Regionalplan und Flächenversiegelungen
Chancen für Veränderung erkennen

Heute Felder, morgen Gewerbegebiet?
Blick in Richtung Rinklinger Wald | Foto: Björn Böttle
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  • Heute Felder, morgen Gewerbegebiet?
    Blick in Richtung Rinklinger Wald
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Die Bedeutung des Regionalplans für die Zukunft von Bretten
Vor zwei Jahren präsentierte der Regionalverband Mittlerer Oberrhein die Pläne zur Fortschreibung des Regionalplans [4] im Gemeinderat Bretten, in welchem rund 197 Hektar als Siedlungserweiterungsflächen [5][6] vorgesehen waren. Die Reaktionen darauf fielen kontrovers aus und entfachten einen breiten öffentlichen Diskurs über die zukünftige Gestaltung der Stadt.

Im Beschluss der Gemeinderatssitzung [7] wurden die Flächen auf rund 118 Hektar reduziert. 
Diese setzten sich wie folgt zusammen

  • Wohnen: ~46,1 ha vom Gemeinderat beschlossen (ursprünglich ~60,3 ha)
  • Gemischte Nutzung: ~14,6 ha vom Gemeinderat beschlossen (ursprünglich ~16,9 ha)
  • Gewerbe: ~118,2 ha vom Gemeinderat beschlossen (ursprünglich ~197,3 ha)

Zum Vergleich: Die durch Wohnbebauung (und Infrastruktur) versiegelte Fläche der beiden größten Gemeinden Diedelsheim und Rinklingen beträgt zusammen in etwa 130 Hektar.

Was ist der Regionalplan?
Der Regionalplan ist ein strategisches Planungsinstrument, das auf regionaler Ebene ausgearbeitet wird, um langfristige Zielsetzungen zu definieren und den Kurs für eine nachhaltige und ausgewogene Entfaltung einer Region zu setzen. Er fungiert als Leitfaden für die räumliche Gestaltung von Städten, Gemeinden und Landschaften innerhalb eines bestimmten Gebiets und legt die Grundlagen für künftige Projekte und Maßnahmen fest.

Landwirte und Bürger vereint gegen Pläne - Naturschutzverbände planen Volksantrag
In einer Demonstration sprachen sich Landwirte gegen den ersten Entwurf aus. Die geplanten Maßnahmen, die eine Veränderung der Flächennutzung vorsahen, stießen zudem auf Widerstand aus der Bevölkerung. In einer Online-Petition [8] zeigten zahlreiche Bürger ihre Solidarität und äußerten ihre Sorgen über die Auswirkungen der Pläne auf die Umwelt und ihre Lebensqualität.

Unterdessen bereiten Naturschutzverbände einen Volksantrag bei der Landesregierung vor, um dem Thema Flächenverbrauch eine breitere und nachhaltigere Diskussion zu ermöglichen. Der Antrag, der unter dem Namen "Ländle leben lassen" [1] läuft, setzt sich für den Schutz der natürlichen Lebensräume und die Erhaltung der Landwirtschaft ein. Die Verbände hoffen, dass der Volksantrag die Entscheidungsträger dazu bewegen wird, den Fokus verstärkt auf eine ökologisch und sozial verantwortungsbewusste Regionalplanung zu legen und somit eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.

Aussagen von OB Wolff und die Unklarheiten
Die Diskussion wurde zusätzlich befeuert, als vor einem Jahr das Regierungspräsidium die Pläne zur Südwestumfahrung präsentierte und OB Wolff auf die Verbindung zwischen dieser Umfahrung und den Gewerbeflächen im Rinklinger Südwesten angesprochen wurde. In einer überraschenden Antwort erklärte OB Wolff damals, dass "dieses Gewerbegebiet vom Tisch" sei. Diese Aussage führte zu Verwirrung und Interpretationsspielraum. Die leitende Planerin bestätigte auf Anfrage, dass für Bretten alle Flächen unverändert in den Plänen enthalten bleiben. Inwieweit die das Gewerbegebiet nun wirklich "vom Tisch ist" lässt sich abschließend nicht bewerten.

Entscheidung über Flächenversiegelungen: Eine wichtige Weichenstellung für Bretten
Der aktualisierte Regionalplan, der in einer der kommenden Sitzungen des Gemeinderats (geplant für Mitte 2023) erneut vorgestellt werden soll, bietet eine entscheidende Gelegenheit, die Weichen für eine zukunftsfähige und lebenswerte Stadt Bretten zu stellen. Die Entscheidungsträger sollten diesen Moment nutzen, um die Auswirkungen von Flächenversiegelungen auf die Umwelt, die Biodiversität und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger sorgfältig zu prüfen.

Umdenken in der Kommunalpolitik für eine nachhaltige Zukunft
Die sich verschärfende Klimakrise erfordert ein Umdenken in der Kommunalpolitik und die Bereitschaft, innovative und nachhaltige Lösungsansätze zu verfolgen. Eine umsichtige Stadtentwicklung, die den Schutz wertvoller Natur- und Agrarflächen, die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und die Nachverdichtung bestehender Flächen priorisiert, ist unerlässlich, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden.

Optionen zur Verhinderung von weiteren Flächenversiegelungen

  • Nachverdichtung: Die Nutzung von innerstädtischen Brachflächen und ungenutzten Grundstücken für Wohn- und Gewerbezwecke kann die Ausweitung von Siedlungsflächen begrenzen.
  • Förderung des öffentlichen Nahverkehrs: Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ermöglicht eine Reduzierung des Individualverkehrs und trägt dazu bei, den Bedarf an neuen Verkehrsflächen zu minimieren.
  • Umwandlung von Industriebrachen: Die Revitalisierung von Industriebrachen für neue Nutzungen kann dazu beitragen, vorhandene Flächen sinnvoll zu nutzen und vor weiterer Versiegelung zu schützen.

