"Wir haben schon vieles umgesetzt"
Brettener Klimaschutzbeauftragte Andreas Hintz zieht Bilanz
Bretten (kn) Seit März 2022 ist Andreas Hintz Klimaschutzbeauftragter der Stadt Bretten. Angesiedelt ist die Stelle im Amt für Stadtentwicklung und Baurecht. Die Energiekrise hat die Thematik, mit der sich Hintz täglich beschäftigt, noch mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Im Interview zieht der Klimaschutzmanager eine erste Bilanz seiner Arbeit und blickt auf die Herausforderungen.
Was sind die Aufgaben als Klimaschutzmanager?
So vielschichtig wie der Klimaschutz an sich ist, so vielschichtig ist auch mein Aufgabengebiet. Ich habe mit sämtlichen Aufgabengebieten zu „Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Bretten“ zu tun. Übergeordnetes Ziel, an dem ich meine Arbeit ausrichte, ist die Erreichung der Klimaneutralität Brettens bis 2035, welche vom Gemeinderat beschlossen wurde. Die Implementierung meiner Stelle war generell ein sehr wichtiger Schritt in Richtung mehr Klimaschutz für Bretten.
Können Sie konkrete Projekte aus Ihrem Arbeitsalltag nennen?
Es geht um die schrittweise Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele und der definierten Maßnahmen der Klimaschutzstrategie der Stadt Bretten. Konkret wird das zum Beispiel bei der Umsetzung des Energieplans der Stadt Bretten. Eine von 14 priorisierten Maßnahmen hieraus ist die Errichtung des Bioenergiedorfs Dürrenbüchig, welches sich aktuell in der Planungsphase befindet. Zu meinen Aufgaben gehört aber etwa auch die Analyse des Carsharing-Angebots in Bretten, die Beantragung und Abwicklung von Förderprogrammen und die Steuerung und Begleitung des Klimaschutzprozesses „European Energy Award“ (eea) mit dem Ziel, Bretten mit dem eea zu zertifizieren. Eine Daueraufgabe ist natürlich die projektbezogene Öffentlichkeitsarbeit und die Durchführung und Moderation von Informationsveranstaltungen und Workshops. Das sind aber nur ein paar Beispiele aus einem sehr breiten Themenspektrum.
Wie fällt nach neun Monaten die Bilanz aus? Wie ist Bretten im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz aufgestellt?
Bretten hat bereits viele Maßnahmen zum Thema Klimaschutz geplant und umgesetzt. Die Stadtverwaltung ist sich ihrer Vorbildfunktion im Bereich des Klimaschutzes bewusst, wenngleich auch bei einzelnen Themen eine Abwägung unterschiedlicher wichtiger Belange stattfinden muss. Der Brettener Gemeinderat hat sich als erster im Landkreis Karlsruhe dazu verpflichtet, innerhalb von 15 Jahren bilanzielle Klimaneutralität zu erreichen, was ich sehr positiv finde. Mit der Schaffung meiner Stelle wird das Thema „Klimaneutrale Kommunalverwaltung und Klimaschutz“ in Bretten nun ganzheitlich angegangen. Zum Erreichen der bilanziellen Treibhausgasneutralität bis 2035 muss natürlich noch viel getan werden. Wenn Bretten die sich selbst auferlegten Klimaschutzmaßnahmen konsequent verfolgt und umsetzt, sehe ich eine Chance, das sehr ambitionierte Ziel netto Treibhausgasneutralität zu erreichen. Ein Zusammenarbeiten Hand in Hand ist hierfür jedoch unerlässlich.
Die Energiekrise hat die Anstrengungen im Bereich der Einsparungen massiv beschleunigt. Was tut die Stadt Bretten und wie sind Sie involviert?
