Camp de Gurs - die Vorhölle von Auschwitz

Jugendliche aus Konstanz tragen ihre Gedanken zum Schrecken der Deportation vor.
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  • Jugendliche aus Konstanz tragen ihre Gedanken zum Schrecken der Deportation vor.
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Wunderschönes Wetter in Gurs. Und das soll die Vorhölle von Auschwitz gewesen sein? Diese Frage stellten sich Willi Kraft, Carolin Eichenberg und Heidemarie Leins. Doch sie erlebten bei der zentralen Gedenkfeier auf dem Friedhof die Verschiedenartigkeit der Gefühle.
Gurs steht an 4. Stelle der französischen nationalen Denkmäler. Dieser Tatsache wurden auch die hochrangigen Redner gerecht. Besonders beeindruckend war die Schilderung von zwei Freiburger Schicksalen. Angesichts der nahenden Deoprtation nahm sie sich das Leben. Lieber sich selbst töten, als getötet zu werden. Die Vorsitzende der israelitischen Gemeinde Freiburg Irina Katz berichtete davon.

Mitgereist war auch Hans Flor aus Heidelberg. Hochbetagt stellte er sich für das Zeitzeugengespräch zur Verfügung. Er erzählte von seiner frühen, unbeschwerten Jugend als Kind eines arischen Vaters und einer jüdischen Mutter. Das änderte sich, als die Nazis das Regime übernahmen. Sein Vater sammelte alle Unterlagen, wie Erlasse, Verordnungen, Verbote. Sogar einen Judenstern konnte Hans Flor zeigen. Im Ausweis war ein großes J eingetragen und hinzu kam der Zusatz „Sara“ oder „Israel“ beim Vornamen.
Ausgrenzung, Verbote und Abzugebendes – diese drei Blöcke bestimmten das Leben. Zu den Verboten gehörte auch der Schulbesuch. Er wurde von seinen Eltern unterrichtet mit Lernmaterial eines Fernkurses, das der Vater als Arier bestellen konnte. Keine Zeitschrift, keine kulturellen Veranstaltungen, keine öffentlichen Verkehrsmittel, keine Kleiderkarte, kein Fleisch, Eier oder Milch usw. Hans Flor zählte noch mehr auf. Er meinte, man richtete sich in dieser Mischehe ein. Doch im Januar 1945 wurden auch sie ins Sammel- und Durchgangslager Theresienstadt deportiert. Nach wenigen Monaten kamen die befreienden, russischen Soldaten und man war gerettet.
Betroffenheit herrschte bei den Zuhörern, als er dann sagte, dass es für ihn unverständlich sei, wenn jemand mit dem Hakenkreuz Propaganda macht. Allen gab er auf den Weg, dass der Einsatz für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit sein muss.

Dr. Ernst Otto Bräunche vom Stadtarchiv Karlsruhe referierte über den sehr frühen Antisemitismus des 19. Jhdts, der im 20. Fortgesetzt wurde. Die NSDAP war antisemitisch ausgerichtet. Erste Ausschreitungen gegen Juden 1920, wo Karstadt geplündert wurde. 1922 wird mit Plakaten geworben „Juden an den Galgen“. Robert Wagner und Hitler treffen sich in Landsberg. Ab 1927 gibt es dann die Zeitung „Der Führer“, gedruckt in der Gauhauptstadt Karlsruhe. Die Hetze in allen Bereichen ging weiter und wurde manifestiert durch die Machtübernahme. Jetzt gab es kein Zurück mehr. So schloss sich der Kreis bis zur Deportation unter Robert Wagner, der bis zum Friedhof in Gurs führt. Günther Klotz, OB von Karlsruhe, war der Initiator der Unterstützung der Gedenkstätte, die der Oberrat der IRG federführend bis heute inne hat.

Der nochmalige Friedhofbesuch diente nun dem Aufsuchen der Brettener Opfer. Steinchen aus Bretten legten Willi und Caroline auf die Grabsteine und Heidi Leins berichtete aus dem Leben der Opfer, deren Lebensweg recherchiert ist. Aber auch aus den Dokumenten derer, die kurz vor dem lebensrettendem Visum standen, und es doch nicht schafften. Sie standen vor dem Weg in die Gaskammern des Ostens.

Es war schön, die unterschiedlichsten Jugendlichen kennenzulernen, um ihnen gemeinsam den Opfern des Nationalsozialismus, auch unserer Brettener Mitbürger, zu gedenken, so Caroline und Willi. Der kulturelle Austausch beim Abendessen hat uns alle sehr berührt. Wir sind sehr froh darüber, diese Erfahrungen gemacht zu haben.
Heidemarie Leins, Willi Kraft und Caroline Eichenberg

Autor:

Heidemarie Leins aus Bretten

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