Gemeinderat stimmt für Weiterentwicklung eines Gründer- und Innovationszentrums auf dem Mellert-Fibron-Areal
Ein Platz für Gründer in Bretten

Auf dem Areal des Mellert-Fibron-Geländes in Bretten soll ein Gründer- und Innovationszentrum entstehen. ger
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Bretten (swiz) In Bretten soll mit dem Bau eines Gründer- und Innovationszentrums auf dem Mellert-Fibron-Areal ein Platz für junge Start-Ups geschaffen werden. Einstimmig beauftragte der Gemeinderat in seiner gestrigen Sitzung die Verwaltung mit der Weiterentwicklung des Projekts. Das Zentrum soll für willige Existenzgründer dabei gleich mehrere Aufgaben erfüllen. Diese erläuterte Moritz Meidert, Geschäftsführer der Firma Gründerschiff, die die Stadt bei der Entwicklung der inhaltlichen Konzeption unterstützt hat und später auch als Berater bei der weiteren Entwicklung des Zentrums fungieren könnte.

Großes Angebot für Gründer

Demnach soll es in dem Gebäude unter anderem ein Servicebüro geben, das als Anlaufstelle für organisatorische, logistische und soziale Fragen dient und in dem auch Gründerberatungen abgehalten werden können. Zudem soll eine offen gestaltete Arbeitsfläche mit bis zu zehn Einzelarbeitsplätzen (Coworking-Space) sowie verschiedene Besprechungs- und Workshopräume geschaffen werden. Dazu sollen sich noch Begegnungs- und Gemeinschaftsbereiche sowie eine Veranstaltungsfläche für bis zu 120 Personen gesellen. Abgerundet werden soll das Angebot durch sogenannte Gründerbüros - kleinteilige Büroflächen ab 16 Quadratmetern, ausgestattet mit schnellem Internet und kreativ nutzbaren Wänden. Ziel sei es, so Meidert, "Gründer so zu unterstützen, dass sie überproportional erfolgreich sind". Dies soll unter anderem durch Aus- und Weiterbildungsangebote, den Aufbau eines lokalen Gründungsnetzwerkes, öffentliche Vortrags- und Workshopreihen sowie Gründungskulturevents wie einer "Start-Up-Night" und unternehmensübergreifende Programme erfolgen.

Gute Erfolgschancen für Zentrum?

In Bretten sehe man dabei gute Erfolgschancen für ein solches Zentrum, auch wenn in der Melanchthonstadt aufgrund einer geringen Arbeitslosenquote, fehlender Hochschulen und stabiler Wirtschaftsstrukturen nur wenige Gründungen erfolgten. Allerdings gebe es im direkten Umfeld des geplanten Zentrums "attraktive Unternehmen der IT-Branche, die offen für die Zusammenarbeit mit Start-Ups sind", heißt es in der Verwaltungsvorlage zum Tagesordnungspunkt. In Gesprächen mit Vertretern dieser Unternehmen sei zum einen die Bedeutung eines solchen Zentrums für Bretten gelobt worden. Weil die Gründeraktivität aber als gering eingestuft werde, sehe man zum anderen keinen Bedarf für ein reines Gründerzentrum. Dennoch, so Meidert, seien die Unternehmen einer Zusammenarbeit mit dem geplanten Standort gegenüber aufgeschlossen. Vorstellen könnten sich die Firmen unter anderem Kooperationen bei Veranstaltungen oder die Nutzung der dortigen Flächen durch unternehmenseigene Innovationsteams oder für die Veranstaltung von Workshops.

Büroneubau auf dem Mellert-Fibron-Areal geplant

Untergebracht werden soll das Innovationszentrum in einem Büroneubau auf dem Mellert-Fibron-Areal. Dabei wird sich das Zentrum nach dem Willen der Verwaltung über zwei Vollgeschosse, Erdgeschoss und erstes Obergeschoss, auf 800 Quadratmetern erstrecken. In die Stockwerke drei und vier soll eine nicht näher genannte Firma einziehen, wie Frank Bohmüller, Leiter des Amts für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften, ausführte. Gebaut werden soll das Gebäude in einer Eigentümergemeinschaft. Dies bedeute, so Bohmüller, die Kommunalbau errichte die unteren beiden Stockwerke, die noch nicht genannte Firma dann die beiden oberen Etagen. Betrieben werden soll das Gründungszentrum von der Stadt Bretten.

