Auswirkungen der Baustellen auf Einzelhändler
"Einzelkämpfer nicht im Stich lassen"

Optimismus trotz Baustellenfrust: Die Einzelhändler in Bretten versuchen das Beste aus der Situation zu machen. hk | Foto: hk
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Bretten (hk) Seit Oktober 2021 sind die Bauarbeiten auf der Sporgasse in Bretten in vollem Gange. Der Bau der Tiefgarage soll zum diesjährigen Peter-und-Paul-Fest abgeschlossen sein, sodass diese dann während des Festes genutzt werden kann. Im Anschluss soll auf dem Areal ein Dienstleistungszentrum mit Arztpraxen entstehen. Welche Auswirkungen die Baustellen- und Parkplatzsituation auf das Geschäftsleben in der Innenstadt hat und wie sie damit umgehen, erzählen die Einzelhändler im Gespräch mit der Brettener Woche/kraichgau.news.

Frequenz in der Innenstadt hat nachgelassen

Gaby Flatinger von den Schwesterherzen in der Weißhofer Galerie ist der Meinung, dass die Kurzzeitparkplätze auf dem Engelsberg nur dann funktionieren, wenn eine regelmäßige Kontrolle durchgeführt wird, um sicherzustellen, dass sie auch tatsächlich als solche genutzt werden. Es wäre daher wünschenswert, wenn dort mehr kontrolliert werden würde, sagt sie. Auch Betina Laboranovits von der Hutschmiede hat den Eindruck, dass die Situation auf dem Engelsberg "immer angespannt ist", weil es dort einige Dauerparker gebe.
Aufgrund der konstanten Baustellensituation hätten sich viele Menschen aus Bretten aber bereits an die schwierige Parkplatzsituation gewöhnt. "Was wir aber definitiv merken: Es kommen weniger Menschen von außerhalb nach Bretten", betont Flatinger. Diesen Eindruck bestätigt auch Laboranovits: Die Frequenz in der Innenstadt habe seit Beginn der Baustelle stark nachgelassen. Selbst verkaufsoffene Sonntage oder spezielle Veranstaltungen wie der Französische Markt könnten nur punktuell wirken. Letztendlich handele es sich nur um eine Verlagerung des Umsatzes, erklärt Laboranovits und fügt hinzu: "Wenn am Sonntag eingekauft wird, ist unter der Woche weniger los."

Unkenntnis über die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt

Viele hätten die Vorstellung, so Flatinger, dass es in Bretten unmöglich sei, einen Parkplatz zu finden. "Als Einzelhändler weisen wir unsere Kunden darauf hin, dass sie zum Beispiel in der Tiefgarage Löwenhof parken können", sagt Laboranovits. Die Unkenntnis über die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt könnte laut Marcus Knodel, Inhaber von MK – Schmuck Uhren Trauringstudio, leicht behoben werden, indem die Stadt regelmäßig im Amtsblatt kommuniziere, wo es Parkhäuser gibt. Vor allem für das Parkhaus Löwenhof, das nur wenige Gehminuten von der Fußgängerzone entfernt liegt, könnte man mehr Werbung machen, so Knodel.
Die Kurzzeitfunktion am Parkautomaten an der Sporgasse für eine Stunde freies Parken sei ebenfalls vielen nicht bekannt. "Im Innenstadtbereich kann man mit Parkscheibe sogar bis zu zwei Stunden kostenlos parken – das ist ein großer Luxus", findet Flatinger. Sie sei grundsätzlich dafür, das Positive zu sehen. "Denn immer wieder höre ich von Menschen von außerhalb, wie wunderschön unsere Stadt ist. Daran sollten wir uns ruhig erinnern."
Einige Einzelhändler hätten sich jedoch mit der Situation arrangiert und würden auf neue Werbeformen setzen, um Kunden gezielt nach Bretten zu locken, erzählt Jörg Biermann, Vorsitzender der Vereinigung Brettener Unternehmen (VBU). Dabei könnten Kunden bereits im Voraus Termine vereinbaren und sich Produkte zurücklegen lassen. Seit Baubeginn hätten einige der Einzelhändler Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, während andere auf dem gleichen Niveau geblieben seien.

