Schlagabtausch im Brettener Gemeinderat
Deuerer plant Lüftungsanlagen und einen Neubau in Rinklingen

Der Tiernahrungshersteller Deuerer will in Rinklingen Lüftungsanlagen für die Abluftreinigung und ein Gebäude für Sozialräume bauen. | Foto: hk
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Bretten (kuna) Einen denkwürdigen Auftritt in der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres in Bretten legten Roland Hagner und Alexander Haller von der Firma Deuerer hin. So ging es am Dienstagabend, 19. Dezember, eigentlich nur um eine Kenntnisnahme der Stadträte zu einem Bauantrag für die Errichtung von lüftungstechnischen Anlagen und Sozialräumen in Rinklingen. Doch das Geschehen artete schnell in einen Schlagabtausch aus, bei dem die Vertreter des Brettener Tiernahrungsherstellers zu grundlegenden Fragen des Gremiums Stellung beziehen mussten.

Keine Wohnräume, sondern Sozialräume

Alexander Ranoarivony, Leiter des Sachgebietes Stadtentwicklung und Planung, stellte das Bauvorhaben eingangs vor und sprach zunächst von einem „lokalen mittelständischen Unternehmen“. Dieses plane, aufgrund häufiger Geruchsbeschwerden im Jahr 2022, den Bau von Lüftungsanlagen zur Abluftreinigung sowie den Neubau eines Sozialgebäudes.

Letzteres soll direkt an der Rinklinger Straße entstehen, wo es bereits ein Bestandsgebäude mit Büros und Garagen gibt. Dieses soll einem Gebäude weichen, das drei Geschosse umfasst und ein Flachdach mit extensiver Dachbegrünung erhalten soll. Oberbürgermeister Martin Wolff stellte entgegen bereits kursierender Gerüchte klar: „Es handelt sich dabei nicht um Wohnräume, sondern um Sozialräume für die arbeitende Bevölkerung.“

Lüftungsanlagen sollen Rinklinger entlasten

Um welches Unternehmen es sich handelt, wurde auch dem Letzten klar, als Hagner und Haller aus den Zuschauerreihen aufsprangen und sich kurzerhand als Vertreter von Deuerer vorstellten. Das Ziel des vorliegenden Bauantrages sei es, die Bevölkerung in Rinklingen zu entlasten, versicherte Hagner,  Prokurist von Deuerer. Dies solle auch dadurch geschehen, indem die besonders geruchsintensiven Produktionslinien von Sticks und Schleck-Snacks in Zukunft an den Standort Rüdtwald in Gölshausen verlagert würden.

Gute Erfahrungen mit Lüftungsanlage

Für die Übergangszeit – Hagner sprach von den nächsten drei Jahren – werde das Unternehmen zwei Millionen Euro für Lüftungsanlagen in Rinklingen investieren. Mit diesen habe man bereits gute Erfahrungen gemacht. „Dieselben Anlagen haben wir auch in Fulda und seitdem gibt es keine Beschwerden aus der Bevölkerung wegen dem Geruch mehr“, versicherte der Prokurist.

Räume für Waschanlagen und Betriebsrat

Bei den Sozialräumen handle es sich um ein Gebäude mit vollautomatischen Waschanlagen sowie Räumen für den Betriebsrat. Dieser umfasst nach Angaben von Hagner derzeit 15 Personen, drei davon seien freigestellt.

120 Millionen Euro für den Standort Rüdtwald

Über die Investitionen in die Lüftungsanlagen zeigten sich die Stadträte reihum zufrieden, drängten aber auf eine Antwort darauf, ob die Produktion in Rinklingen zukünftig eingestellt wird. „Wir warten schon lange auf einen Bauantrag für den Rüdtwald“, merkte Edgar Schlotterbeck (SPD) an. Hagner erwiderte, dass das Unternehmen die Investitionen in den ersten Bauabschnitt – immerhin handle es sich dabei um 120 Millionen Euro – auch erst einmal verkraften müsse. Weitere Planungen seien noch nicht konkret darstellbar.

Sozialräume für Standort Rüdtwald notwendig

Otto Mansdörfer (Grüne) bezeichnete die Entwicklungen für Rinklingen als eine „Fahrt in den Nebel“. Er sah in dem Sozialgebäude die Gefahr einer Verfestigung dieses Standortes. Haller, Geschäftsführer von Deuerer, stellte klar, dass man den Betrieb in Rinklingen zwar massiv runterfahren, aber nicht schließen wolle. Für den ersten Bauabschnitt in Gölshausen sei demnach ein „Technologiesprung“ notwendig, für den es ausgebildete Mitarbeiter brauche, die Deuerer in Rinklingen ausbilden werde und daher das Sozialgebäude benötige.

"Pläne kommen so oder so"

Diese Aussage bezeichnete die fraktionslose Stadträtin Sibille Elskamp als eine Erpressung: Immerhin würde das bedeuten, dass Investitionen in den Standort Rüdtwald nur mit Genehmigung des vorliegenden Bauantrages für Rinklingen stattfinden würden. Die Pläne des Unternehmens, stellte Elskamp resigniert fest, „liegen dem Gemeinderat sowieso nur zur Kenntnisnahme vor und werden kommen, so oder so.“

Rinklinger Straße sanierungsbedürftig

Auch der Rinklinger Ortsvorsteher Timo Hagino meldete sich zu Wort und sprach von „vielen Problemen“, die Deuerer dem Stadtteil beschere und nicht gelöst werden könnten, solange sich das Unternehmen in dem Stadtteil befinde. So sei die Rinklinger Straße durch das hohe Verkehrsaufkommen, durch den Lkw-Verkehr und die Mitarbeiter von Deuerer, sanierungsbedürftig. Auch er schloss sich dem Urteil von Elskamp an und stellte fest: „Wehren können wir uns dagegen nicht.“

Autor:

Kathrin Kuna aus Bretten

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