese notwendiger und machbarer als im ländlichen Raum. Kaum einer will hier einen überfüllten, infektionsfördernden ÖPNV haben oder im Winter oder bei Regen seine Einkäufe und Arztbesuche mit dem Fahrrad machen.“ Das zeige sich schon ohne die Trendumkehr durch Corona. Und laut den ersten Zahlen des Mobilitätskonzeptes seien in Bretten 63 Prozent auf ihr Auto und damit auf den Individualverkehr dringend angewiesen, gerade bei einer Flächenstadt wie Bretten mit ihren Stadtteilen. Dagegen zeigten neun Prozent Fahrrad-Affinität wie der Trend in Bretten ausschaue. „Diesen Trend könnte man zwar steigern, und das ist in der Kernstadt auch sinnvoll, aber nicht zuungunsten der anderen 81 Prozent der Verkehrsteilnehmer. Das würde sonst ins Absurde gehen und damit eher Schaden anrichten, vor allem auch für die lokalen Geschäfte, wenn in die 'Stau-Stadt Bretten' niemand mehr zum Einkaufen kommen möchte", betont Biermann.

„Naherholungsgebiet Rechberg nicht oder nur wenig betroffen“

Als pragmatischen und realitätsnahen Lösungsansatz sehen „ die aktiven“ einen Workshop an, in dem nicht das "ob", sondern das "wie" einer Umgehungsstraße zu maximalem Nutzen mit minimalem Natureingriff und minimalen Belastungen der Bevölkerung einhergeht. Ansatzpunkt wäre eine maximierte Tunnellänge unter dem FFH-Gebiet, wenn auch kostspieliger sowie mögliche Wildbrücken und zusätzliche Brücken für Fußgänger und Radfahrer. „Es ist auch in unser aller Interesse, die Veränderung der Natur so gering wie möglich zu halten. Eine Lärmzunahme oder einer Einschränkung der Aussicht wird es nach unserer Auffassung in den wenigsten der Fälle geben, da ein Bundesstraßen-Neubau in unserer heutigen Zeit nach strengen Richtlinien erfolgen muss, der eben genau dieses berücksichtigt. Im Übrigen ist das Naherholungsgebiet Rechberg nicht oder nur wenig betroffen, weil es innerhalb der Umgehungsstrecke zur Kernstadt liegt“, unterstreicht Biermann.

Autor:

Kraichgau News aus Bretten

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