Die Stadt Bretten tut in diesem Bereich schon sehr viel, etwa beim Energiemanagement kommunaler Gebäude, bei energieeffizienter Straßenbeleuchtung, der Verringerung des Energiebedarfs bei der Abwasserbehandlung und so weiter. Die hauptsächliche Umsetzung all dieser Einsparmaßnahmen der Stadt Bretten ist beim Amt Bauen, Gebäudemanagement und Umwelt angesiedelt. Wir sind aber in ständigem Austausch und arbeiten gut zusammen. Ich bin außerdem Mitglied im Energie-Krisenstab. Jedes Amt berichtet hier über seine Möglichkeiten und Anstrengungen, Energie einzusparen. Und zu guter Letzt habe ich das Klima-Café für Mitarbeiter der Stadtverwaltung ins Leben gerufen. Dabei geht es insbesondere um die Sensibilisierung der Kolleginnen und Kollegen zum Thema Energiesparen, was über eine Veränderung des Nutzerverhaltens möglich ist.
Was sind die mittel- und langfristigen Herausforderungen, um eine klimaneutrale Stadt zu werden?
Wir müssen hier unterscheiden zwischen dem Auftrag, eine klimaneutrale Kommunalverwaltung zu werden, was meiner Stellenbeschreibung entspricht, und der klimaneutralen Stadt. Diese bezieht die Kommunalverwaltung mit ein, geht jedoch weit darüber hinaus. Der Klimaschutz beziehungsweise das Erreichen einer klimaneutralen Stadt ist eine gesamtgesellschaftliche Zukunftsaufgabe. Klimaneutral zu wirtschaften ist einerseits Grundvoraussetzung für unsere gemeinsame positive Zukunft, andererseits aber eine große Herausforderung – sowohl für Kommunalverwaltungen als auch für Industrie, Gewerbe und die Bürgerschaft. Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Stadt müssen sehr viele Bereiche des städtischen Lebens so verändert werden, dass sie dem angestrebten Ziel entsprechen. Trotz aller Ambition bei der Minimierung der Treibhausgas-Emissionen soll sich zugleich das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in der Stadt weiter mit möglichst wenig Einschränkungen entfalten können und die individuellen Freiheiten der Bürgerinnen und Bürger sollen nicht wesentlich eingeschränkt werden. Vielmehr sollen nachhaltige Angebote und Infrastrukturen entstehen, die eine Verhaltensänderung zugunsten der Klimaneutralität dadurch befördern, dass sie eine attraktive und akzeptable Verhaltensoption darstellen.
Worin bestehen die konkreten Herausforderungen und Handlungsansätze?
Hintz: Eine Stadt benötigt zunächst ein Klimaschutzkonzept und damit einhergehend Ziele, die es umzusetzen gilt. Bretten hat dies in Form des Energieplans mit über 100 verorteten Handlungsansätzen, die eine CO2-Einsparung bewirken. Langfristige Herausforderung ist die Umsetzung dieses Energieplans. Um die vom Gemeinderat beschlossene Klimaneutralität bis 2035 umzusetzen, sind jedoch weitere Aufgaben elementar.
Nennen Sie gerne Beispiele.
Hintz: Zunächst muss die Entstehung von Treibhausgasemissionen in allen Sektoren vermieden werden. Konsequente Effizienzsteigerungen in allen Bereichen sind dabei unabdingbar, ebenso wie ein verändertes Mobilitätsverhalten. Für die Realisierung der Klimaschutzziele des Landes wurde für den Brettener Energieplan ein Absenkungspfad in den drei Sektoren bis 2050 wie folgt angenommen: Minus 14 Prozent im Stromsektor, Minus 64 Prozent im Wärmesektor und Minus 49 Prozent im Verkehrssektor. Ein weiterer entscheidender Punkt, damit uns das gelingt, ist die vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien. Darüber hinaus ist die Bilanzierung beziehungsweise das Monitoring der Emissionen immer wichtig, um die Fortschritte zu überwachen und Verbesserungen tätigen zu können.
Autor:Kraichgau News aus Bretten |
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