Chancen und Perspektiven einer nachhaltigen Stadtentwicklung

  • Nachhaltige Stadtentwicklung: Durch eine nachhaltige Stadtplanung können lebenswerte und zukunftsfähige Städte geschaffen werden, die ökologische, soziale und ökonomische Aspekte berücksichtigen.
  • Stärkung der Biodiversität: Die Erhaltung von Grünflächen und natürlichen Lebensräumen fördert die Artenvielfalt und den Schutz bedrohter Pflanzen und Tiere.
  • Klimaschutz und Anpassung: Eine Reduzierung der Flächenversiegelung trägt zum Klimaschutz bei, indem sie die CO2-Speicherfunktion des Bodens unterstützt und gleichzeitig das Risiko von Überflutungen und Hitzeinseln verringert.
  • Zukunftsfähige Wirtschaftsentwicklung: Eine nachhaltige Stadtentwicklung kann innovative Unternehmen und Start-ups anziehen, die auf grüne Technologien und nachhaltiges Wirtschaften setzen.
  • Partizipation und Bürgerbeteiligung: Die Diskussion über Flächenversiegelung bietet die Möglichkeit, die Bevölkerung aktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und gemeinsam Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu erarbeiten.

Die Herausforderungen annehmen: Umdenken für ein nachhaltiges Bretten
Die Diskussion über die Flächenversiegelung verdeutlicht, dass das zukünftige Bild von Bretten verändert werden muss, um den kommenden Herausforderungen gerecht zu werden. Dabei müssen persönliche Vorlieben hintenanstehen, wenn es um die nachhaltige Zukunft der Stadt und aller Bewohner geht. Die geplante Errichtung des Melanchthon Towers ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie sich das Stadtbild zukünftig verändern wird, auch wenn dies sicher nicht jedem gefällt.

Für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft von Bretten
Indem wir die Herausforderungen annehmen und eine umweltbewusste und sozialverantwortliche Stadtplanung verfolgen, können wir gemeinsam eine lebenswerte und zukunftsfähige Stadt Bretten gestalten, die nicht nur den Bedürfnissen der heutigen Generation, sondern auch den kommenden Generationen gerecht wird. Die Entscheidungsträger haben die Möglichkeit, die Weichen für eine nachhaltige Zukunft zu stellen und eine Stadt zu schaffen, in der Natur und Mensch im Einklang miteinander leben.

Es liegt in unserer Verantwortung, die Potenziale der vorhandenen Flächenressourcen sinnvoll zu nutzen und dabei die ökologischen und sozialen Belange zu berücksichtigen. Nur durch ein gemeinsames Umdenken und Handeln können wir die Chancen für Veränderungen nutzen und Bretten zu einer Vorreiterstadt für Nachhaltigkeit machen. Die Zeit drängt, denn der Klimawandel schreitet voran und die Auswirkungen werden immer deutlicher spürbar.

Es ist an der Zeit, vom "Weiter so" abzuweichen und stattdessen zukunftsweisende Alternativen zu prüfen. Die Umwelt braucht Schutz, die Biodiversität muss erhalten werden, und die Lebensqualität der Menschen sollte oberste Priorität haben. Wir müssen jetzt handeln, um den kommenden Generationen eine lebenswerte Umgebung zu hinterlassen. Vor allem die Kommunalpolitiker stehen in der Verantwortung, mutige Entscheidungen zu treffen, die die Interessen der Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner langfristig berücksichtigen.

Die Optionen zur Verhinderung weiterer Flächenversiegelungen liegen auf dem Tisch: Nachverdichtung, Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und die Umwandlung von Industriebrachen sind nur einige davon. Es ist an der Zeit, diese Möglichkeiten zu nutzen und eine nachhaltige Stadtentwicklung voranzutreiben.

Die kommenden Monate sind entscheidend, um die Weichen für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft zu stellen. Die Bürgerinnen und Bürger haben das Recht, an Entscheidungsprozessen beteiligt zu werden, denn es geht um ihre Heimat. Eine aktive Bürgerbeteiligung kann innovative Ideen hervorbringen und die Umsetzung nachhaltiger Konzepte unterstützen.

Die Zukunft von Bretten liegt in den Händen seiner Bewohnerinnen und Bewohner sowie seiner politischen Entscheidungsträger. Lasst uns gemeinsam für eine nachhaltige Stadt eintreten, in der Natur und Stadtentwicklung Hand in Hand gehen und das Wohlergehen aller im Fokus steht. Jeder Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zählt, und es liegt an uns allen, diese Verantwortung zu tragen.

Weitere Informationen:

  1. Volksantrag "Ländle leben lassen"
  2. Kartenvergleich Flächenversiegelung 1968 / 2022
  3. Stellungnahme BUND zum Regionalplan 
  4. Regionalplan Mittlerer Oberrhein
  5. Vorlage zur Gemeinderatssitzung 29.06.2021
  6. Regionalplan Beteiligung Entwurf (Gemeinderatssitzung vom 07.06.2021) 
  7. Ergebnisse der Gemeinderatssitzung vom 20.07.2021
  8. Online Petition Regionalplan mit Transparenz & Bürgernähe
Heute Felder, morgen Gewerbegebiet?
Blick in Richtung Rinklinger Wald | Foto: Björn Böttle
Streuobstwiese in Rinklingen | Foto: Tilo Kaiser
Autor:

Björn Böttle aus Bretten

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