Viele Fragen im Gemeinderat

Die Rätinnen und Räte zeigten sich von der Idee eines Innovationsortes in Bretten in der folgenden Aussprache durchaus angetan, kritisierten jedoch die noch bestehenden Unklarheiten. "Wie hoch sind die Kosten für die Stadt, gibt es überhaupt Bedarf und wie sieht ein eventueller Beratervertrag mit der Firma Gründerschiff aus?", formulierte CDU-Sprecher Martin Knecht einige der Fragen seiner Fraktion. Es gelte, so Oberbürgermeister Martin Wolff, nun erst einmal die Grundidee auszuarbeiten und mit Zahlen zu untermauern. Nur dafür gebe der Rat momentan seine Zustimmung. Nicht "so reserviert" wie die CDU, zeigte sich Grünen-Sprecher Otto Mansdörfer: "Wir haben da ein zukunftsorientiertes Konzept vor uns", gab er sich überzeugt. Dennoch gelte es weiter zu denken: "Wenn ein Unternehmen im Gründerzentrum wächst und irgendwann dort rauswill, wird es nicht gleich in ein Industrie- und Gewerbegebiet wechseln können." Da brauche es noch Möglichkeiten für einen Mittelschritt.

"Brauchen klare Berechnung der Kosten"

Nicht ganz so euphorisch gab sich der FWV-Fraktionsvorsitzende Bernhard Brenner in seinem Statement. "Wenn eine städtische Gesellschaft das bezahlen und betreiben soll, dann brauchen wir eine klare Berechnung der Kosten." Dennoch stimme seine Fraktion der grundsätzlichen Weiterentwicklung des Vorhabens zu. Auch Valentin Mattis (SPD) signalisierte die Zustimmung seiner Fraktion zum Tagesordnungspunkt und betonte: "Wir sehen den Bedarf, die Gründer in Bretten zu binden." Im Hinblick auf die Ausgestaltung des Gründerzentrums mahnte er aber an, frühzeitig die Schwerpunkte des Standorts festzulegen, "um langfristig zukunftsorientierte Unternehmen zu finden".

Grundsätzlich sinnvoll?

"Grundsätzlich", so Armin Schulz (die aktiven), "sind Unterstützungen welcher Art auch immer, für Start-Ups sehr sinnvoll". Ziel müsse es dann aber sein, aus den Neugründungen irgendwann mitarbeiterstarke Gewerbesteuerzahler zu generieren. Zudem werde es nach der Pandemie zu vielen "Notgründungen" kommen. "Arbeitnehmer verlieren Krisenbedingt ihren Arbeitsplatz und wagen aus der Not heraus den Schritt in die Selbstständigkeit", so Schulz. Ob hieraus florierende Unternehmen entstehen könnten, sei fraglich.

Freier Platz bei Seeburger

Skeptisch zeigte sich auch Aufbruch Bretten-Stadtrat Hermann Fülberth. Grundsätzlich sei gegen die Idee von Gründerförderung nichts zu sagen. Allerdings müsse die Frage gestattet sein, ob man dazu gleich einen Neubau benötige oder nicht auch schon vorhandenen Platz nutzen könne. "Warum kann man nicht Räume in der Weißhofer Galerie nutzen?", so Fülberth. Diesen Gedanken griff im Anschluss auch "aktiven"-Stadtrat Jörg Biermann auf. Bei einem Treffen mit Vertretern der Firma Seeburger habe sich gezeigt, dass es bei dem Unternehmen die Möglichkeit gebe, frei gewordene Büroflächen von rund 800 Quadratmetern mit bis zu 80 Arbeitsplätzen anzumieten. Dies sei sicher eine Überlegung wert.

Autor:

Christian Schweizer aus Bretten

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