OB Wolff erwartet deutliche Entspannung im Sommer

Laboranovits ist indes überzeugt: "Selbst wenn die Tiefgarage fertiggestellt wird, wird sich die Belastung durch neue Baustellen, wie etwa auf der Pforzheimer Straße, wie ein roter Faden durch die Stadt ziehen." Mit der Umgestaltung der Pforzheimer Straße soll es laut Stadtverwaltung im Sommer im ersten Bauabschnitt zwischen der Georg-Wörner-Straße und der Friedrichstraße losgehen. Fraglich sei auch, wie viele Parkplätze in der neuen Tiefgarage für Besucher und Kunden zur Verfügung stehen und wie viele Dauerparkplätze sein würden. "Da wird mir schon ein bisschen Angst und Bange", sagt sie. Dass die Stadtverwaltung auf Drängen der Interessengemeinschaft Brettener Innenstadt (IGBI) mehr Parkplätze geschaffen hat – als Ausgleich zu den weggefallenen Stellplätzen während der Bauzeit – "war gut – da hat die Stadt schnell reagiert und die Lösung gut umgesetzt", lobt die Einzelhändlerin. Auf Nachfrage betont Oberbürgermeister Martin Wolff, dass Baustellen mit Einschränkungen verbunden seien, die sich nicht vermeiden lassen würden. "Deshalb war es uns als Stadtverwaltung von Anfang an wichtig, mit den Einzelhändlern ins Gespräch zu gehen, um für die Übergangszeit eine praktikable und für alle einigermaßen zufriedenstellende Lösung zu finden." Die Einrichtung von zusätzlichen Parkplätzen, etwa am Engelsberg, die man in Abstimmung mit der IGBI umgesetzt habe, "war eine gute und richtige Entscheidung, auch wenn sie die Not natürlich nicht komplett lindern kann." Er sei aber "sicher und optimistisch, dass wir mit Fertigstellung der Tiefgarage auf dem Sporgassenareal schon in diesem Sommer eine deutliche Entspannung erleben werden, was die Parksituation in der Innenstadt angeht". Und weiter: "Natürlich wünsche ich mir, dass auch der Brettener Einzelhandel mittel- und langfristig davon profitieren kann."

Einzelhändler sind in der heutigen Zeit eine Rarität

Und auch Knodel betont, dass es trotz allem erfreulich sei, dass sich in der Innenstadt etwas tue, ebenso wie Sabine Weishäupl, Inhaberin des Hotels Krone am Marktplatz, die der Meinung ist: "Der erste Schritt, um vorwärtszukommen, ist die Entscheidung, nicht da stehenzubleiben, wo man gerade ist." Heike Böhm von Formvollendet betont, wie wichtig es sei, die kleinen inhabergeführten Einzelhandelsgeschäfte zu unterstützen, die in der heutigen Zeit eine Rarität darstellten, die aber ganz genau auf die Wünsche der Kunden eingehen könnten. „Unsere Stammkunden, die trotz der Baustellen den Weg auf sich nehmen, wissen das auch zu schätzen“, sagt sie. Nur durch die Unterstützung der Kunden könne aber der Erhalt der oftmals einzigartigen Einzelhandelsgeschäfte gesichert werden. Daher appelliert sie an alle Kunden, die kleinen Einzelhandelsgeschäfte – oder wie Böhm sie nennt, Einzelkämpfer, nicht im Stich zu lassen. Einig sind sich die Einzelhändler, dass die Sporgasse in der Zukunft grün und lebendig, mit vielen Grünflächen sein solle. Auch ein Platz, der bei Bedarf als Veranstaltungsfläche genutzt werden kann, steht bei den Händlern auf der Wunschliste.

Autor:

Havva Keskin aus Bretten

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